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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe
Autoren: Tom Becker
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unschöne Beule auf der Stirn und machte ein wild entschlossenes Gesicht.
    »Du bist ziemlich schnell hier aufgetaucht.«
    »Was nicht an Ihnen lag!«, erwiderte Jonathan entrüstet. »Warum sind Sie einfach weggelaufen? Ich dachte, Sie wären es gewesen, der mich niedergeschlagen hat.«
    Correlli seufzte.
    »Du bist nicht der Einzige, der überfallen wurde. Ich konnte einen kurzen Blick auf Mountebank erhaschen, bevor er mich niedergeschlagen hat. Und als ichaufgewacht bin, war mein einziger Gedanke, ihn zu finden. Die Polizei durchsuchte bereits das Haus, und ich konnte es mir nicht leisten, erwischt zu werden. Es tut mir leid, dass ich dich sitzen gelassen habe, Jonathan. Um ehrlich zu sein, ich habe einfach nicht richtig nachgedacht.« Er wandte sich an Sam. »Mountebank ist wieder auf Spinozas Jahrmarkt, nicht wahr? Wo wir einst zusammen aufgetreten sind.«
    Sam nickte und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen weg.
    »Er hat gesagt, er würde den Stein heute Nacht verkaufen, und dass er ihn reich machen würde.«
    »Gut.« Correlli runzelte die Stirn. »Mountebank wird den Stein also verkaufen, aber an wen?«
    Jonathan musste unwillkürlich an ein Gesicht denken. Er zitterte.
    »Vendetta. Er muss es sein. Correlli, wir müssen ihn stoppen. Wenn Vendetta den Stein von Mountebank kauft, dann kriegen wir Miss Elwood niemals zurück!«
    »Keine Sorge, wir werden ihn schon aufhalten«, erwiderte der Feuerschlucker düster. »So oder so, diese Sache endet heute Nacht. Ich hätte diesen billigen Taschenspieler schon längst erledigen sollen. Er wird nicht zum zweiten Mal davonkommen.«
    Jonathan zog eine Taschenuhr aus seiner Hose und las die Uhrzeit ab.
    »Jetzt ist es halb acht. Wie weit ist es zum Jahrmarkt?«
    »Ziemlich weit. Wenn Mountebank den Stein heute Nacht verkauft, dann müssen wir uns beeilen.«
    Sie wechselten einen Blick, dann nahm Raquella Sam am Arm.
    »Können wir dich hier zurücklassen?«
    Der Junge rappelte sich auf und wischte sich hastig die Augen.
    »Ich komme mit«, rief er. »Ihr werdet mich brauchen, niemand kennt meinen Meister so gut wie ich.«
    »Nein«, murmelte Correlli kopfschüttelnd. »Nicht noch mehr Jugendliche. Du siehst so aus, als hättest du für heute schon genug durchgemacht, Junge. Sieh zu, dass du etwas Eis auf dein Auge legst, und überlass Mountebank uns.«
    Sam öffnete den Mund, um zu widersprechen, überlegte es sich dann aber anders.
    »In Ordnung, aber … Miss Joubert?« Er nahm eine gerade Haltung an, als das Dienstmädchen ihn ansah. »Passen Sie gut auf sich auf.«
    Raquella nickte ernst, dann ging sie von der Bühne, marschierte durch den Zuschauerraum und ließ den Jungen alleine im Halbdunkel der Bühne zurück.
    Während die drei durch das schmuddelige Foyer liefen, hörten sie ein helles Wiehern vor dem Theater, gefolgt von einem lauten Knall. Correlli lächelte.
    »Ich habe mich schon gefragt, wann sie kommen«, brummte er.
    Jonathan bekam nicht die Gelegenheit, ihn zu fragen, wen er meinte. Der Feuerschlucker trat mit dem Stiefel die Eingangstüren des »Kinski« auf und marschierte in das Chaos hinaus.
    Direkt vor dem Theater war ein Pferdefuhrwerk auf den Bürgersteig geknallt und ein Vorderrad drehte sich frei in der Luft. Es war ein lang gezogenes Fuhrwerk, durch dessen Fenster man im Inneren mehrere Sitzreihen erkennen konnte. Auf dem Dach waren ebenfalls mehrere Sitzreihen montiert. Durch die Wucht des Aufpralls waren etliche Fahrgäste heruntergefallen. Ein beleibter Mann baumelte an der Seite und suchte mit seinen strampelnden Füßen verzweifelt nach Halt. Zwei Pferde tänzelten nervös auf dem Bürgersteig. Ihre Leinen hatten sich um einen Laternenpfahl gewickelt. Um den Schauplatz herum hatte sich eine Traube Darksider versammelt. Neben Jonathan durchwühlten zwei Taschendiebe die Taschen eines bewusstlosen Unfallopfers.
    Jonathan blickte zu Correlli.
    »Was ist denn das ?«
    »Das, mein Freund, ist ein Darkside-Omnibus. Das sicherste öffentliche Verkehrsmittel der Schattenwelt. Garantiert nicht so sicher wie zu Fuß zu gehen oder zu Hause zu bleiben, aber es bringt dich, wohin du willst. Und dem Fahrer nach zu urteilen, auch so schnell, wie du willst.«
    Jonathan sah eine pinkfarbene Haarsträhne hinter dem Fahrersitz auftauchen und eine Faust reckte sich triumphierend in die Luft. Er lachte.
    Im Inneren des Fuhrwerks gab es einen Tumult. Fray und Nettle rollten sich zankend auf den Bürgersteig.
    »Das ist deine Schuld! Du hast
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