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Die Götter 2. Das magische Zeichen

Die Götter 2. Das magische Zeichen

Titel: Die Götter 2. Das magische Zeichen
Autoren: Pierre Grimbert
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der an diesem wundersamen Ort gezeugt wurde, denn kurz danach hörte das Jal auf zu existieren. Und schließlich war ich noch Jungfrau, als ich mich seinem Vater hingab. Es ist allgemein bekannt, wie wichtig Reinheit für die Religionen ist. Bei allem, was wir über die Herkunft der Götter wissen, bin ich überzeugt, dass Josion einen göttlichen Funken in sich trägt. Vermutlich war es also seine unsterbliche Macht, die mir seine Ankunft in dieser Welt erleichterte.
    Mein erster Blick auf meinen Sohn bestärkte diese Überzeugung noch. Er war von atemberaubender Schönheit – und ist es immer noch. Er vereinte in sich das Beste beider Eltern und noch viel mehr. In seinen Augen funkelte ein außergewöhnlicher Glanz. Während der langen Monde meiner Schwangerschaft hatte ich mir meinen Sohn als starken und anmutigen Jungen vorgestellt. Die Wirklichkeit übertraf all meine Erwartungen. Für mich gab es keinen Zweifel: Josion war viel mehr als ein gewöhnlicher Sterblicher. Er war ein höheres Wesen, ein Wandler zwischen den Welten.
    Wohlweislich behielt ich meine Überzeugung für mich. Selbst Nolan sagte ich nichts davon, dabei ist er der wunderbarste Ehemann, den man sich wünschen kann. Doch er und seine Freunde waren überzeugt, dass die Götter nicht mehr existierten. Soweit wir wussten, waren die Unsterblichen zusammen mit dem Jal untergegangen, und mit ihnen waren auch die Magie und alle anderen übernatürlichen Kräfte aus der Welt verschwunden. Seitdem sind die Menschen scheinbar nur noch den Gesetzen der Zeit und der Natur unterworfen. Mit der Behauptung, für meinen neugeborenen Sohn gelte all dies nicht, hätte ich mich lächerlich gemacht. Die anderen hätten meine Worte als die Eitelkeit einer jungen Mutter abgetan.
    Es mag sein, dass Eitelkeit eine Rolle spielt, schließlich trug ich selbst zum Anbruch des neuen Zeitalters bei, indem ich das Jal verleugnete, so wie Eurydis es uns befohlen hatte. Trotzdem spürte ich, dass Josions Geist sehr viel stärker war als der Geist gewöhnlicher Sterblicher. In all den Jahren, die ich an Zuïas Seite verbracht hatte, lernte ich, die Aura der Unsterblichen zu erkennen. Und mein Sohn strahlt diese Aura seit dem Tag seiner Geburt aus – auch wenn das eigentlich unmöglich war.
    Damals empfand ich eine Mischung aus Stolz und Furcht. O ja, Josion würde stark sein. Als Kind der alten wie der neuen Zeit war mein Sohn eine Verbindung zwischen beiden Welten. Er war der letzte Nachfahre des Dara, und der erste, der nicht nach den Gesetzen der Entsinnung heranwuchs. Josion würde niemals ein echter Gott werden, auch wenn er den Keim dazu in sich barg. Er trägt die Vergangenheit der Menschen in sich, aber auch ihre Zukunft. Meiner Meinung nach steht er für alles, wofür Generationen von Erben gekämpft haben.
    So erschien es mir nur folgerichtig, ihm das Geheimnis der Erben anzuvertrauen. Josion würde sein Hüter sein, so wie Nol der Seltsame einst das Geheimnis des Jal bewahrt hatte. Zumindest hoffte ich das.
    Die Vorbereitung meines Sohns auf die Aufgaben, die vor ihm lagen, wurde für mich zu einer heiligen Mission. Es war zudem eine willkommene Gelegenheit, meinen Freunden Dank zu zollen – jenen Menschen, die mich aus den Klauen der Dämonin befreit und mir die Freiheit geschenkt hatten. Ohne sie hätte ich nie erfahren, was Liebe und Glück sind und was es bedeutet, eine Familie zu haben. Ich wollte meinem Sohn dabei helfen, seine Persönlichkeit zu entfalten und seine Fähigkeiten zu vervollkommnen – als lebender Beweis dafür, dass die Ziele unseres Kampfs richtig und gerecht waren.
    Es waren glückliche Jahre. Durch immer neue Spiele brachte ich meinen Sohn dazu, seinen Körper zu stählen. Gleichzeitig erzählte ich ihm unsere Geschichte, anfangs nur in groben Zügen, später in allen Einzelheiten. Ich ließ nichts aus, denn ich wollte auf keinen Fall, dass er wie ich mit einer Lüge aufwächst. Für mich war es ein Liebesbeweis, ihm die ungeschminkte Wahrheit zu sagen, so grausam sie auch war.
    Mein Mann stand all dem skeptisch gegenüber: Er hielt es für keine gute Idee, unseren Sohn in alles einzuweihen. Doch da er keine triftigen Argumente hatte, um mich von meinem Vorhaben abzubringen, ließ er mich gewähren. Vermutlich empfand er es ebenfalls als Erleichterung, seinen Sohn nicht ständig belügen zu müssen. So nahm das Leben seinen Lauf. Tag um Tag verging, und wir lebten friedlich abseits der Welt in unserem Hort, der Burg der Familie de
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