Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Giftköchin

Die Giftköchin

Titel: Die Giftköchin
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
bewerkstelligten sie, indem sich Jari im passenden Moment an der Fleischtheke bemerkbar machte und Aufschnitt verlangte, so daß die Kassiererin für einen Moment dorthin gehen mußte. Im Auto bemerkte Pera zu seinem Ärger, daß er in der Eile die falsche Marke genommen hatte.
    Kauko Nyyssönen fiel ein, daß man nicht an den Blumenstrauß für die Oma gedacht hatte. Oft brachte er Linnea Blumen oder wenigstens eine Tafel Schokolade mit. Kake hielt sich selbst in gewisser Weise für einen Kavalier. Außerdem war es nie schädlich, wenn man Frauen Blumen schenkte.
    Jari Fagerström hielt neben der Bahnstrecke bei e i nem alten, verlassenen Stationsgebäude. An der Wand wuchsen Bauernrosen; Fagerström holte ein Stilett aus der Tasche und schnitt ein Bündel der schönsten Blüten vom Strauch ab.
    »Hol ’ s der Teufel, das ist ein wirklich hübscher Strauß«, sagte er zufrieden. Dann rasten sie auf dem kurvenreichen Kiesweg zu Linnea Ravaskas Haus, daß die Steine nach allen Seiten spritzten und um ein Haar die Katze unter die Räder gekommen wäre.
    Kauko Nyyssönen überreichte der erschrockenen Li n nea das Blumenbündel. Dann stellte er ihr seine Begle i ter vor. Jari Fagerström und Pertti Lahtela standen abseits mit den Händen in den Taschen vergraben, doch als Nyyssönen sie anstieß, bequemten sie sich, der alten Offizierswitwe die Hand zu reichen.
    »Gibt es hier irgendwo ‘ nen Kühlschrank?« fragte Pera, der die Tüte mit den Bierflaschen trug.
    Sie gingen in das Häuschen, das nur aus einem Zi m mer und einer Küche bestand. Die Wände waren mit alten, großblumigen Tapeten bedeckt, im hinteren Teil der Stube stand ein breites, altes Doppelbett, einst angeschafft für einen größeren Raum, und in der Mitte prangte ein großes Ledersofa mit zwei gewaltigen Ohre n sesseln, damit war der ganze Platz verbraucht. An den Fenstern hingen Spitzenstores, sie stammten ebenfalls aus einer großen Stadtwohnung und aus jenen Zeiten, da Linnea noch mit ihrem Mann in Töölö wohnte. Pera stapelte in der Küche die Bierflaschen in den Küh l schrank. Dann kehrte er in die Stube zurück und ä u ßerte seine Verwunderung darüber, daß er nichts A n ständiges zu essen gefunden habe, nur Heringe und Katzenfutter. Er sei hungrig; ob es im Haus einen Keller gebe, oder wo die alte Dame ihre Speisen aufbewahre.
    Linnea Ravaska bedauerte, sie habe kein Geld für Fleisch und Wurst. Sie sei bereit, Kaffee zu machen.
    Niemand legte Wert darauf, die Besucher erklärten, sie hätten bereits Kaffee getrunken, aber gegen Kuchen hätten sie nichts einzuwenden. Nach einiger Zeit, als das Bier gekühlt war, ließen sich die drei zur Mahlzeit nieder. Sie aßen viele Scheiben vom Hefezopf und spü l ten mit Leichtbier nach. Sie erkundigten sich, ob die Oma den Hefezopf selbst gebacken habe, er schmecke recht gut. Linnea sagte, sie habe ihn im Laden gekauft, sie habe kein großes Interesse am Backen.
    Nyyssönen bat seine Freunde, sich für einen Auge n blick zu entfernen, er habe mit Linnea etwas unter vier Augen zu besprechen.
    Nachdem sich die beiden getrollt hatten, fragte Li n nea, wer Kaukos Kameraden seien. Ihrer Meinung nach wirkten sie wie Taugenichtse, waren sie vielleicht gar Kriminelle?
    »Du solltest dich nicht mit solchen Halunken abg e ben, Kauko!« klagte die alte Dame.
    »Reg dich ab, Linnea, die beiden sind völlig okay, und außerdem sind sie meine Kumpels und nicht deine. Hast du die Rente abgehoben?«
    Seufzend entnahm Linnea Ravaska ihrer Handtasche einen Briefumschlag, den sie dem Neffen ihres versto r benen Mannes aushändigte. Kauko Nyyssönen riß den Umschlag auf und zog ein Bündel Scheine heraus, die er sorgfältig zählte, ehe er sie in seiner Brieftasche versta u te. Er wirkte unzufrieden und klagte, die Geldsumme sei zu gering. Linnea Ravaska verteidigte sich, indem sie erklärte, die Renten seien in Finnland sehr niedrig, und die Rentner bekämen eben keine Lohnerhöhungen, so wie die arbeitenden Menschen.
    Kauko Nyyssönen war derselben Meinung. Tatsäc h lich seien die Renten unverschämt niedrig. Das sei ein ungeheurer gesellschaftlicher Mißstand. War es eine Art, daß sich sogar die Witwe eines Offiziers mit so wenig Rente begnügen mußte? Nyyssönen erregte sich bei dem Gedanken, welch großes Unrecht hier geschehen sei. Oberst Ravaska habe in wer weiß wievielen Kriegen gekämpft, habe bestimmt hundert Mal den Kopf fürs Vaterland riskiert, und dies sei der Dank für alles! Überhaupt sei das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher