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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4
Autoren: dtv
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zahlreiche Begebenheiten, bei denen er sich im Umgang mit Menschen nicht annähernd so geschickt erwies wie als Seemann. Anscheinend standen seine Mannschaften mehr als einmal am Rand einer Meuterei.
    Dieses Muster sollte sich auch auf seiner vierten Reise fortsetzen.
    Die
Discovery
und ihre zweiundzwanzigköpfige Besatzung   – darunter John Hudson und ein weiterer Schiffsjunge, Nicholas Symmes   – verließen London am 17.   April 1610.   Die Machenschaften an Bord begannen fast augenblicklich, denn nur fünf Tage später machte Hudson im englischen Ort Gravesend Halt, um ein von ihm entlassenes Besatzungsmitglied vom Schiff zu schicken und einen neuen Mann namens Henry Greene mitzunehmen, der allgemein als Unruhestifter bekannt war.
    Dieser sollte bei den späteren Problemen auf der
Discovery
eine große Rolle spielen.
    Hudson umsegelte die Südspitze Grönlands und drang weiter nach Norden vor als auf seinen vorangegangenen Reisen. Er überquerte die Davisstraße und fuhr in eine Öffnung ein, die damals »Wütender Sturz« genannt wurde: eine Meerenge, die unter dem Namen Hudsonstraße bekannt werden sollte. Im Kampf gegen Eismassen und gefährliche Strömungen fuhr die
Discovery
in die Hudson Bay ein und segelte nach Süden. Einige der Namen, die Hudson den Orten verlieh, die er passierte, geben vielleicht Aufschluss über seine Gemütsverfassung: Desire Provoketh (»Erwecktes Verlangen«), Isles of God’s Mercies (»Die Inseln von Gottes Gnaden«) und Hold with Hope (»Halt an mit Hoffen«).
    Der Bericht, den Hudson über seine Reise auf der
Discovery
anfertigte, endete am 3.   August 1610, mehr als zehn Monate vor der Meuterei. Wahrscheinlich gab es ursprünglich einen längeren Bericht, der von den Meuterern vernichtet wurde, weil er sie weiter belastete. Das, was von Hudsons Bericht übrig geblieben ist, klingt ziemlich trocken und sachlich und beinhaltet vor allem Breitengradangaben und Wetterstände.
    Es blieb anderen überlassen, die Streitereien und die Missstimmung zu beschreiben, die an Bord vor sich hin gärte.
    Der ausführlichste Bericht über diese Reise stammt von dem Mann mit dem seltsamen Namen Abacuk Prickett (ja, es gab tatsächlich jemanden, der so hieß). Bevor er sich der Besatzung der
Discovery
anschloss, war er ein Kurzwarenhändler in London und stand in Diensten eines der Investoren der Expedition. Nicht gerade der schlüssigste Berufsweg, um Seemann zu werden.
    Laut Prickett kam es knapp vier Wochen nach Beginn der Reise zu Unmut unter einigen Besatzungsmitgliedern, als Henry Greene mit einem anderen Mann eine Prügelei anzettelte undHudson sich auf seine Seite schlug. Kurz darauf begann der Steuermann Robert Juet das Gerücht zu verbreiten, Greene sei Hudsons Spion. Nur wenig später degradierte Hudson Juet und hielt eine Verhandlung ab, die Juet glauben gemacht haben könnte, dass man ihn nach seiner Rückkehr nach England hängen würde. Später brachte Hudson auch Greene gegen sich auf, indem er den Mantel eines verstorbenen Besatzungsmitglieds zuerst Greene gab, ihn dann aber zurücknahm und jemand anderem überließ. Das ist nur eine von mehreren Begebenheiten, bei denen Hudson seine Entscheidungen revidierte oder unschlüssig wirkte und alle gegen sich aufbrachte.
    Thomas Wydowse, der zu den kranken Männern gehörte, die in der Schaluppe ausgesetzt wurden, ließ tatsächlich mindestens einen Bericht über die Spannungen an Bord zurück. Er war Mathematiker und sollte auf der Reise beim Navigieren helfen; er war gebildeter als die anderen Mitglieder der Besatzung (vor allem, wenn man bedenkt, dass viele von ihnen weder lesen noch schreiben konnten). Wydows Aufzeichnungen, die man bei der Rückkehr der
Discovery
in seinem Schreibtisch fand, berichten auch von den Anschuldigungen und der Verhandlung gegen Juet im September 1610.
    Während die Spannungen an Bord zunahmen, segelte die
Discovery
weiter und weiter nach Süden, immer tiefer in die Hudson Bay hinein. Hudson hoffte zweifellos, vor Anbruch des Winters ein milderes Klima zu erreichen   – möglicherweise sogar den Südpazifik.
    Stattdessen segelte er in eine Sackgasse.
    Wenn du dir die Karte von Kanada anschaust, wirst du sofort erkennen, wie tief die Bucht der Hudson Bay in das Land hineinschneidet. Hudson und seine Männer segelten bis ganz hinunter in die etwas engere James Bay.
    Im Oktober war klar, dass es ihnen vor Anbruch des Winters nicht gelingen würde, nach England zurückzukehren wie auf Hudsons
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