Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Wochenende. Ich sagte ihm, was meiner Meinung nach mit Carl Hinkel geschehen war.
    »Wollen Sie mir etwa sagen, dass es Molinari war, der ihn sich vor dem Friseursalon geschnappt hat?«, sagte der Sheriff.
    »Ja«, erwiderte ich.
    »Und Sie haben das angezettelt?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Doch, Sie haben es angezettelt.«
    »Okay.«
    »Ich reiche Ihre Mitteilung an den Sheriff im Ravalli County weiter.«
    »Wann?«
    »Sobald ich ihn erreiche. Ansonsten will ich bis Montagmorgen von Ihnen weder etwas hören noch sehen«, sagte er.
    Ich stellte das Handy ab und ließ den Pick-up an.
    »Ich habe das Gefühl, dass sich der Sheriff wegen Hinkel nicht grade ein Bein ausreißt«, sagte ich.
    »Was willst du unternehmen?«, fragte Temple.
    »Ich fahre hin. Ich setze dich bei deinem Motel ab.«
    »Vergiss es«, sagte sie.
    Wir fuhren ins Bitterroot Valley, an Wiesen, einem gewundenenFlusslauf und an Cañons vorbei, die wie dunkelrote Schlitze in den mächtigen grünen Bergen im Westen klafften. Vor uns sah ich vier, fünf Autos und einen Abschleppwagen am Straßenrand stehen, daneben einen Autobahnpolizisten, der mit zwei Leuten sprach und etwas auf ein Klemmbrett schrieb.
    Eine der beiden Personen war Cleo Lonnigan. Sie schien meinen Pick-up zu erkennen, als wir vorbeirasten. Im Rückspiegel sah ich, wie sie kurz die Hand hob, als wollte sie einen Bus anhalten.
    »Meinst du, sie würde Hinkel erschießen?«, sagte Temple.
    »Vielleicht. Es ist nicht so einfach, wenn man dem Opfer in die Augen schauen muss.«
    »Hinkel und Wyatt Dixon sind keine Opfer. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen, als Terry Witherspoon aus dem Baum gezogen wurde. Ich hätte ihm gerne etwas gesagt.«
    »Was?«
    »Er hätte es sich gemerkt.«
    Wir bogen in Stevensville vom Highway ab und fuhren durch die Stadt in Richtung Sapphire Mountains. Ich stieß in Molinaris Einfahrt, hielt aber an, als ich den Prediger mit einer elektrischen Säge in der Hand auf dem Dach seiner Kirche stehen und zu Molinaris Ranchhaus starren sah.
    Ich stieg aus und ging zu dem Zaun, der das Grundstück des Predigers von Molinaris Anwesen trennte.
    »Stimmt irgendwas nicht?«, sagte ich.
    Der Prediger legte die Säge auf den Dachfirst, stieg eine Leiter herunter und kam auf mich zu.
    »Gestern Abend und heute Morgen war ein betrunkener Mann hier. Ich glaube, er hat den Itaker gesucht. Aber er hat niemanden erreicht«, sagte er.
    »Was für ein Auto hatte er?«, fragte ich.
    »Einen Jeep Cherokee. Er hat den Briefkasten umgefahren.«
    »Wo ist er geblieben?«, sagte ich.
    »Er ist vor einer Weile zurückgekommen. Deswegen wollte ich nachsehen, was da drüben vor sich geht.«
    »Das verstehe ich nicht ganz«, sagte ich.
    »Ich habe ungefähr fünfzehn Schüsse gehört. Es klang, als wären sie alle aus der gleichen Waffe abgegeben worden.«
    Ich stieg in den Pick-up und ließ den Motor an, während Temple den Notruf der Sheriff-Dienststelle im Ravalli County wählte.
    »Wollt ihr da rein?«, sagte der Prediger.
    »Yeah, ich glaube, das sollten wir lieber tun.«
    »Warten Sie einen Moment«, sagte er, ging in seine Kirche und kehrte mit einer Bibel zurück. Er stieg auf die Ladefläche des Pick-ups, hockte sich hin wie ein Eichhörnchen und schlug mit der Faust ans Führerhaus.
    Wir fuhren zu dem beige verputzten Haus und parkten hinter Molinaris Kabriolett und einem weißen Cherokee. Als wir ausstiegen, kamen mir unsere Schritte so laut vor wie Steinschlag, der auf Schiefer prallt. Draußen auf dem Feld brüllte eine ungemolkene Kuh mit prallem, hart geädertem Euter im Wind. Ich nahm L. Q.s Revolver vom Sitz und ließ ihn in der rechten Hand nach unten hängen. Wir gingen durch den Bogengang vorn am Haus, an den Tongefäßen vorbei, aus denen Passionsblumen quollen, und an der Seite entlang zu dem geheizten Pool, der aussah wie eine künstliche grüne Träne.
    »Guter Gott«, sagte Temple.
    Eine fette Frau in einem Kleid trieb mit dem Bauch nach oben im Pool, das Gesicht untergetaucht, die Augen weit aufgerissen, während sich ihr Blut bereits im Wasser auflöste.Der Mann namens Frank saß in einem Liegestuhl, hatte eine brennende Zigarette im Schoß und ein kleines Einschussloch über der einen Augenbraue.
    Ein zweiter Mann, den ich nicht kannte, ein Mann mit rosigem Gesicht, schütter werdendem Haar und einer Austrittswunde am Hals lag im Gras, als hätte er sich eingerollt und schlafen gelegt. Bienen schwärmten im Klee, in dem er lag, und eine seiner Hände zuckte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher