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Die Giftköchin

Die Giftköchin

Titel: Die Giftköchin
Autoren: Arto Paasilinna
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holprig. Und zum Schieben fehlte ihnen die Kraft. So machte sich Jari an seine Lieblingsbeschäftigung, das Demoli e ren von Autos. Er zertrümmerte die Motorhaube an den dicken Kiefern, stieß immer wieder zurück und fuhr erneut gegen die Stämme, bis das Fahrzeug um einen Meter verkürzt war. Bei dieser Arbeit wurde auch der Kofferraum zusammengequetscht und das Ferkel totg e drückt. Die Burschen hatten zu tun, den Kadaver aus dem Autowrack zu ziehen. Sie trennten den Kopf mit dem Stilett ab und trotteten anschließend quer durch die Wälder nach Harmisto.
    Mit dem Ferkel im Gepäck kamen sie nur langsam voran, so daß sie erst am späten Morgen ihr Ziel erreic h ten. Linnea hatte sich auf die Rückkehr der Gäste vo r bereitet, weil sie ahnte, daß deren Laune nicht die beste sein würde, hatte sie starken Kaffee gekocht. Sie hatte den Eßtisch nach draußen geschleppt, auf den Rasen gestellt und darauf zum Frühstück für drei Personen gedeckt in der Hoffnung, die Rückkehrer zu besänftigen, damit diese ihr nicht das Haus auf den Kopf stellten.
    Zerlumpt, mit blauen Flecken übersät und mit Schweineblut beschmiert kamen die Burschen aus dem Wald wie die Reste einer im Krieg geschlagenen Armee. Es war ein kläglicher Haufen, Jammergestalten nach einer durchzechten Nacht. Mürrisch setzten sie sich an den Frühstückstisch und verlangten, Linnea solle das Schwein schlachten. Echte Männer hatten die Verso r gung in die Hand genommen, nun gab es im Haus wi e der anständiges Fleisch.
    Linnea schleppte den Kadaver in den Kuhstall, holte den Dolch, die Axt und heißes Wasser und begann, das Schwein abzubrühen. Sie weinte.
    Das heftige nächtliche Saunieren und die anschli e ßende vielseitige Spritztour quer durch das westliche Urusimaa hatten den unternehmenslustigen Burschen die Kräfte geraubt. Nachdem sie Linneas vorbereitetes Frühstück verzehrt hatten, legten sie sich gesättigt auf den Rasen, um zu schlafen.
    Auf dem Hof kehrte für ein paar Stunden Ruhe ein. Aber als die Mittagssonne zu wärmen begann, wachten die Burschen auf und verlangten wieder Bedienung. Linnea mußte im Saunakessel Wasser heiß machen, damit sich die Herren waschen konnten, anschließend stellten sie fest, daß passenderweise Mittagessenszeit war. Die Reste der Gartenschaukel wurden zerkleinert und mit dem Holz mitten auf dem Hof ein prächtiges Lagerfeuer entzündet. Ein fürstliches Essen sollte ve r anstaltet werden, gab es doch ein abgebrühtes Schwein und hungrige Männer in Erwartung einer Mahlzeit. In einer Ecke des Kuhstalls fand sich ein alter Schleifstein, der mit Hilfe einer Eisenstange zerstückelt wurde, so erhielt man einen brauchbaren Drehhebel zum Grillen. Das Ferkel wurde quer über den Rasen zur Feuerstelle gezogen, mit der Eisenstange durchbohrt und auf den verrosteten Drehhebel gesteckt. Aus der Einfassung der Blumenrabatten neben der Treppe wurden ein paar große Steine gelöst und mit ihnen der Drehhebel abg e stützt, nun konnte es losgehen. Die Burschen schickten Linnea in den Dorfladen, sie solle Grillgewürze, Senf und mindestens zwanzig Büchsen Leichtbier holen. Als Linnea bedauerte, sie habe für diese Zwecke kein Geld, gab es ein entsetzliches Geschrei. Kake sagte, er sei sicher, daß sie nicht so arm sei, wie sie behauptete. Wofür hatte sie zum Beispiel den Rest des Geldes aus dem Verkauf ihrer Stadtwohnung verplempert? Sie wollte doch wohl nicht behaupten, die ganze Summe sei in den Kauf dieser unscheinbaren Hütte und in den Kredit für ihn, Kake, geflossen? Sie habe garantiert mindestens hunderttausend Finnmark beiseitegeschafft, oder wolle sie ihm weismachen, sie habe derartige Summen hier in diesem Kaff ausgegeben, in dem es nicht mal eine Gaststätte gab?
    Linnea Ravaska versuchte, Streit zu vermeiden. Sie versprach, die verlangten Gewürze und das Bier im Laden auf Pump zu kaufen. Vielleicht wäre der Kau f mann bereit, anzuschreiben, schließlich kannte er sie, da sie seit Jahren im Dorf wohnte.
    Es gelang Linnea tatsächlich, ihre Einkäufe zu tät i gen. Der Kaufmann fragte sie, wie sie mit ihren gestern eingetroffenen Gästen fertiggeworden sei. Diese seien bei ihm im Laden gewesen, hätten Benzin und Bier gekauft, und nachts seien dann ziemlicher Lärm und das Heulen des Automotors zu hören gewesen. Linnea hatte nicht recht die Kraft zu antworten, sie sagte nur, sie habe den Neffen ihres verstorbenen Mannes und seine Freunde unendlich satt. Sie habe der Jugend immer vertraut, doch in
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