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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Anette Huesmann
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verharrte regungslos und drückte Kopf und Nacken nach unten. Sie hörte, wie der Mann zwei Schritte in ihre Richtung machte. Emma spürte, dass sich ihre Sinne schärften, sieroch auf einmal den Staub zu ihren Füßen und hörte das Atmen der Menschen.
    Mit einem Scharren kehrten die Schritte des Kriminalbeamten zur Rechtsmedizinerin zurück.
    »Wie alt ist die Tätowierung in der Leiste der Toten?«, nahm er das Gespräch wieder auf.
    Erleichtert hob Emma den Kopf, verharrte aber weiterhin regungslos in gebückter Haltung. Sie ärgerte sich, dass sie vergessen hatte, das digitale Geräusch für den Auslöser zu unterdrücken. Jetzt war es zu spät. Solange die Kamera nicht auf lautlos gestellt war, wurde jede Änderung von einem elektronischen Piepsen begleitet.
    »Das Zeichen ist ihr wenige Stunden vor ihrem Tod mit einem altmodischen eisernen Stempel eingebrannt worden, der einfach heiß gemacht wurde«, sagte die Frau knapp. »Eine ziemlich brutale Methode. Das sogenannte Branding ist vor einiger Zeit von Tätowierern zu neuem Leben erweckt worden. Doch um eingebrannten Körperschmuck scheint es sich bei der Leiche nicht zu handeln. Schon der Zeitpunkt spricht dagegen.«
    Aus dem Mittelgang war ein metallisches Scharren zu hören, das von den Bestattern kommen musste.
    »Gedulden Sie sich bitte noch einen Moment«, sagte der Mann gelassen in Richtung Mittelschiff. Emma erhob sich vorsichtig und trat einen Schritt zur Seite, so dass sich ein Pfeiler zwischen sie und den Ermittlungsbeamten schob. Auch von hier konnte sie die Angestellten des Bestattungsunternehmens nicht sehen und hoffte, dass sie ebenfalls nicht zu sehen war.
    »Alles Weitere entnehmen Sie bitte meinem Bericht«, sagte die Frau und ging die Stufen des Altarraums hinunter. Der Kriminalbeamte folgte ihr. Der Blick auf den Altar war frei. Emma hob die Kamera. Dann zögerte sie. Wenn siejetzt abdrückte, riskierte sie es, entdeckt zu werden. Fieberhaft überlegte sie, was sie tun sollte. Dann drückte sie den Auslöser. Im selben Moment waren laute Schritte zu hören. Die Bestatter hatten sich auf den Weg zum Altar gemacht. Erleichtert registrierte Emma, dass die Geräusche der Kamera nicht zu hören waren.
    Sie vergewisserte sich mit einem Blick auf das Display, dass diesmal der Altar zu sehen war. Sie hatte keinen Blitz benutzen können, und die Fenster der Kirche lagen hoch. Emma war nicht sicher, ob das Foto brauchbar sein würde. Ohne sich umzusehen, huschte sie zurück in die Krypta und stand mit wenigen Schritten auf dem Klosterhof. Gierig sog sie die frische Luft ein. Sie verharrte einen Moment und genoss den Wind, der ihre heißen Wangen kühlte.
    Die Kamera verstaute sie ganz unten in ihrer Tasche. Ihre Hände zitterten. Emma zog ihre Jacke fest zusammen und stemmte sich gegen den Wind. Am Ende der Mauer blieb sie stehen. Hier war sie vom Hauptportal aus nicht auszumachen. Emma schob den Kopf nach vorne. Der Kommissar und die Rechtsmedizinerin kamen die Stufen des Eingangsportals herunter. Beide hatten die Overalls bereits abgestreift. Gemeinsam überquerten sie den Klosterhof und steuerten die obere Einfahrt neben der Friedhofskapelle an. Emma ließ sich gegen die Kirchenwand zurückfallen. Kälte drang durch ihre Jacke, und sie spürte, wie ihre Knie weich wurden. Sie sank nach unten in die Hocke und ruhte sich einige Minuten aus. Dann stemmte sie sich wieder hoch und riskierte erneut einen Blick. Der Kriminalbeamte und die Medizinerin verschwanden im dunklen Torbogen. Vorsichtig machte sie einen Schritt nach vorn. Der uniformierte Polizist stand noch immer im Eingang der Kirche. Er wanderte unruhig hin und her. Emma überlegte, wie groß ihre Chance war, ein zweites Mal unbehelligt an ihm vorbei zu gelangen.
    Sie trat zurück in den Schatten der Kirchenmauer und drückte ihren schmerzenden Hinterkopf gegen die Wand. Vielleicht war es besser zu warten, bis die Männer mit dem Sarg die Kirche verlassen hatten. Dann war der Polizist abgelenkt. Emma atmete tief durch. Ihr Herz klopfte noch immer zu schnell. Auf einmal erschien es ihr unwirklich, dass sie hier war. Nachdenklich ließ sie den Blick über den Hof gleiten. Plötzlich begegnete sie dem belustigten Blick eines Mannes.
    Er stand auf der anderen Seite des Klosterhofs neben dem Eingang eines Nebengebäudes. Emma spürte, wie die Anspannung zurückkehrte. Sie wusste nicht, wie lange der Mann sie schon beobachtete. Vielleicht war es besser, so schnell wie möglich zur Friedhofskapelle
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