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Die Giftköchin

Die Giftköchin

Titel: Die Giftköchin
Autoren: Arto Paasilinna
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so einem Weib könnt ihr nicht mal träumen, das sage ich euch!«
    Kake erzählte eine lange Geschichte, die zehn Jahre zurücklag. Er habe da aus Versehen bei einer Sache mitgemacht, die nicht geklappt habe, dauernd sei alles mögliche schiefgegangen, es sei so gewesen, daß …
    Die beiden anderen sagten gelangweilt ja, ja, die G e schichte sei ihnen bekannt, er habe sie mindestens tausendmal erzählt, und zwar jedesmal, wenn er b e trunken gewesen sei. Es habe sich um Betrug geha n delt, der zu einem Raub geworden sei und ihn in jeder Weise in die Scheiße geritten habe. Er sei in einem Firmenbüro abends nach der Arbeitszeit irgendwie ausgerastet, habe zwei Menschen halbtot geschlagen und sei mit einer Beute von ein paar tausend Mark abgehauen.
    Nyyssönen stellte richtig: Erbeutet habe er immerhin über zwanzigtausend Mark, und die Kontoristin und irgendein unbedeutender Chef, die zu Überstunden im Büro geblieben seien und ihn plötzlich überrascht ha t ten, seien überhaupt nicht schlimm verletzt gewesen. Sie hätten sowieso bloß den Feierabend abgewartet, um es miteinander zu treiben, so daß sie im Prinzip in der ganzen Sache überhaupt nicht das Maul aufreißen durften, aber die Menschen seien nun mal Flegel, b e sonders die da oben.
    Kake hatte mit dem Geld eine wirklich fidele Sprit z tour nach Stockholm und Kopenhagen gemacht. Zwei ganze Wochen waren vergangen, ohne daß er sich hi n terher an irgend etwas erinnern konnte, in seinen T a schen hatte er jede Menge Fahrkarten und Kneipe n rechnungen gefunden, aus denen er ersehen konnte, wo er sich herumgetrieben hatte. Irgendwann hatte er ein Taxi nach Helsinki genommen, zitternd und blau ang e laufen vom Kater. Er hatte keine sichere Bleibe gewußt außer Linneas Wohnung in Töölö in der Caloniusstraße. Nicht übel die Bude, überall Büsten und Bilder und große Sessel, an den Fenstern Spitzengardinen und in der Diele auf einer gemaserten Säule ein Mannerheim-Denkmal aus Gips. Der Marschall war dargestellt, wie er während des Aufstandes irgendwo hinter Tampere steht, den Feldstecher vor dem Bauch und eine weiße Pel z mütze auf dem Kopf.
    Nyyssönen war inzwischen aufgeflogen. Die Opfer ha t ten ihn erkannt und mit Linnea Verbindung aufgeno m men, ihre Schadensersatzansprüche waren absolut gigantisch gewesen, und dann hatten sie noch mit der Polizei gedroht. Wegen ein paar blauer Flecken so ein Geschrei, nicht zu fassen.
    Den beiden Zuhörern war auch der Rest der G e schichte bekannt: Linnea Ravaska hatte den Neffen ihres verstorbenen Mannes wieder einmal aus der Not gerettet. Sie hatte verhandelt und geschlichtet und Kake versprochen, ihm noch dieses eine Mal aus der Klemme zu helfen, weil abzusehen war, daß er etliche Jahre Gefängnis bekäme, falls die Sache nicht mit viel Geld aus der Welt geschafft würde. Kake hatte geschworen, Linnea alles zurückzuzahlen, er hatte ihr sogar einen Schuldschein ausgeschrieben. Linnea war also gezwu n gen gewesen, ihre Wohnung in der Caloniusstraße zu verkaufen; die drei Zimmer mit Küche hatten nur zäh und zu einem schlechten Preis veräußert werden kö n nen, da man es eilig hatte, aber es hatte alles geklappt. Die Sache war stillschweigend beigelegt worden. Linnea hatte sich ein kleines Häuschen in Harmisto, Gemeinde Siuntio, gekauft, wo sie vorübergehend wohnen wollte, bi s Kauko Nyyssönen seine Schulden bei ihr bezahlt hätte. Sie hatte mehr als hunderttausend Finnmark eingesetzt, und das war zu jener Zeit eine so astronom i sche Summe gewesen, daß Kake Nyyssönen sich nicht einmal im Traum vorstellen konnte, diese jemals zu erstatten.
    Linnea Ravaska hatte natürlich mehrfach versucht, ihr Geld von ihm zurückzubekommen. Sie hatte an sein Ehrenwort und an den unterschriebenen Schuldschein appelliert, hatte gefordert und geklagt, doch ohne Erfolg. Kake war nicht arbeiten gegangen, das paßte nicht richtig zu ihm, und wie sollte er auch bei irgendeinem Handlangerjob Geld in solchen Massen verdienen? Hatte Linnea denn überhaupt keinen Realitätssinn?
    Schließlich hatte sie gedroht, seine Schulden durch die Behörden eintreiben zu lassen, sie hatte den Schul d schein vor seiner Nase geschwenkt, doch auch das hatte nichts genützt. Kake hatte erklärt, er besitze nichts Pfändbares, außerdem habe sich Linnea auf fragwürdige Weise selbst in die Sache eingemischt, indem sie die Opfer des Verbrechens bestochen habe, damit sie schwiegen, und endlich: Wozu der ganze Lärm um den läppischen
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