Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Titel: Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch
Autoren: Kathryn Littlewood
Vom Netzwerk:
Vormittag freigegeben.
    Roses Magen revoltierte. Das war so ein Gefühl, als ob man auf einer Schaukel höher schaukelt, als man sollte, und der Magen hinterherflattert und einem im Bauch herumflippt wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Sie sah ihm nach und hätte schwören können, dass er sich kurz nach ihr umgesehen hatte.
    Basil war schon beim Aussichtspunkt und kletterte aufs Geländer. »Wow. Rose, schau mal!«
    Rose löste sich aus ihrer Erstarrung und lief zu ihm, um zu sehen, was er meinte: Eine Karawane von Polizeiautos schlängelte sich durch die Hauptstraße der Stadt. Von hier oben sah Calamity Falls wie ein gemaltes Bild aus und die Autos wie eine blaue Giftschlange, die sich mitten hindurchringelte.
    »Wo fahren die hin?«, fragte Basil. Er war auf einmal ganz untypisch still.
    »Mannomann«, sagte Rose und spähte nach unten. »Ich glaube, sie fahren zur Bäckerei.«



Kapitel 2
    Ein echter Hammer
    »Vielleicht ist Tymo festgenommen worden«, sagte Rose. Sie und Basil warfen ihre Räder in den Hof der Bäckerei und rannten zur Hintertür. Drei Streifenwagen bildeten ein Bollwerk vor dem Haus, und ein weißer Geländewagen mit getönten Scheiben – Basil erkannte sofort, dass es ein Hummer war – kauerte wie ein dicker Pitbull-Terrier in der Einfahrt.
    Durch das heruntergelassene Fahrerfenster des Hummer konnten Rose und Basil einen Mann in einer adretten Polizeiuniform und mit einer Sonnenbrille sehen. Er sprach in ein Walkie-Talkie. »Sie sind noch drin«, sagte er. »Ich kenne sie – mit leeren Händen kommen sie nicht raus.«
    Rose stieg auf ein Mäuerchen und spähte durch die geöffneten Fensterläden in eines der Küchenfenster. Ihre Eltern standen auf einer Seite des großen hölzernen Hackblocks, den Polly wie einen Einkaufswagen hin und her schob. Eine Frau in einem strengen dunkelblauen Hosenanzug stand auf der anderen Seite des Blocks. Polly und Albert sahen sich nervös an, und Polly hatte die Hand auf das alte Backbuch der Familie Glyck gelegt, das zugeklappt auf dem Hackblock lag. Wenn der Wälzer aufgeschlagen war, sah das Buch wie ein großer weißer Vogel mit ausgebreiteten Flügeln aus; geschlossen wirkte es unscheinbar wie ein kleiner brauner Brotlaib.
    Jetzt ist es so weit,
dachte Rose.
Jemand will das Buch entwenden.
    Jeden Dienstagabend gingen Albert und Polly in die Doppelvorstellung ins Kino von Calamity Falls und engagierten die Nachbarin Mrs Carlson, damit sie auf die Kinder aufpasste. Im Gehen sagte Albert jedes Mal:
Lassen Sie keinen herein! Es ist womöglich jemand von der Regierung, der unsere Rezepte stehlen will!
    Die Kinder lachten immer, aber Rose wusste, dass ihr Vater nicht wirklich einen Scherz machte. Sie hatte schon mal in das Buch gespäht und Seiten entdeckt, auf denen mittelalterliche Zeichnungen von Gewitterstürmen, Feuersbrünsten, Dornenhecken und blutenden Menschen waren – Rezepte, die man nicht gerne in die Hände von jemandem geraten lassen wollte, der sie womöglich ausprobierte.
    Basil kletterte neben sie auf die kleine Mauer, konnte aber nichts sehen. »Was ist da drin los?«, fragte er. 
    »Sie holen das Backbuch«, sagte Rose. Nur mit Mühe brachte sie die Worte an dem Klumpen vorbei, der ihr im Hals steckte. Sie sah den seltsamen gusseisernen Backofen, der wie ein Bienenkorb an der einen Küchenwand stand, sie sah die Reihe schimmernder Kirschholzschränke an der anderen Wand, sie sah das Gewirr von Gestellen und Metallhaken, die mitten in der Küche wie ein Wust von der Decke hingen und an denen Spachtel und Rührlöffel jeglicher Größe baumelten. Sie sah die riesige silberne Küchenmaschine in der hinteren Ecke, deren Rührschüssel so groß war, dass Nella hineinklettern konnte (was sie manchmal auch tat), und deren Teigquirl die Größe eines Ruderbootpaddels hatte. Sie blickte auf alles, was ihre Eltern sich aufgebaut hatten, und unterdrückte ein Schluchzen.
    Rose stellte sich vor, wie ihre Eltern eingesperrt in einer schmutzigen Zelle saßen, ihre Brüder auf der Straße betteln gingen und wie das Land von einer Meute herrschsüchtiger Bäcker regiert wurde, die Muffins und Törtchen als Massenvernichtungswaffen benutzten.
    »Ich lege ihnen das Handwerk«, brummte Basil und rannte zur Hintertür. Er stieß sie auf und rief: »Meine Eltern haben nichts getan!«
    Albert und Polly fuhren herum und versuchten, ihn zum Schweigen zu bringen, aber es war zu spät. Die Frau in dem dunkelblauen Hosenanzug blickte zur Hintertür und winkte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher