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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Anette Huesmann
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Currysoße zur Seite. »Man muss nur wissen, wie.«
    Emma musterte sie interessiert. Die Frau mochte etwa ihr Alter haben, Anfang dreißig, und sah aus, als hätte sie ihren Kiosk und die Gäste gut im Griff.
    »Wie denn?«, fragte Emma beiläufig.
    Ihr Blick blieb an einem Foto hängen, das am Kühlschrankhinter dem Tresen klebte. Darauf waren zwei Kinder zu sehen, ein Junge von etwa drei Jahren und ein etwas älteres Mädchen. Ein Gefühl von Neid stieg in ihr hoch. Die Kioskbesitzerin wischte gemächlich über den Tresen und warf Emma einen fragenden Blick zu.
    »Es muss was passiert sein«, sagte sie statt einer Antwort. »Seit heute Morgen ist überall Polizei unterwegs.«
    »In der Klosterkirche wurde eine Tote gefunden«, erklärte Emma. Die Imbissbudenbesitzerin hielt inne. Ihre Augen glitzerten, und sie beugte sich über den Tresen Emma entgegen.
    »Sogar das Fernsehen ist da«, sagte Emma und zeigte kauend mit dem Kinn zu den Kollegen, die sich auf der Suche nach einem meinungsstarken Passanten inzwischen die Hälfte der Straße vorgearbeitet hatten. Die Kioskbesitzerin folgte ihrem Blick und schmunzelte.
    »Es soll einen Tunnel unter der Nahe geben«, erklärte sie, »der von Bingen direkt in die Abteikirche führt. So konnten früher die Schwestern entkommen, wenn das Kloster belagert wurde. Ein Tourist hat mir vor zwei Tagen erzählt, dass Bauarbeiter neulich auf den alten Tunneleingang gestoßen sind.«
    Sie lachte und beobachtete neugierig die Journalisten, die gerade einen alten Mann dazu bewegen konnten, etwas in die Kamera zu sagen.
    »Klingt nicht sehr vielversprechend«, antwortete Emma und erwiderte ihr Lachen.
    Die Frau warf ihr einen verschwörerischen Blick zu.
    »Die Friedhofskapelle ist tagsüber immer offen«, sagte sie bedächtig. Ihre Hand begann erneut, mit dem Lappen konzentrische Kreise über den Tresen zu ziehen. »Sie hat eine Tür zum Friedhof hin, der außerhalb des Klosters liegt. Und eine Tür nach innen zum Klosterhof.«
    Emma erwiderte ihr Lächeln und warf die leere Pappschale in den offenstehenden Mülleimer neben sich.
    »Jetzt nehme ich doch noch eine Portion Pommes«, sagte sie. Als sie zehn Minuten später ging, hatte sie genug erfahren, um sich ein Bild vom Kloster und den Schwestern machen zu können.
    Emma steuerte auf das Hotel zu, das unmittelbar neben dem Kloster lag. Im Foyer entdeckte Emma ein Faltblatt vom Kloster Rupertsberg. Darin fand sie die Friedhofskapelle, von der die Frau gesprochen hatte. Im Prospekt war zu lesen, dass sie die ehemalige rupertinische Kirche gewesen war. Halb verfallen vermutlich, als Hildegard von Bingen Mitte des 12. Jahrhunderts einen passenden Platz suchte, um ihr neues Kloster zu gründen.
    »Kann ich etwas für Sie tun?« Ein Angestellter des Hotels mit Aknenarben und einem lächerlich taubenblauen Anzug hatte sich unbemerkt neben sie gestellt. Trotz seines freundlichen Tons musterte er sie ungehalten. Emma schüttelte lächelnd den Kopf und verabschiedete sich mit einem Nicken.
    Draußen war der graue Frühlingstag in einem leichten Nieselregen versunken. Emma überquerte die Straße und stellte sich in ein Bushäuschen. Der Wind wehte ab und zu eine feuchte Böe herein. Emma faltete den Prospekt auseinander und studierte den Grundriss der Klosteranlage. Sie sah hinüber zum Kloster, zu dem noch immer die ehemalige rupertinische Kirche gehörte. Als Friedhofskapelle waren zwei ihrer Außenwände Teil der südwestlichen Klostermauern.
    Paul hatte ihr vorhin erzählt, dass die gesamte Klosteranlage zur inneren Absperrung gehörte. Die Polizei richtete immer zwei Sperrzonen ein. Die innere Absperrung rund um den Tatort war nur für die Polizei zugänglich. Dannfolgte ein weiterer Gürtel als Puffer, die äußere Absperrung. Sie hielt Neugierige und Passanten auf Abstand. Dort durften sich Journalisten noch aufhalten. Doch die Klosteranlage selber war auch für sie tabu.
    Ein Bus hielt unmittelbar vor Emma. Ein übergewichtiger Mann quälte sich mit zwei Krücken mühsam die Stufen hinunter, warf ihr einen neugierigen Blick zu und verschwand im Regen. Emma sah noch mal auf den Plan der Klosteranlage. Wenn sie tatsächlich über die Friedhofskapelle in den Klosterhof gelangte, musste sie am Kreuzgang entlang und die gesamte Klosterkirche umrunden, um dort über einen Seitengang in den Altarraum der Kirche zu gelangen. Sollte die Polizei sie aufgreifen, flog sie sofort raus. Emma strich sich das feuchte Haar aus der Stirn, steckte das
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