Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
auslaufenden Schiffen.
    Jedesmal, wenn ich Delia zu Gesicht bekomme, meine Delia aus den Blauen Bergen, meine Delia aus Delphond, spüre ich einen leisen Stich im Herzen, und ein Klumpen steigt mir in die Kehle. So manchen Vorwurf macht man mir zu Recht – und sollte man mich beschuldigen, den Namen Delia öfter zu erwähnen als irgendeinen anderen, so verteidige ich mein Recht darauf – nein, ich verteidige nicht, sondern verachte jeden, der nicht die Schönheit und die Zauberkraft und die Liebe hinter diesem Namen versteht – meine Delia!
    Delia erblickte mich, winkte mir zu, tauchte und schwamm unter Wasser zur Marmorkante des Beckens. Ich wartete auf sie und bückte mich, um sie herauszuheben, doch sie griff geschickt zu und raubte mir das Gleichgewicht. Klatschend landete ich im Wasser.
    Prustend versuchte ich sie zu fangen, doch sie entwischte mir wie ein Aal; eine Zeitlang jagten wir durchs Becken, und ich war aller Sorgen um die hohe Politik ledig.
    Endlich verließen wir das Wasser und legten uns ins Gras, um uns von der Sonne trocknen zu lassen. Ihr Licht fiel auf die Pracht des Gartens und auf die schönste Blume darin – Sie wissen schon, wen ich meine.
    Die Szene brachte mir qualvoll zu Bewußtsein, was ich entbehren mußte, sollte es den Herren der Sterne gefallen, mich wieder in ihre Dienste zu rufen. Ich wollte mit Delia sprechen. Doch wie erklärte man seiner Frau, daß man gar nicht auf der Welt geboren war, die sie ihre Heimat nannte? Wie sollte man ihr klarmachen, daß man von einem Lichtpünktchen am Himmel stammte, vierhundert Lichtjahre entfernt, von einer Welt, die nur eine Sonne besaß? Und nur einen Mond? Und daß auf dieser Welt Menschen lebten, Apim, Homo sapiens, und keine von den anderen intelligenten Rassen, die auf Kregen eine so wunderbare und auch schreckliche Vielfalt bildeten. Konnte sie mir das alles glauben?
    »Vielleicht muß ich wieder fort«, sagte ich. Übergangslos.
    Sie wandte sich um. »Ernsthaft?«
    »Ja.«
    »Ach, Dray! Kannst du es mir sagen? Vor langer Zeit habe ich den Entschluß gefaßt, dir niemals Fragen zu stellen. Ich weiß noch, wie seltsam unsere ersten Begegnungen verliefen, die Zeit, die ich im Opal-Palast von Zenicce verbrachte, und dein Aufenthalt bei den Klansleuten. Dray! Ich habe Angst vor der Wahrheit – trotzdem muß ich es wissen ...«
    »Mein Liebling, eines Tages erzähle ich es dir, das ist ein Versprechen.«
    »Und wie du Strom von Valka wurdest, wofür eigentlich keine Zeit war, denn wir waren durch die unwirtlichen Gebiete von Turismond marschiert, mit Seg und Thelda und ...«
    »Psst. Ich werde dir nicht weh tun – bis auf die Trennung.«
    »Das ist wie ein Tod.«
    »Ich weiß.«
    Banale Worte, gewiß – doch gar nicht banal, wenn dahinter ein sorgendes Herz steht.
    Später besprachen wir die einfachen Probleme des Familienlebens – Segnik und Velia mußten ermahnt werden. Lela wollte Freunde in Quivir besuchen, wo der Strom von Zamra ein Fest gab. Mit Drak hatte ich andere Pläne, die sich Delia schweigend anhörte. Sie wußte, daß meine Vorschläge nicht nur vernünftig waren, sondern Drak in dieser schrecklich herrlichen Welt die besten Chancen eröffneten. Schließlich diskutierten wir neue Wasserspiele, die im Garten errichtet werden sollten, und ich schlug vor, eine windgetriebene Pumpe zu installieren, die das Wasser noch höher auf den Hügel schaffte; auf diese Weise wurde das Küchenpersonal entlastet.
    Delia lehnte sich zurück und rieb sich den gebräunten Bauch. »Ich bin hungrig!«
    »Ja, und nach dem Essen habe ich eine Besprechung mit meinen Ratsherren ...«
    »Hinterher? Warum hast du sie nicht eingeladen?«
    »Ich wollte mit dir und den Zwillingen allein sein.«
    »Oh.«
    Umschlungen verließen wir den duftenden Garten und betraten das Gebäude. Nach einer ausgiebigen Mahlzeit begann die Sitzung. Es gab viel zu diskutieren, doch ich möchte Sie nicht mit den Einzelheiten der veranlaßten Maßnahmen langweilen, obwohl sie mich wirklich sehr interessierten – und noch immer interessieren bei Zair! Doch im wesentlichen handelte es sich um Dinge, die in vielen Regierungen an vielen Orten besprochen werden. Zamra machte uns noch immer Ärger in der Frage der Sklaverei, die ich abgeschafft sehen wollte. Außerdem ging es um die Umbenennung der Insel Can Thirda, der wir kürzlich Frieden geschenkt hatten und die mir dafür vom Herrscher Vallias überantwortet worden war. Allerdings konnten wir uns nicht sofort auf einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher