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Die Göring-Verschwörung

Die Göring-Verschwörung

Titel: Die Göring-Verschwörung
Autoren: Achim Müller Hale
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Unabhängigkeitsbewegung ist bloß das Ergebnis der schleichenden Selbstaufgabe der britischen Herrenrasse und wäre vor einer Generation noch ganz unvorstellbar gewesen. Wie denken Sie darüber?« Sein Blick hatte sich auf Clarson geheftet.
    »Nun, er hat durch seine Ausreise ja soeben ein klares Votum abgegeben«, ging Goebbels lächelnd dazwischen, wohl besorgt, Clarson könnte eine unpassende Antwort geben und dem Führer die Laune verderben.
    Magda sekundierte: »Es herrschen so schlimme Zustände in England heutzutage. Und es gibt dort noch ganz viele Arbeitslose. Auch Henry hatte ja seine Anstellung verloren.«
    »Das war eher einer Auseinandersetzung mit dem Vater geschuldet«, korrigierte Clarson, innerlich amüsiert über Magdas Schilderung.
    Hitler nickte gemessen. »Machen Sie sich nichts daraus. Sie sind da in guter Gesellschaft. Beinahe alle großen Männer hatten Schwierigkeiten mit ihren Vätern. Denken Sie nur an Friedrich den Großen.«
    »Wie war es bei Ihnen?«, fragte Ariane in unschuldigem Tonfall. »Hatten Sie ein gutes Verhältnis zu Ihrem Vater?«
    Eine Pause entstand. Die allgemeine Anspannung war mit Händen zu greifen. Fragen nach des Führers familiärem Hintergrund war die Runde nicht gewohnt.
    »Ich habe meinen Vater respektiert«, begann er ernst und verschränkte seine Arme, »doch seine Pläne für mich waren anders als die meinigen.« Er schaute einen langen Moment ins Leere, dann lachte er plötzlich auf: »Oh ja, Frau Clarson, auch ich hatte meinen Kampf zu führen. Mein Vater wollte mich zu einem habsburgischen Provinzbeamten machen.«
    Er begann eine komisch buckelige Haltung einzunehmen, umfasste seine halbvolle Tasse wie einen Stempel und gab zur Erheiterung der Umsitzenden ein kurzes Schauspiel eines verspießerten Beamten in seiner Amtsstube. Er lachte schallend über seine eigene Darbietung und die absurde Idee, dass der zukünftige Führer des Großdeutschen Reiches in einem Zollamt hätte versauern können. »Meine Welt war ein ganz andere. Ich wollte Kunstmaler werden oder Baumeister. Und bin der Architekt eines neuen Deutschlands geworden.«
    »Und haben damit die größte aller denkbaren Bauleistungen vollbracht«, warf Goebbels ein.
    »Es steht ja kaum erst die Vorhalle«, entgegnete Hitler und schmunzelte selbstzufrieden. Er lehnte sich zurück in das weiche Polster und beäugte den neuen Gast. »Was war Ihr Jugendtraum, Herr Clarson?«
    »Ich war noch keine zehn, als der Weltkrieg ausbrach und die Kampfflieger waren unsere großen Vorbilder.«
    »Die Engländer sind starke Piloten«, meldete sich Göring zu Wort. »Gehören neben den Deutschen zu den Besten.« Der Schöpfer und Oberbefehlshaber der Luftwaffe räkelte sich in eine aufrechte Sitzposition. Seine weiße Uniform betonte seine Körperfülle noch und es war nicht ganz leicht sich vorzustellen, dass dieser übergewichtige Mittvierziger im Weltkrieg ein erfolgreicher Flieger und Geschwaderkommandant gewesen war. »Wer war Ihr größter Held? Bishop? McCudden? Mick Mannock?«
    »Herr Clarson hat in den Zwanzigerjahren selbst eine Ausbildung zum Kampfpiloten absolviert, nicht wahr?«, schnitt Goebbels die drohende Diskussion über Weltkriegsidole ab.
    »Ich war ein paar Jahre bei der Air Force«, nickte Clarson. »Bis eine defekte Bristol-Bulldog mich fast den Hals gekostet hätte. Der Motor setzte aus, ich musste notlanden. Dabei gingen die Maschine und mein Bein zu Bruch.« Er klopfte zur Untermalung mit dem Stock gegen seinen linken Unterschenkel. »Und die Air Force-Laufbahn gleich mit.«
    »Es freut mich jedenfalls, in Ihnen einen Kameraden der Lüfte kennenzulernen«, stellte Göring fest.
    Mit einem gemurmelten Dank und einer Handbewegung hielt Clarson die Ordonnanz davon ab, ihm nachzuschenken. Er hatte damals nach seinem Absturz feststellen müssen, dass er in Bezug auf Alkohol über keinerlei natürliche Kontrollmechanismen verfügte. Es hatte eine Weile gedauert, bis er sich so etwas wie Leitplanken aufgebaut hatte und seither genoss er seinen Scotch nur noch mit dem Fuß auf der Bremse.
    »Tut mir leid von Ihrem Fliegerpech zu hören«, zog Hitler das Gespräch wieder an sich, »doch ich bin neugierig, Ihr Urteil über die deutsche Luftwaffe zu hören.«
    »Wenn man den Pressemeldungen Glauben schenken kann«, antwortete Clarson, »dann ist es eine Waffe von bisher ungekannter Zerstörungskraft.«
    Hitler klatschte amüsiert in die Hände. »So ist es recht. Den Westmächten soll der Schreck in die
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