Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Titel: Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch
Autoren: Kathryn Littlewood
Vom Netzwerk:
und rief Albert zu: »Gehen wir!« Sie spießte Rose fast mit ihrem Finger auf: »Du auch.«
    Dann fuhren Rose, Polly und Albert in das Krankenhaus, in dem Kenny lag.
    Rose fand, dass er rein äußerlich gar nicht so krank aussah – ein bisschen stiller als gewöhnlich, etwas zu bläulich, um richtig gesund zu wirken. Aber er war an einschüchternd aussehende Maschinen angeschlossen, und sein Puls war nur ein schwaches Piepsen in dem kleinen Krankenzimmer.
    Kennys Mutter blickte auf, sah Mrs Glyck und brach in Tränen aus. »Für Kuchen ist es zu spät, Polly!«, sagte sie, doch Roses Mutter steckte dem Jungen behutsam ein paar Krümel zwischen die Lippen.
    Eine Weile passierte gar nichts.
    Und dann ein ganz schwaches Schlucken.
    Polly steckte ihm ein größeres Stück in den Mund. Diesmal bewegte sich seine Zunge, und er schluckte schon deutlicher. Dann schob sie einen ganzen Bissen in seinen Mund, und er bewegte ganz natürlich die Kiefer. Er kaute und schluckte und sagte, ehe er überhaupt die Augen aufschlug: »Gibt’s auch ein bisschen Milch?«

    Nach diesem Ereignis wusste Rose, dass die Gerüchte stimmten. Die Backwaren aus ihrer
Glücksbäckerei
waren tatsächlich verzaubert. Und obwohl ihre Mutter und ihr Vater in einer gewöhnlichen Kleinstadt lebten, einen langweiligen Familienvan besaßen und manchmal mit peinlichen Gürteltaschen gesehen wurden, waren sie in ihrer Küche Zauberer.
    Und natürlich formte sich in Roses Kopf sofort die große Frage:
Werde ich auch einmal eine Glücksbäckerin?



Kapitel 1
    Calamity Falls
    Zwei Jahre vergingen, in denen Rose ganz schön viele größere und kleinere Katastrophen in Calamity Falls miterlebte – und beobachten konnte, wie ihre Eltern sie alle stillschweigend behoben.
    Als Mr Rook anfing, in den Gärten von Nachbarn zu schlafwandeln, machte ihm Polly einen Schwung
Tiefschlaf-Snickerdoodles
. Dazu hatte sie eine ihrer riesigen Rührschüsseln mit Mehl, braunem Zucker, Eiern, Zimt und dem Gähnen eines Wiesels gefüllt, das Albert mühevoll eingefangen hatte. Mr Rook aß die Plätzchen und schlafwandelte nie wieder.
    Als der dicke Mr Wadsworth in einem Brunnenschacht stecken blieb und die Feuerwehr ihn nicht herausziehen konnte, fing Albert den Schweif einer Wolke in einem der bläulichen Einmachgläser ein, und Polly backte daraus
Weiße Wolkenmakronen
.
    »Ich glaube zwar kaum, dass in dieser Situation süßes Gebäck angebracht ist, Mrs Glyck!«, rief Mr Wadsworth, als sie eine Schachtel der Plätzchen hinunterließen, »aber die Dinger sind ja
so
lecker!« Er verschlang zwei Dutzend davon. Danach war es für ihn kein Problem mehr, aus dem Brunnen zu klettern – er schwebte praktisch empor.
    Und als Mrs Rizzle, die ältliche Opernsängerin, plötzlich zu heiser war, um die Generalprobe zu dem Musical
Oklahoma!
im Theater von Calamity Falls durchzustehen, machte Polly
Singsang-Ingwer-Cookies
. Dazu musste Rose auf dem Markt Ingwerknollen holen, und Albert musste das Lied einer Nachtigall einfangen – natürlich nachts.
    In Deutschland.
    Albert hatte gewöhnlich nichts gegen solche gewagten Abenteuer einzuwenden – abgesehen von dem einen Mal, als ein Bienenstich benötigt wurde … Gewöhnlich brachte er jedes Mal noch zusätzliche Dinge mit, und diese Zutaten wurden sorgfältig etikettiert, in den bläulichen Einmachgläsern verstaut und in einer geheimen Kammer in der
Glücksbäckerei
versteckt. Hier würde sie niemals jemand finden – es sei denn, derjenige wusste genau, wonach er suchen musste.
    Rose hatte die Aufgabe, die weniger gefährlichen Zutaten zu holen – Eier, Mehl, Milch, Nüsse. Die einzigen Notfälle, für die Rose zuständig war, wurden von ihrer kleinen dreijährigen Schwester verursacht.

    Am Morgen des dreizehnten Juli erwachte Rose von dem Scheppern der Metallschüsseln, die auf dem gefliesten Küchenboden landeten. Das Getöse hallte so heftig durchs Haus, dass sich einem normalen Menschen die Nackenhaare gesträubt hätten. Rose verdrehte nur die Augen.
    »Rose!«, rief ihre Mutter. »Kannst du nach unten in die Küche kommen?«
    Rose schleppte sich aus dem Bett und stolperte noch im Nachthemd die Holztreppe hinunter.
    Die Küche der Familie Glyck war zufällig gleichzeitig auch die Backstube der
Glücksbäckerei
, die Roses Eltern in dem sonnigen Vorderzimmer betrieben, das auf eine belebte Straße von Calamity Falls hinausging. Wo bei anderen Familien ein Sofa und der Fernseher standen, hatte Familie Glyck eine Ladentheke für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher