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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Anette Huesmann
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haben.«
    Grieser nickte.
    »Dort waren Sie gestern?«, fragte er weiter.
    »Ja«, erwiderte Kern. »Ich habe mit der Äbtissin über die Spenden gesprochen, die sie immer wieder für das Krankenhaus sammelt. Ich bin dann über Nacht geblieben.«
    »Hatten Sie noch Kontakt zu Ihrer ehemaligen Klassenkameradin?«, fragte Grieser.
    »Nein«, sagte Kern, und Grieser glaubte, echtes Bedauern aus seiner Stimme herauszuhören. »Obwohl wir damals sogar für kurze Zeit ein Paar waren. Aber wir haben uns nach der Schule aus den Augen verloren. Ich habe Schwester Lioba und auch die anderen an diesem Wochenende das erste Mal seit unserer Schulzeit wiedergetroffen.«
    »Wann haben Sie Miriam Schürmann gestern zuletzt gesehen?«, schaltete sich jetzt Baum ein.
    Grieser warf ihr einen dankbaren Blick zu. Er nutzte die kleine Erholungspause, um einen Schluck von seinem Espresso zu nehmen. Die Müdigkeit hatte inzwischen einem diffusen Gefühl von Anspannung Platz gemacht.
    »Gestern Abend«, sagte Kern und drehte sich etwas, um Baum ins Gesicht blicken zu können. »Ich bin so gegen halb sieben gefahren und habe vorher mit den anderen zu Abend gegessen.«
    »Mit den anderen heißt?«, fragte Sabine Baum knapp. Ihr Befragungsstil ließ es manchmal an Höflichkeit fehlen. Grieser fing ihren Blick auf und runzelte die Augenbrauen. Baum zuckte mit den Achseln.
    »Miriam Schürmann, Markus Hertl und Josef Windisch«, antwortete Kern.
    »Schwester Lioba war nicht dabei?«, fragte Baum weiter.
    Grieser wusste bereits, dass die Ordensschwestern immer in ihrem eigenen Refektorium aßen. Das Essen der Schwestern fand schweigend statt, wie es die Regel Benedikts von Nursia forderte, dem Gründer des Benediktinerordens. Früher wurden die Mahlzeiten von einer geistlichen Lesung begleitet, inzwischen war die Bibel durch eine Tageszeitung ersetzt worden.
    Kern bestätigte, was die anderen bereits ausgesagt hatten.
    »Und danach sind Sie gefahren?«, fragte Grieser.
    Kern warf ihm einen Blick über seine Schulter zu.
    »Ja«, sagte er und nickte. »Ich und Miriam. Sie hatte beim Mittagessen erklärt, dass sie noch am gleichen Tag fahren würde.«
    »Hat sie gesagt, warum?«, klinkte sich nun Baum wieder ein. Kern musterte sie schweigend. Dann wandte er sich um und suchte Griesers Blick.
    »Nein«, sagte er gedehnt. »Das hat sie nicht. Das hat mich schon gewundert. Aber ich habe nicht gewagt, sie zu fragen. In dem Moment strahlte sie etwas aus, das signalisierte, es ist besser, sie in Ruhe zu lassen.«
    »Denken Sie, die anderen haben das auch so wahrgenommen?«, fragte Grieser.
    Kern zuckte die Achseln. »Zumindest haben sie dazu nichts weiter gesagt«, gab er zur Antwort.
    »Sind Sie auf direktem Weg von Bingerbrück nach Heidelberg gefahren?«, wollte Grieser wissen.
    Kern nickte. Dann schien ihm etwas einzufallen.
    »Ich habe am Kiosk hier im Ort noch einen kurzen Stopp eingelegt«, sagte er und lachte. »Das Abendessen war nicht ganz nach meinem Geschmack.«
    »Kann jemand bestätigen, dass Sie die Nacht im Kloster Altdorf verbracht haben?«, fragte Grieser.
    Kern warf ihm einen nachdenklichen Blick zu.
    »Schwester Orlanda, die Äbtissin von Altdorf. Ich habe mit ihr und zwei weiteren Schwestern des Konvents noch ein Glas Wein getrunken«, erwiderte er.
    »Wo haben Sie die Nacht verbracht?«, fragte Grieser.
    »Im Gästehaus des Klosters. Allein natürlich.«
    »Haben Sie das Kloster an dem Abend noch mal verlassen?«, fragte Grieser.
    »Schwester Orlanda hat sich so um neun Uhr verabschiedet«, erwiderte Kern. »Anschließend habe ich mich in Heidelberg mit einem alten Freund getroffen. So gegen 24 Uhr kehrte ich ins Kloster zurück. Dort habe ich direkt mein Zimmer aufgesucht und bin schlafen gegangen.«
    Grieser blickte Sabine Baum fragend an. Seine Kollegin deutete mit einer fast unmerklichen Kopfbewegung ein »Nein« an. Auch sie hatte keine weiteren Fragen mehr. Grieser erkundigte sich nach Namen und Anschrift des alten Freundes, mit dem Kern sich an dem Abend getroffen hatte, und erklärte dann, dass drüben in der Einsatzzentrale das Protokoll seiner Vernehmung abgetippt werden würde und er es anschließend noch unterschreiben müsste.
    »Sie sollten uns Bescheid geben, bevor Sie wieder nach Burkina Faso zurückkehren«, sagte Grieser abschließend.
    »Könnte das ein Problem werden?« Zum ersten Mal klang Kerns Stimme anders. Ein Hauch von Autorität schwang darin mit. »Ich werde in etwa zwei Wochen dort
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