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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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während ihr linkes Auge abwanderte. Dann neigte sie den Kopf und schaute auf ihre Hände, die sich wiederholt um ihr Gewand schlossen und wieder lösten. »Ich bin froh, dass Ihr heute hier sein könnt.«
    »Wir hätten den ersten Verkauf morenianischer Seide nicht verpassen mögen«, sagte Rani, bemüht, herzlich zu sprechen. Sie hatte keinen Grund, die Prinzessin nicht zu mögen, keinen Grund, überhaupt Anstoß an dem Mädchen zu nehmen. Dennoch fühlte sie sich in Berylinas Gegenwart unwohl. Das abwandernde Auge des Mädchens erschwerte es, sie direkt anzusprechen, und Rani konnte sich nur zu gut an das Kind erinnern, das gestottert hatte und errötet war und keine drei aufeinanderfolgenden Wörter aneinanderreihen konnte, ohne einen Anfall von Schüchternheit zu erleiden.
    Drei Jahre in Moren hatten das natürlich geändert. Wie auch der normale Reifungsprozess eines jungen Mädchens. Und die Aufmerksamkeiten Pater Siritalanus.
    Der Priester war nie weit von der Prinzessin entfernt, und Rani schaute auf und sah, dass er auch jetzt nur zwei Schritte entfernt stand. Er hielt den Blick auf die Prinzessin gerichtet, stetig und ruhig, wie ein Jagdhund, der auf die Anweisungen seines Herrn wartet. Rani fragte sich wie immer, wenn sie die beiden sah, wie der Priester seine Treuezugehörigkeiten aufteilen konnte – wie er seinen Schwur der Kirche und der Krone gegenüber ebenso einhalten konnte wie den Schwur seiner angenommenen Prinzessin gegenüber. Die Intensität des Mannes gab keinen Hinweis auf seine Ausgewogenheit.
    »Die erste Seide«, sagte Berylina, und ihre Stimme beinhaltete eine Spur Überraschung, als hätte sie noch nicht erkannt, dass die Auktion bereits im Gange war. »Ja, das ist wichtig.«
    Rani wollte den Kopf schütteln und sich wieder dem Bieten zuwenden, aber Berylina trat einen Schritt näher heran. Die Prinzessin legte zum ersten Mal, seit Rani sich erinnern konnte, eine Hand auf ihren Arm. Die kurzen Finger des Mädchens waren von Zeichenkohle, roter Kreide und Tinte befleckt. Also stimmten die Palastgerüchte. Berylina entbot den Tausend Göttern weiterhin ihre Ergebenheit, veranschaulichte die Gottheiten, wenn sie zu ihr kamen, wenn sie in ihrem Geist sprachen. »Ich bin Euch dankbar, Ranita Glasmalerin.«
    »Dankbar?« Rani wiederholte das Wort wie einer der sprechenden Vögel der Gaukler und warf einen raschen Blick zu Mair. Das Unberührbaren-Mädchen zuckte kaum wahrnehmbar die Achseln, war eindeutig ebenso verwirrt wie Rani.
    »Dafür dass Ihr zugestimmt habt, mit mir nach Brianta zu reisen. Ich nehme die Geste als ein Zeichen des Respekts für mein Heimatland, für all die Tausend Götter.«
    »Mylady!« Hals Stimme klang geheuchelt herzlich, und er erschreckte Rani, indem er aus dem Nichts aufzutauchen schien. Selbst jemand, der ihn nicht so gut kannte wie sie, hätte begriffen, dass er gezwungen lächelte, dass er den gut gelaunten Tonfall nur vorgab. Er deutete mit seinen mit Juwelen geschmückten Fingern aufs Podest, auf die aufgeregte Ansammlung von Händlern, die sich bemühten, sich bei einem besonders edlen Posten ungefärbter Seide gegenseitig zu überbieten. »Durch Euer Gebet vor der Auktion wurde uns Ehre erwiesen.«
    »Alles, was ich im Dienste der Tausend Götter tun kann, Euer Majestät.« Berylina versank in einen Hofknicks und vollführte ein heiliges Zeichen über der Brust. »Möge Lor diesen Tag mit unendlicher Güte betrachten, Mylord.«
    Hal streckte automatisch eine Hand aus, um der Prinzessin aufzuhelfen, und dann sah er sich um, wollte sie eindeutig an jemand anderen weiterreichen. Er mied Ranis Blick, während er das Mädchen geleitete, mied die Frage, die sie noch äußern musste.
    Dass Ihr zugestimmt habt, nach Brianta zu reisen… Rani hatte nichts dergleichen getan. Tatsächlich konnte sie jetzt nicht reisen – sie hatte sich verschworen, ein Dutzend Glasschirme für die Gaukler zu gestalten. Sie hatte Verpflichtungen – gegenüber ihrer Gauklertruppe, gegenüber Tovin, sich selbst gegenüber. Außerdem musste sie Mair helfen, Mair und dem kleinen Laranifarso.
    Hal sagte: »Ich sehe, dass es Prinzessin Berylina gelungen ist, mit dir zu sprechen, als ich es nicht konnte.«
    »Mylord?«, sagte Rani mit eisiger Stimme und spürte, wie Mair neben ihr erstarrte.
    »Ja, Rani.« Hals Augen hielten ihre fest, und sie las die Botschaft darin – er flehte. Er bat sie, keine Einwände zu erheben. Er bat sie, sanftmütig zuzustimmen, nachzugeben.
    Berylina sprach,
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