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Die Giftköchin

Die Giftköchin

Titel: Die Giftköchin
Autoren: Arto Paasilinna
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nur vorübergehender Natur gewesen war und sie z u rückkehren würden, um weiterzufeiern.
    Die nächtliche Spritztour zur Brautschau und Schnapsbeschaffung erstreckte sich auf weite Gebiete im westlichen Uusimaa: Zunächst fuhren die Zechbr ü der nach Nummela, aber dort wagten sie nicht zu ble i ben, denn ihnen war klar, daß sie betrunken waren und nicht hätten aus dem Auto steigen können, ohne sofort auf der Straße lang hinzufallen. So versuchten sie, Stadtzentren zu meiden. Sie fuhren an der Stadt Lohja vorbei in Richtung Hanko, bogen dann nach Virkkala ab, machten zu Erkundungszwecken eine Rallyefahrt nach Lohjansaari, fragten dort in den Häusern nach Schnaps und Liebe, und da sie nicht das gewünschte Echo hatten, rissen sie meterweise Hofzäune um und pinkelten in einige Briefkästen.
    Das Benzin ging zur Neige, aber den betrunkenen A u tofahrern schien es ungünstig, Tankstellen mit Nach t dienst anzufahren, die Angestellten hätten bloß unnötig die Polizei alarmiert. Zum Glück gab es in der Gegend noch Tankstellen, die nachts nicht geöffnet waren: In der Nähe von Karkkila entdeckten sie im letzten Moment eine solche.
    Mutig hinein durch die Glastür, die Kasse aufg e sprengt, aus dem Kühlschrank der Theke Leichtbier und Ei-Anchovis-Sandwiches gegriffen und eingesackt, dann den Tank gefüllt mit Zweitaktbenzin aus einer von Hand zu betätigenden Zapfsäule, deren einfaches Schloß sich mit einer Eisenstange, die man in der Reparaturhalle fand, mühelos zertrümmern ließ.
    »Qualmt ein bißchen, das Zweitakter, aber der Zyli n der wird schon nicht gleich verrußen, wenn man den Motor hochtourt«, konstatierten Linnea Ravaskas So m mergäste. Der Tank war voll, also rein ins Auto und wieder auf die Straße.
    Es war tatsächlich Eile geboten. Sie hatten den Sch ä ferhund des Tankstellenbesitzers töten müssen, den dieser wie üblich bei der Kasse zurückgelassen hatte, um sein Eigentum zu bewachen. Pera hatte den Kopf des Tieres mit dem Wagenheber zerschmettert, und Jari mit seinem Stilett den Schwanz vom Körper abgetrennt. Als sie etwa fünf Kilometer gefahren waren, hielten sie bei einer Kiesgrube an, um kaltes Bier zu trinken und Sandwiches zu essen. Irgendwo sang ein Ziegenmelker, die Stimmung war gigantisch. Pera fand am Hang eine Rolle verrosteten Draht, damit befestigte er den Hund e schwanz an der Spitze der Radioantenne. Es sah toll aus: Im Fahrtwind wehte das Büschel wie eine haarige Standarte von Kraft und Freiheit.
    Auf der Weiterfahrt verprügelten sie aus purem Spaß und in Unterstützung des Naturschutzgedankens einen frühaufgestandenen Landwirt, der dabei war, seine Felder mit einem gefährlichen Pflanzenschutzmittel zu besprühen. Sie zerrten ihn von seinem Traktor und droschen auf ihn ein, bis er das Bewußtsein verlor. Immerhin hatten sie soviel Mitleid mit ihm, daß sie ihm ein paar Büchsen kaltes Bier in die Unterhosen stopften, um ihm das Aufwachen zu erleichtern.
    Den Traktor entfernten sie hilfsbereit vom Feld und fuhren ihn weit in den Wald hinein außer Hörweite, sie zerschlugen die vorderen Scheinwerfer und ließen den Motor laufen.
    Sie waren sich einig, daß der Bauer mindestens einen halben Tag lang Sprit schleppen müßte, falls er seinen Zetor da hinten im Busch überhaupt finden würde.
    Damit war die Tournee noch nicht beendet. Im Nac h bardorf drängte es sie danach, eine Schweinezuchtanl a ge zu besuchen, sie bestaunten die niedlichen Ferkel, und beim Gehen griffen sie sich dann ein etwa drei Monate altes Tier, das sie lebend in den Kofferraum des Autos warfen.
    Das Ferkel kreischte im Dunkeln vor Entsetzen, wä h rend der Wagen in einem Höllentempo in Richtung Harmisto raste. Jan Fagerström am Steuer war jetzt in Hochform, Pera fungierte als Kartenleser. In der So m mernacht wurde eine Rallye über die kurvenreichen Sandwege improvisiert, und wie nicht anders zu erwa r ten, verlor der betrunkene Fahrer schließlich die Gewalt über den Wagen. Das rote Auto raste in den Wald, rod e te auf seinem Weg mehrere junge Birken, überschlug sich schließlich und blieb auf dem Dach liegen. Einige Zeit war nur das Klirren von Glas und das Quieken des Ferkels zu hören, dann krochen aus dem Autowrack drei mit Beulen übersäte Männer. Ernsthaft verletzt war niemand, wieder einmal hatten die Betrunkenen einen Schutzengel gehabt. Sie stellten das Auto sogleich auf die Räder, doch um es wieder auf die Straße zu fahren war der Graben war zu tief und das Gelände zu
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