Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
raus?«
    »Ich glaube schon.«
    »Dann überlass das üble Pack da draußen doch den Leuten, die sich von Rechts wegen darum kümmern müssen.«
    »So läuft das nicht, mein Guter. Wenn man einem Verbrechen zum Opfer fällt, ist man meistens auf sich allein gestellt.«
    »Ich will dir gar nicht widersprechen. Du bist viel schlauer als ich. Kannst du mir zweitausend Dollar leihen?«
    »Was?«
    »Ich habe mich für das Herbstsemester auf der University of Montana eingeschrieben. Ich muss die Studiengebühren bezahlen, weil ich aus einem andern Staat komme.«
    »Was du für deine Ausbildung brauchst, musst du dir nicht leihen. Das weißt du doch.«
    »Danke, Billy Bob. Ich und Dogus wollen ein Stück flussaufwärts ziehen. Wir sehn uns später«, sagte er.
    Er nahm seine Fliegenrute und die Angeltasche und zog sich seine Fliegenweste über. Dann marschierte er mit der Promenadenmischung zwischen den Bäumen hindurch zu einem breiten, mit weißen Kieselsteinen übersäten Uferstreifen, wo er einen Überkopfwurf ansetzen konnte, ohne Gefahr zu laufen, dass sich sein Haken in den Bäumen verhedderte.
    Wenn ich wirklich schlauer bin als mein Sohn, dachte ich, warum habe ich dann das Gefühl, dass ich eben ausgetrickst worden bin?
    Als ich die Böschung zum Haus hinaufging, kam Doc aus der Vordertür und warf mir das Mobiltelefon zu.
    »Bestell dem Typ, dass er ein bisschen an seiner Ausdrucksweise feilen soll. Ich habe ihn kaum verstanden«, sagte er.
    »Welcher Typ?«
    »Der Sheriff.«
    Ich nahm den Hörer ans Ohr.
    »Hallo?«, sagte ich.
    »Was hat er gesagt?«, fragte der Sheriff.
    »Tut mir Leid, ich habe nicht zugehört«, erwiderte ich.
    »Dann sollten Sie jetzt mal lieber zuhören. Wir haben Terry Witherspoon grade aus einem Baum geholt. Er lebt, aber das ist auch alles. Er hat sich das Rückgrat gebrochen. Raten Sie mal, wer ihm das angetan hat?«
    »Wyatt Dixon?«
    »Witherspoon hat Dixon ein Messer in die Brust gerammt. Er sagt, Dixon hat es auf Sie, die kleine Voss und Miss Carrol abgesehen.«
    »Danke für die Mitteilung.«
    »Sie sind für diesen ganzen Mist verantwortlich, Mr. Holland. Hoffentlich können Sie nachts noch schlafen.«
    »Wie ein Stein. Wiederhören, Sir«, sagte ich und stellte das Telefon ab. Aber die Lüge steckte mir wie ein Kloß im Hals.
    Eine Stunde später fuhr Holly Girard in einer frisch gewachsten feuerroten Corvette über die Wiese hinter dem Haus, hielt knapp einen halben Meter vor der Treppe, stieg aus und knallte die Tür zu. Ihre Haare waren zerzaust, das Gesicht rund um die braun getönte Pilotenbrille vom Fahrtwind gerötet.
    »Ist Xavier hier gewesen?«, sagte sie.
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte ich.
    »Gehen Sie rein und fragen Sie Doc und Maisey.«
    »Wie bitte?«
    »Muss ich langsamer sprechen, damit Sie es begreifen? Gehen Sie hinein und stellen Sie fest, ob der versoffene Trottel hier gewesen ist.«
    »Nein, war er nicht. Ich wüsste auch nicht, weshalb er hierher kommen sollte, Mrs. Girard.«
    »Er war am Set von meinem neuen Film und hat dem Regisseur vorgeworfen, dass er für Nicki Molinari Geld wäscht. Er hatte eine Waffe dabei. Er fing an rumzuschreien, dass er den Fluss schützen wollte. Ich fliege möglicherweise aus meinem eigenen Film.«
    »Eine Waffe?«
    »Ach, Sie hören ja doch zu.«
    »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ihre Wut an jemand anderem auslassen würden.«
    »Sie sind vielleicht eine Pfeife«, sagte sie und stürmte an mir vorbei in Docs Haus.
    Doc saß in einem Sessel am Fenster, hatte seine Großmutterbrille tief auf der Nase hängen und las ein Buch.
    »Irgendwann wird dieser erbärmliche, größenwahnsinnigeSchwächling, mit dem ich verheiratet bin, hier aufkreuzen. Weil du ihn nämlich aufgehetzt hast, seit du nach Montana gezogen bist, weil er morgens nicht mal mehr pinkeln gehen kann, ohne ein Loblied auf den edlen Dr. Voss anzustimmen. Wenn du nicht den Sheriff anrufst, sobald er hier auftaucht, hast du weit mehr am Hals als ein paar tote Frauenschänder«, sagte Holly.
    Doc schlug sein Buch zu, nahm die Brille ab, steckte sie in die Brusttasche seines Hemds und blickte sie an.
    »Wenn du wirklich diesen Standpunkt vertrittst, kann ich das nur bedauern, Holly«, sagte er.
    »Ihr seid ja so was von selbstgefällig, du und deine Freunde, bloß weil ihr ein paar Bücher geschrieben habt, die keiner liest. Hast du schon mal eine Lohnabrechnung gemacht oder Leuten erklären müssen, dass sie entlassen sind, weil in Malaysia eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher