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Die Giftköchin

Die Giftköchin

Titel: Die Giftköchin
Autoren: Arto Paasilinna
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den letzten Jahren habe sie den Eindruck g e wonnen, daß dazu kein Anlaß bestehe.
    Die Verkäuferin meinte, zumindest hier auf dem La n de könne man auch anständige junge Leute treffen. Witwe Ravaska wagte das zu bezweifeln.
    Der Kaufmann war ein hilfsbereiter Mann und erbot sich, Linnea mit dem Auto nach Hause zu bringen, da sie so schwer zu tragen hatte. Ganz bis vors Haus wagte er jedoch nicht zu fahren, sondern er setzte Linnea hundert Meter vorher ab und erklärte, er wolle sich nicht in die Angelegenheit fremder Menschen einm i schen.
    Den Rest des Weges schleppte Linnea ihre Einkäufe allein und mußte auf der kurzen Strecke viele Male ausruhen. Sie gestand sich ein, daß ihr das Alter doch zu schaffen machte. Sie hatte vor Angst die ganze Nacht wachgelegen, hatte am Morgen den großen runden Eßtisch hinausgeschleppt und aus ihren wenigen Vorr ä ten ein Frühstück zubereitet, dann hatte sie ein ganzes Schwein abgebrüht und ausgenommen, hatte in der Sauna Waschwasser heiß gemacht, und jetzt schleppte sie auch noch eine schwere Bierlast nach Hause. Sie hatte das Gefühl, das Herz würde ihr in der Nacht wi e der Probleme machen, wenn sie nicht bald Gelegenheit bekäme, sich auszuruhen.
    Dieser Tag wurde noch schlimmer als der vorige. Kake verkündete, Linnea müßte eigentlich ihr Testament machen, ob sie denn nicht begreife, daß sie schon recht betagt sei. Über das Verfahren hätten sie doch schon früher gesprochen oder etwa nicht? Die Sache sei die, daß er seine Tante nicht ohne Testament beerben kö n ne, das Verwandtschaftsverhältnis sei zu entfernt. Wä h rend Linnea im Laden gewesen war, hatten die Bu r schen gehandelt. Sie hatten in der Stube Schreibzeug und Papier gefunden und ein vortreffliches Dokument aufgesetzt, auf dem jetzt nur noch Linneas Unterschrift fehlte. Pera Lahtela und Jari Fagerström erklärten sich bereit, die Rechtmäßigkeit des Dokuments zu bezeugen, und Kauko Nyyssönen versprach, es sofort nach seiner Rückkehr in Helsinki beim Gerichtsbezirk oder wie das gleich hieß registrieren zu lassen. Er erklärte, er werde sich genau informieren, wo das Dokument abzugeben sei.
    »Auch das noch«, dachte Linnea voller Bitterkeit. Sie bat um Bedenkzeit, schließlich sei sie im Vollbesitz ihrer körperlichen und geistigen Kräfte und wolle selbst en t scheiden, wem sie ihr Eigentum vermache.
    Linneas Einwände veranlaßten vor allem Pera und J a ri, sich lustig zu machen. Sie erklärten lauthals und in spöttischem Ton, sie seien derselben Meinung, klar sei die Oma bei vollen geistigen Kräften, kein Zweifel. Die Frauen würden mit dem Alter weise, das sei bekannt.
    Das Ferkel wurde über dem Feuer gewendet, mit Salz und Senf eingerieben und mit dem Grillgewürz bestreut. Als die Gartenschaukel restlos verbrannt war, riß Jari Bretter vom Brunnendeckel ab. Linnea versuchte, ihn daran zu hindern, und da wurde Jari wütend. Er stieß die alte Dame um, daß sie auf den Rasen fiel, dann holte er von drinnen aus dem Haus den Stuhl des Frisiert i sches, zerschlug ihn demonstrativ auf der obersten Treppenstufe und warf die Stücke ins Feuer.
    Linnea stand auf, sie bebte vor Zorn über die Demüt i gung und humpelte ins Haus. Sie stopfte einige ihrer besseren Kleidungsstücke in die Einkaufstasche, dazu ihre Kosmetikbox und ihre wichtigsten Papiere, dann ging sie hinaus und trug die Tasche hinter den Kuhstall. Die Männer fragten nach dem Grund, und Linnea erw i derte, sie wolle Wäsche waschen. Kake fand, dann kö n ne sie für ihn und seine Freunde gleich mitwaschen, ihre Sachen seien voller Schlamm und Schweineblut, anschließend müßten die Stücke ein wenig ausgebessert werden. Linnea sagte nichts dazu.
    Aber zunächst wurde sie gezwungen, ihr eigenes T e stament zu unterschreiben. Eine Zornesträne der alten Frau tropfte auf das Papier, aber zum Glück bemerkte Kake es nicht, sonst hätte er auch das wieder entspr e chend kommentiert.
    Der köstliche Duft garen Schweinefleisches zog durch die Luft, die Männer schnitten sich mit dem Stilett dicke Scheiben ab und aßen so gierig, daß sie die alte Frau für einen Augenblick vergaßen. Linnea schloß die Tür ihres Häuschens ab und suchte dann nach ihrer Katze, die sie schließlich auf dem Dachboden des Kuhstalls fand. Die Katze hatte Angst, wahrscheinlich hatte man sie g e quält, während Linnea im Laden gewesen war, um das Bier zu kaufen.
    Witwe Linnea Ravaska nahm die verstörte Katze auf den Arm, holte ihre gepackte Tasche und
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