Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will
Autoren: Kristin Halbrook
Vom Netzwerk:
zuliebe, und ich schieße ein Foto, damit ich es mir ansehen kann, wenn es hart auf hart kommt.«
    »Es fällt mir im Moment nichts ein, weshalb ich lächeln sollte.«
    »Nicht einmal ich?«
    Die Anspannung in seinen Schultern löst sich ein wenig, und er legt mir eine Hand aufs Knie. »Doch, für dich gebe ich mein Bestes.«
    Er versucht es.
    »Das. Ist. Erbärmlich. Komm schon, Will. Mach einen Kussmund. Spiel mit der Kamera.«
    Sein Mund zuckt, aber ich will mehr. Ich küsse ihn.
    »Nicht gut genug.« Ich ahme eine laszive Hollywood-Stimme nach. »Baby, schenk mir ein Lächeln. Sag … ›Zoe macht mich total scharf.‹«
    »Stimmt. Tust du.«
    »Ja, aber sag es!«
    »Zoe macht mich total scharf.«
    »Würg.«
    »Was?«
    »Wüsste ich es nicht besser, würde ich dir kein Wort glauben.«
    Er lacht ein wenig, und ich drücke auf den Auslöser. »Armselig. Aber fürs Erste muss es wohl reichen.«
    Seine Hand streichelt über meine Wange. »Ich weiß. Tut mir leid. Es wird besser. Glaubst du mir?«
    Ich kann ihm nicht antworten. Ich senke die Augen, um seinem Blick auszuweichen, und schiebe das Handy in meine Jeanstasche. »Können wir einen Moment anhalten, damit ich einen Kaktus markieren kann?«
    Noch ein winziges Lachen, aber seine Augen sind wachsam, fragend. Er will wissen, ob es so sein wird wie beim letzten Mal, als wir angehalten haben. Ich drehe mich von ihm weg.
    »Ich habe viel Wasser getrunken«, murmle ich, »und die Straße ist holprig.«
    Er seufzt nicht, wie ich eigentlich erwartet habe, sondern sagt leise »Okay« und fährt wieder an den Straßenrand.
    Er wartet im Wagen, während ich aussteige und mir einen Weg durchs Gestrüpp bahne. Ich finde den einzigen Strauch, der mir über die Hüfte reicht, krieche dahinter und ziehe das Handy aus der Tasche. Ich zittere. Der Boden ist getupft aus dunklen Kreisen vergossener Tränen. Wie kann ich Will das antun? Kann ich mich je selbst überzeugen, dass ich es für ihn tue, ihm das nicht an tue? Was, wenn er wirklich … professionelle Hilfe braucht? Wenn seine Mom ihm das Schlimmste von sich hinterlassen hat, als sie ihn einfach ausgesetzt hat? Welche Art Mann könnte er werden mit der Hilfe, die er benötigt? Würde er sie überhaupt bekommen? Ist es für zwei Menschen, die nie wirklich eine Chance hatten, überhaupt möglich, jemanden zu finden, der einen umkrempeln kann? Was, wenn sie ihn ins Gefängnis stecken? Was würde dann aus meinem Will werden?
    Sie müssen einsehen, dass es ein Unfall war. Ich werde sie dazu bringen. Damit sie den Will sehen, den ich kenne, mit all seiner Güte und den Bemühungen und dem Mitgefühl, die den wirklichen Will ausmachen.
    Ich wähle Lindsays Nummer. Es spielt keine Rolle mehr, wer mithören oder meinen Anruf zurückverfolgen könnte. Lindsay hebt nach dem zweiten Klingeln ab.
    »Zoe?«
    Meine Hand zittert, und ich lasse das Telefon in den Sand fallen. Ich suche danach, bete, dass mich ein Skorpion oder eine Giftschlange beißt, bevor ich es finde, damit ich das hier nicht tue. Blind tastend, erspüre ich das Handy mit meinen Fingernägeln, greife danach und hebe es auf.
    »Zoe, bist du das? Will? Hallo?«
    Sie klingt so weit weg.
    Das Metall des Handys scheint mit meiner Hand zu verschmelzen, während es meine Temperatur annimmt. Ich kralle meine Finger darum.
    »Geht’s dir gut? Wo bist du? Was ist los?« Lindsays Stimme klingt schriller, die Worte kommen schneller aus ihrem Mund. Panik trifft direkt in mein Herz. Ich sollte auflegen. Ich sollte das nicht tun. Ich sollte sie im Unklaren lassen, sie annehmen, hoffen lassen, dass bei mir alles in Ordnung ist. Ich sollte ihr sagen, dass alles okay ist, ich nur eine vertraute Stimme hören wollte. Was tue ich da nur?
    Ich presse das Handy, sandig und hart, an mein Ohr.
    Ich schlucke schwer. Verschlucke mich an der Galle in meiner Kehle.
    Ich muss mich gleich übergeben.
    Will brüllt aus dem Fenster, will wissen, ob alles in Ordnung ist.
    Da ist Sand in meinem Mund. Ich lecke mir über die Zähne.
    O Gott, wenn ich das tue …
    Und wenn nicht?
    »Lin? Wir haben gerade Vegas hinter uns gelassen. Wir fahren Richtung Barstow.«
    Ich lege auf.

WILL
    ES KOMMT EINE LETZTE STADT voll blinkender Lichter und Casinos, dann verlassen wir Nevada und erreichen Kalifornien. Und, o Mann, ich habe das Gefühl, endlich wieder atmen zu können. So viele Orte, an denen wir untertauchen können. Verdammt, wir könnten uns mit einem Zelt in der Wüste verkriechen, falls wir das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher