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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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macht, an meinem Hof. Sprecht mit meinem Schatzmeister, wenn Ihr einen Moment Zeit habt – lasst uns wissen, wann Ihr für uns spielen könnt.«
    »Natürlich, Mylord«, sagte Tovin. »Ich wäre überaus geehrt.«
    »Und wenn Ihr für Graf Jerumalashi gespielt habt, könnt Ihr uns Eure Arbeit präsentieren«, sagte Farsobalinti, der sich seinen Weg durch die Menge gebahnt hatte und Tovin nun eine Hand hinstreckte. »Ihr seid ein guter Mann, Tovin Gaukler.«
    »Ja«, hörte Rani neben sich, wandte sich um und begegnete Mairs belustigtem Blick. »Ein großartiger Mann ist dieser Tovin Gaukler.«
    Rani trat beiseite, um besser mit ihrer Freundin reden zu können. Während sie sich von den Adligen entfernte, hörte sie den Seidenmeister verkünden, dass ein weiterer Ballen Seide verkauft wurde, und erkannte, dass er mit der Versteigerung eines weiteren Postens begann. »Was meinst du damit?«
    Mair verlagerte das Gewicht ihres Sohnes an ihre linke Schulter, wobei sie sorgfältig darauf achtete, das nun schlafende Baby nicht zu wecken. »Nur dass Tovin Gaukler ein schlauer Verhandler ist. Du musst ihm eines oder zwei Dinge über das Vorantreiben eines Handels beigebracht haben.«
    »Das brauchte ich wohl kaum zu tun!«, sagte Rani, verteidigte den Mann automatisch, als hätte er es nötig.
    »Das sollte keine Beleidigung sein, Rani! Ich meinte nur, dass der Mann einen guten Handel abgeschlossen hat. Er wird fünfundzwanzig Barren bezahlen, und die Geschichte wird bis zum Ende des Tages in der ganzen Stadt die Runde machen. Jedermann in Moren wird eine Goldkrone bezahlen, um die nächste Darbietung der Gaukler zu sehen, und wenn die Truppe verkündet, dass sie mit der Seide des Königs Kostüme gefertigt hat… Er ist kein Narr, dein Tovin.«
    Das aufgeregte Murmeln der auf Seide bietenden Händler wurde lauter, während Rani dachte: Er ist nicht mein Tovin. Sie blickte in die kupferfarbenen Augen des Mannes, auf seine zerzausten Locken, und blitzartiges Verlangen wogte durch ihren Leib – Verlangen nach dem Hypnotisieren, das sie geteilt hatten, nach den ruhigen Zeiten, als sie zunächst nach Moren zurückgekehrt waren. Zeiten, in denen Tovin nicht auf Heirat gedrängt hatte. Zeiten ohne die Verpflichtung, die Glasmalerkunde zu studieren, zu planen, ihre Gilde wiederaufzubauen. Während Tovin ihr über die Halle hinweg zulächelte, dachte sie an den Streit, den sie in der Nacht zuvor gehabt hatten…
    »Ranita, es sollte genügen!«, sagte er. »Du hast die Bücher studiert. Du hast neue Techniken gelernt. Verkünde, dass du die Gilde wieder eröffnest, und es ist gut.«
    »Es genügt nicht.« Sie entzog sich ihm, während es ihr gleichzeitig widerstrebte, die Wärme seiner Handflächen auf ihrem Rücken zu verlieren. Sie zog das Seidengewand um ihre Schultern und band die Schärpe fest, während sie zum Fenster trat. Die Pilgerglocke läutete über die Stadt hinweg, in der mondbeschienenen Nacht stetig und sicher. »Es genügt überhaupt nicht.«
    Sie hörte ihn im Bett seufzen und erkannte, dass er ein Dutzend Argumente verdrängte. Dann trat er hinter sie, legte die Arme um sie und zog sie an seine Brust. Sie konnte die kreuz und quer verlaufenden Glasnarben an seinen Fingern erkennen, die im Mondlicht vollkommen weiß schimmerten. »Dann sage es mir. Sag mir, warum. Sag mir, warum du nicht verkünden kannst, dass die Gilde wiederaufgebaut ist und du deine Verpflichtung erfüllt hast.«
    Tränen stiegen ihr in die Augen. Als sie sich vorbeugte, konnte sie den Richtblock im Hofsehen. Sie konnte den Stein sehen, auf den der Hals ihres Bruders gebettet worden war, bevor er für seinen Verrat bezahlt hatte, bevor er alles preisgegeben hatte, was er zu geben hatte. Sie konnte das Eisengitter sehen, das zu den Kerkern führte, zu den nasskalten Steingängen, in denen Gefangene auf ihr Schicksal gewartet hatten. Wo Glasmaler wütend und zornig gekauert hatten, Meister und Gesellen und Lehrlinge für ihre vermeintlichen Verbrechen gegen die Krone gefangen gewesen waren.
    Sie zwang die Worte an ihrer verengten Kehle vorbei, entrang ihrem erstickten Elend ein Eingeständnis. »Die Verpflichtung ist noch nicht erfüllt. Ich weiß nicht, ob das jemals geschehen kann.« Sie schluckte schwer. »Nachdem Prinz Tuvashanoran getötet wurde, versteckte ich mich. Ich offenbarte mich nicht, nicht einmal, um meine Unschuld zu erklären, nicht einmal, um zu sagen, dass alles ein schrecklicher Irrtum war. Ich erklärte nicht, dass ich den
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