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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will
Autoren: Kristin Halbrook
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dass wir hier sind?«, schreit er zurück, und seine Augen huschen zu mir und wieder nach vorne.
    Mein Herz rast. Ich bin sicher, ich bekomme gleich einen Herzanfall. Ich keuche und schaudere und umklammere das Armaturenbrett.
    Es ist eine rhetorische Frage, in den Wind gerufen, weil er nicht ahnt, dass ich die Antwort kenne. Weil er nicht im Traum daran denken würde, dass ich ihn derart hintergangen haben könnte.
    Aber das habe ich.
    »Will.«
    »Keine guter Zeitpunkt.«
    »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch«, sagt er abgelenkt.
    Ich hebe die Stimme, um mir über den Lärm der Verfolgungsjagd Gehör zu verschaffen. »Nein, ich meine … ich liebe dich . Bevor wir weggefahren sind, habe ich gedacht, ich würde dich lieben. Und vor zwei Tagen habe ich das auch gedacht … Aber was ich jetzt fühle, ist viel größer. Die Art von größer, die mich zwingt, unbedingt das Richtige zu tun. Du zwingst mich, das Richtige zu tun. Unsere Liebe, wie sie jetzt ist, gewachsen, während wir Verbrechen begangen haben – die wird uns zerstören.«
    Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen bei dem Versuch zu verstehen, was ich sage, während er gleichzeitig das Auto um Hügel und Krater in der Erde lenkt. Meine Worte drängen nach außen, purzeln durcheinander in ihrer Hast, aus meinem Mund zu kommen. Er gibt auf und tätschelt abwesend mein Knie, bevor seine Hand zum Lenkrad zurückgleitet. Ich werde dir das später noch einmal erklären, verspreche ich stumm, wenn das alles vorbei ist und wir zusammen sind und das Leben besser ist, richtig besser, so wie wir es geplant haben.
    Wir nähern uns einer schroffen Hügelkette. Wir können nicht viel weiter, und ich will ihm das sagen, will ihm sagen, wie furchtbar leid es mir tut, aber er ist fest entschlossen, sie zu umfahren. Wir schlittern nach links, die Reifen drehen im Sand durch, und das hintere Ende des Wagens schert gefährlich aus. Die Polizisten scheinen Will direkt in die Seite rammen zu wollen. Mein Herz rast. Ich kann das nicht zulassen, ich kann nicht zulassen, dass er verletzt wird.
    In diesem Augenblick kümmert es mich nicht, was irgendjemand von mir halten könnte, solange Will nichts passiert. Ich muss uns von hier wegbringen. Wie konnte ich nur anrufen – wie konnte ich uns nur so zerstören?
    Mein Kopf wirbelt zu Will, als das zweite Polizeiauto mit einer solchen Geschwindigkeit aus der Wüste auftaucht, dass es Wills Wagen glatt in zwei Stücke reißen könnte. Verzweifelt tippe ich ihm auf die Schulter.
    »Fahr schon!«, schreie ich wie wild. »Fahr!«
    Will richtet die Räder aus, drückt das Gaspedal bis zum Anschlag durch, und wir schießen los, werden jedoch vom ersten Polizeiauto an der hinteren Stoßstange gerammt.
    Es kostet die Cops ein paar Sekunden, sich auf unseren neuen Fluchtweg einzustellen, da entdeckt Will eine Schotterstraße. Er reißt den Wagen herum, und ich höre, wie der Motor vor Freude aufheult, als die Tachonadel ausschlägt.
    Der Weg ist immer noch holprig, und ich beiße die Zähne zusammen, damit sie nicht klappern. Aber es liegt nicht nur an der Straße, dass ich zittere.
    Die Cops sind jetzt abgehängt, rufen uns aber über die Lautsprecher etwas zu. Ich höre, wie die Worte von den Gesteinsformationen widerhallen. Wahrscheinlich haben sie die ganze Zeit über gerufen.
    »Sie werden schießen, Will.«
    »Reifen sind schwer zu treffen.«
    »Wir können nicht ewig weiterfahren.«
    »Du musst mir einfach vertrauen.«
    »Das tue ich. Ich vertraue dir, und ich liebe dich, und ich will dich.«
    »Okay, na dann.«
    Aber allem Anschein nach ist es nicht sonderlich schwer, Reifen zu treffen. Ich kreische auf bei dem ohrenbetäubenden Geräusch der Kugel, die heißes Gummi trifft, und wir schlittern von der Straße. Will flucht und versucht, das Lenkrad unter Kontrolle zu bringen, doch das scheint nun einen eigenen Willen zu haben. Meine Augen weiten sich, als sie die Größe des Steinblocks direkt vor uns erfassen, und ich stoße einen Schrei aus, aber Will hat ihn bereits gesehen. Er tritt voll auf die Bremse. Der Wagen blockiert, aber der Sand kann uns nicht aufhalten. Der Aufprall schleudert mein Gesicht gegen das Armaturenbrett und lässt meine Ohren klingeln. Vorsichtig reibe ich mir die Nase, und als ich die Hand wieder senke, sehe ich klebrige, warme Blutspuren auf meinen Fingerknöcheln.
    »Zoe«, murmelt Will.
    Unter dem Auge hat er eine tiefe Schnittwunde, aber er wischt sich achtlos darüber, greift nach meinem Gesicht und
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