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Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Titel: Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
Autoren: Natascha Artmann
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umklammerte das Messer fester und blickte in die interessierten Augen ihres Gegenübers. Warum war er nicht wütend? Was kümmerte sie das! Es war nicht wichtig, was er dachte oder von ihr hielt. Sie jedenfalls wusste, was sie zu tun hatte. Und die Spitze der kleinen Stichwaffe, die gerade noch auf den Mann gezeigt hatte, bohrte sich in Gillians entblößten Unterarm.
    Der interessierte Ausdruck in den Augen des Unbekannten verwandelte sich schnell in etwas anderes, auch wenn Gillian es nicht deuten konnte. Entsetzen? Wut? Was auch immer es war, es ließ den Mann blitzschnell reagieren. Noch ehe der erste Blutstropfen floss, hatte er ihr das Messer bereits aus der Hand geschlagen, und es fiel auf den Waldboden.
    Und jetzt war auch klar, was Gillian in den Augen des Fremden entdeckt hatte: Wut! Ebenso schnell wie sie das Messer verloren hatte, genauso schnell zerrte er sie von seinem Pferd.
    „Habt Ihr komplett den Verstand verloren?“, herrschte er sie an, während eine seiner Hände sich schmerzhaft um ihr Handgelenk schloss.
    Tränen bildeten sich in Gillians Augen, vor Schmerz, vor Entsetzen und vor Angst. Was erwartete sie jetzt, nachdem sie sich durch ihren eigenen Freitod nicht hatte schützen können?
    „Ich sollte Euch übers Knie legen und Euch eine ordentliche Tracht Prügel verpassen!“
    Auch wenn er tobte, tat er dennoch nichts, um diese Drohung wahrzumachen.
    „Wer hat Euch auf die unsinnige Idee gebracht, Euch selbst zu töten?“
    Gillian schniefte, und Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Thomas hat gesagt, ich solle mich lieber selbst töten, bevor es ein anderer tut, denn das würde hässlich werden!“, stammelte sie zwischen zwei Schluchzern.
    „Verdammter Idiot!“, schimpfte ihr Gegenüber.
    Dass ihr Lieblingsbruder als Idiot betitelt wurde, konnte Gillian so nicht stehenlassen. „Er hat nur versucht mir zu helfen.“
    „Blödsinn! Wenn er Euch hätte helfen wollen, dann wäre er jetzt hier und würde Euch beschützen, Mädchen. Aber es ist halt kein Verlass mehr auf den Herzallerliebsten!“
    Er ließ Gillians Handgelenk los und sah zu, wie sie sich die malträtierte Stelle rieb.
    „Thomas ist mein Bruder“, stellte Gillian richtig.
    Aber das gefiel dem Fremden auch nicht besser. „Umso schlimmer! Eine feine Familie habt Ihr da, deren einziger Schutz darin besteht, Euch eine Klinge in die Hand zu drücken und zum Selbstmord aufzufordern.“
    Was auch immer sie selbst von ihren Familienmitgliedern hielt, sie konnte es auf keinen Fall hinnehmen, dass man ihnen mangelnden Schutz unterstellte.
    „Meine Brüder beschützen mich immer!“, erklärte sie daher stolz.
    „Brüder? Also mehrere? Und wo sind diese musterhaften Männer, die ein Mädchen beschützen, während es alleine im Wald herumirrt?“
    Gillian schluckte. Wenn sie jetzt zugab, fortgelaufen zu sein, lieferte sie sich diesem Mann aus. Wenn sie aber behauptete, ihre Brüder kämen gleich, musste sie damit rechnen, sofort verschleppt oder getötet zu werden. Was sollte sie also tun?
    Für ihre Antwort hatte sie zu viel Zeit verstreichen lassen, deshalb kam der Fremde selbst auf die Lösung.
    „Weggelaufen!“, stellte er für sich selbst fest. „Was war los? Haben sich Eure Brüder schlecht benommen, vielleicht zu viele Vorschriften gemacht?“, vermutete er und zog damit ihre Flucht ein wenig ins Lächerliche.
    „Nein, ich weiß!“, rief er gleich darauf aus, und es sah so aus, als hätte ihn die Wahrheit direkt angesprungen. „Ihr habt Euch heimlich mit einem jungen Mann getroffen, und Eure Brüder haben Euch zur Strafe eingesperrt!“
    „Sie wollen mich verheiraten!“, flüsterte Gillian niedergeschlagen.
    Ihren Gegenüber schien das nicht sehr zu beeindrucken. „Das ist doch normal. Die Familie sucht den Gatten eines Mädchens aus. Meist wird dabei auch die Wahl des Mädchens mit berücksichtigt. Hat man Eure Wahl nicht beachtet?“
    Gillian sah ihn verwirrt an. Ihre Wahl? Was sollte sie schon für eine Wahl treffen? Sie kannte doch außer den Mitgliedern ihrer Familie kaum andere Männer.
    „Luther hat mich nicht einmal gefragt, ob ich heiraten will!“, erklärte Gillian niedergeschlagen.
    Der Fremde nickte verstehend. „Dann ist Euer Zukünftiger vielleicht alt, hässlich oder einfach nur abstoßend?“
    „Das weiß ich nicht.“
    „Ihr wisst es nicht?“, gab sich der Fremde erstaunt. „Habt Ihr denn kein Vertrauen in Eure Brüder, dass sie Euch einen annehmbaren Kerl aussuchen?“
    Das war eine
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