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Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Titel: Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
Autoren: Natascha Artmann
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Frage, die Gillian schmerzte. Sie hätte ihren Brüdern gerne vertraut, so wie vor Amelies Tod. Aber jetzt war die Sache anders. Und da Gillian diese Frage nicht beantwortete, zog der Unbekannte erneut seine eigenen Schlüsse.
    „Nun, wenn das so ist, dann müsst Ihr wohl Eure eigenen Entscheidungen treffen!“
    „Welche Entscheidungen?“
    „Zum Beispiel, wen Ihr heiraten wollt!“
    „Aber ich will doch niemanden heiraten“, protestierte Gillian.
    „Nein?“ Das schien den Fremden zu erstaunen.
    „Wie soll ich jemanden heiraten wollen, wenn ich noch nicht einmal jemanden kenne, der in Frage käme?“
    Über dieses Problem schien der Fremde nachzudenken.
    „Na, dann denke ich doch, Ihr solltet Euch vielleicht auf die Suche machen. Kann aber schwierig werden hier im Wald!“
    „Warum will mich nur jeder verheiraten?“ Gillian war der Verzweiflung nahe. „Warum kann ich nicht einfach so leben wie bisher?“
    „Wie habt Ihr denn bisher gelebt?“
    Eine gute Frage. Wie hatte sie bisher gelebt? Sie hatte ein paar kleine Aufgaben für ihren Vater und die Brüder erledigt. Kleidung geflickt, Essen ans Bett gebracht, wenn einer ihrer Brüder krank war. Sie heimlich ausgelacht, wenn sie stöhnend vom Übungsfeld zurück in die Burg kamen, und sie bedauert, wenn sie sich ernsthaft verletzt hatten.
    Eigentlich war sie nicht sehr nützlich, eher so etwas wie ein Spielzeug oder ein Schoßhund für die Brüder. Und jetzt wurde sie ihnen wohl langsam lästig, warum sollten sie sie sonst plötzlich verheiraten wollen? Vielleicht könnte sie ja irgendwo anders hingehen und etwas Nützliches tun?
    „Ich sehe schon, Ihr wollt auch darüber nicht sprechen“, war ihr der Fremde schon wieder einen Schritt voraus. „Nun, wie auch immer. Auch wenn Ihr nicht wisst, wo Ihr jetzt hingehen wollt, ich weiß es wohl. Darum werde ich mich jetzt verabschieden.“
    Das hatte Gillian nicht erwartet, und so starrte sie ganze fünf Sekunden lang auf den Rücken des sich entfernenden Fremden. Mit seinem Pferd am Zügel schritt er durch den Nebel, wobei er seinen Weg zu kennen schien.
    „Ihr könnt mich doch nicht einfach hier stehenlassen“, flüsterte Gillian entsetzt und gerade noch laut genug, dass er es hören konnte.
    „Warum nicht?“, kam die Frage zurück, ohne dass der Mann sich von seinem Weg abbringen ließ.
    Gillian blieb nichts anderes übrig als hinter ihm herzulaufen, wenn sie nicht allein im Wald stehen wollte.
    „Ich kenne mich hier nicht aus!“, war das Einzige, was ihr so auf die Schnelle einfiel, während sie versuchte, sich nicht im Gestrüpp zu verheddern.
    Der Fremde blickte sich weiterhin nicht nach ihr um, zeigte sich aber erstaunt. „Warum seid Ihr dann ausgerechnet in den Wald gegangen? Wäre ein vertrauter Weg nicht viel sinnvoller gewesen?“
    „Aber hier werden sie mich nicht suchen“, erklärte Gillian unvorsichtigerweise.
    „Ach nein? Sehr nachlässig. Je mehr ich von Euren Brüdern höre, umso unsympathischer werden sie mir. Eine wirklich nachlässige Bande!“
    Gillian setzte bereits wieder zu einer Verteidigung an. „Nicht wirklich. Sie würden mich hier nur nicht vermuten, weil sie wissen, dass ich mich vor dem Wald fürchte.“
    „Oh, was hat er Euch denn getan, der Wald meine ich?“
    Wenn die Frage so gestellt wurde, war sie ein bisschen schwierig zu beantworten.
    „Der Wald eigentlich nichts, aber als ich klein war, ging ich einmal darin verloren.“
    „Scheint ja nicht so schlimm gewesen zu sein“, befand der Fremde, seinen Weg weiter fortsetzend. „Ihr seid ja wieder aufgetaucht!“
    „Ihr besitzt so viel Gefühl wie ein Fleischerhund!“, warf Gillian ihm vor. Diese Beleidigung prallte ohne Wirkung an ihm ab. Er lachte sogar.
    „Sir...“, begann Gillian erneut und wusste nicht weiter.
    Jetzt wandte sich der Fremde doch zu ihr um und grinste unverschämt. „Ist ein bisschen umständlich, sich mit jemandem zu unterhalten, wenn man seinen Namen nicht kennt, nicht wahr, kleine Lady?“
    Sein Spott war an Gillian nicht verschwendet. Sie biss auf diesen Köder selbstverständlich an. „Warum stellt Ihr Euch dann nicht vor?“
    „Bin ich verrückt?“ Der Fremde klang so, als ob er lachte. „Damit Ihr mich als Sündenbock vorschieben könnt, wenn Euch Eure Brüder aufspüren?“
    Mittlerweile hatte Gillian ihn und sein Pferd eingeholt und passte sich deren Geschwindigkeit an. Da ihr ihr Begleiter nicht nahe legte, sich einen anderen Weg zu suchen, fand sie es nur richtig, sich
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