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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will
Autoren: Kristin Halbrook
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bedeckt meinen Mund mit einem Kuss, der jeden Gedanken, jeden Schmerz, jeden Kummer, einfach alles außer ihm und mir ausblendet.
    »Du bist alles«, haucht er.
    Meine Augen füllen sich mit Tränen. Tränen, bestehend aus einer Million Molekülen aus Schmerz und Bedauern. Mein Gesicht fühlt sich an wie nach einer Runde mit meinem Dad, aber meine Tränen fließen wegen etwas anderem. Ich sauge etwas Luft in meine Lungen und lasse sie mit einem qualvollen Schluchzen wieder hinaus.
    »Ich liebe dich, Will.«
    »Ich weiß.«
    »Gla-aubst du mir?«
    »Ja.«
    Ich verschlucke mich an meinem Schluchzen und schmecke Rotz und Blut, das mir aus der Nase über meine Lippe fließt.
    »Ich war es.« Ich blicke von ihm weg, als meine Stimme bricht. Es kostet mich alles, was ich habe, auch nur kleinste Mengen an Luft ein- und wieder auszuatmen. »Ich … habe es Lin erzählt. Das von Barstow. Ich dachte … ich dachte, du wärst ohne mich besser dran.«
    Seine Hand gleitet aus meinem Haar, und das macht es schlimmer, bringt mich noch heftiger zum Weinen. Er will nichts mehr mit mir zu tun haben, wenn er mich nicht einmal mehr berühren kann. Ich würde auch nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.
    »Daher wussten sie, wo wir sind.«
    Ich nicke, wische mir die Nase am Hemdsärmel ab und hickse.
    Er setzt das schelmische Lächeln auf, das ich so liebe.
    »Verdammt.« Er lacht. Als bliebe ihm einfach nichts anderes übrig, als zu lachen. »Hätte ich gewusst, dass wir das Handtuch werfen, hätte ich die Verfolgungsjagd viel mehr genossen.«

WILL
    SIE SCHREIEN VOR DEM AUTO , und die Zeit läuft uns davon.
    Ich nehme ihr Gesicht in meine Hände. Wahrscheinlich zum letzten Mal für lange Zeit. Vielleicht für immer. Schuldgefühle blitzen dort auf, und ein Ausdruck, als wollte sie sterben, und ich höre auf zu lächeln.
    Meine Zoe.
    »Du hast das Richtige getan«, sage ich ihr. »Du bist besser, als ich das jemals sein könnte, das weißt du, oder? Weil du das Richtige tust. Du bist so verdammt schön. Du bist ein Engel. Und du weißt …« Ich gebe einen festen, tiefen Laut von mir. »Du weißt verflucht noch mal alles und … auch alles über mich. Und du liebst mich trotzdem, nicht?«
    Sie nickt. Dann wirft sie sich in meinen Schoß.
    »Es tut mir leid«, keucht sie.
    »Du willst mich retten. So sehr, wie ich dich retten will. Das verstehe ich.«
    Sie bedeckt mich mit tränennassen Küssen, überall, und sie ist ein Teil von mir, alles von mir, bis nichts von Will übrig ist als dieses bessere, namenlose Etwas, das ich jetzt wegen ihr bin.
    Die Cops bewegen sich langsam auf uns zu. Die Morgensonne glitzert auf ihren Dienstmarken, ihren Pistolen.
    Zoe sieht mich mit großen Augen an, und ich lächle ihr zu. Meine Brust explodiert vor Liebe, die ich für sie empfinde. Ich presse meinen Daumen auf ihre Lippen, und sie küsst ihn, was mir einen Schauer den Rücken runterlaufen lässt.
    »Na los«, sage ich. Sie wartet ab, was ich tue. Mein Kopf bewegt sich in diesem Automatik-Nicken-Modus auf und ab. So, als würde alles gut werden. Als würde ich wissen, dass sie sie mir nicht wegnehmen. Als würde ich wissen, dass sie sie nicht zurück in die Hölle zu ihrem Vater schicken. Als würden sie alles verstehen und uns gehen lassen.
    Aber das Leben hat mich etwas anderes gelehrt. Niemanden interessiert es, ob es deine Schuld ist oder man es nicht so gemeint hat. Niemanden interessiert es, ob man Hilfe braucht – die Leute spucken nur auf dich. Du gegen den Rest der Welt, und wenn die Welt größer ist, was bleibt einem dann noch anderes übrig, als aufzugeben?
    Zoe ist ohne mich besser dran. Sie braucht etwas Besseres als das hier.
    Sie ist halb aus dem Auto, als ich unter meinen Sitz greife, den kalten schwarzen Metallgriff packe, den Finger auf den Abzug lege, die Tür aufstoße. All das in derselben Zeit, die es sie kostet, die Augen noch weiter aufzureißen.
    »Will … nein!«
    Aber ich bin längst aus dem Wagen.

ZOE
    SIE RUFEN , als sie die Pistole sehen. Nein, nicht rufen. Schreien. Ein Geräusch, erfüllt von Schock und Angst und Wut. Sie schreien ihn an, dass er die Waffe fallen lassen soll, dass sie schießen werden, wenn nötig.
    Ich renne auf Will zu.

WILL
    ICH WILL , dass sie wegbleibt. Ich strecke den Arm aus, um sie von mir fernzuhalten. Das hier ist etwas, in das sie niemals hätte hineingezogen werden dürfen. Aber sie kommt trotzdem, und ich ziehe sie an mich, weil ich nicht anders kann. Ich wünschte, das wäre der
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