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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will
Autoren: Kristin Halbrook
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erinnere mich noch deutlich an unseren ersten Kuss. Will hat mich und Lindsay abgepasst, als wir auf den Bus gewartet haben, an dem Tag, als er nach seiner Suspendierung wieder zur Schule gekommen war. Er hat kein Wort gesagt, hat einfach nur meine Hand mit einem verschmitzten Grinsen genommen und mich vom Gehsteig gezogen.
    Lindsay hat gekichert, als ich beharrlich stehen blieb und mich gegen Wills Hartnäckigkeit zur Wehr setzte, da ich nicht wusste, was ich tun sollte. Ich wusste, dass ich eigentlich nicht mitgehen dürfte, dass ich den Ärger verdienen würde, den ich mir einbrockte, falls mein Vater von der Sache Wind bekäme. »Ich decke dich«, sagte sie. Sanft schob sie mich zu Will. Ich biss mir auf die Lippe.
    »Mein Vater …«
    Will stieß ein dunkles Grollen aus und schlang den Arm um meine Hüfte. Seine Berührung presste mir die Luft aus den Lungen, Hitze schoss meinen Hals hinauf bis in meine Wangen. Niemand hatte mich je zuvor so angefasst, mit dem Versprechen, mich berühren zu wollen, ohne mir wehzutun, und jetzt hatte es Will getan, zwei Mal in Folge.
    Ich sehnte mich nach der Sicherheit, die er ausstrahlte.
    Wir hasteten zu seinem Wagen, genau als der Bus an den Randstein heranfuhr. Will öffnete die Beifahrertür mit einer ausladenden Handbewegung, und ich lachte über seine höfliche Zuvorkommenheit, während ich einstieg. Ich lehnte mich zur Seite, um seine Tür zu entriegeln, dann hielt ich inne, erkannte mit einem Schlag, dass ich in Wills Wagen saß. Nie zuvor hatte ich in dem Auto eines Jungen gesessen. Ich registrierte die zerknüllten Kassenzettel, die den Boden bedeckten, die leere Limonadendose in der Mittelkonsole, die Kratzer im Armaturenbrett und die hauchdünnen Risse in den Sitzbezügen. Im Innern roch es leicht nach verschlissenem Leder und Öl.
    Wills Schatten füllte das gesamte Fenster auf der Fahrerseite aus. Ich erstarrte, meine Hand irgendwo zwischen dem Lenkrad und dem Türriegel. Er steckte den Schlüssel ins Schloss, beobachtete mich durchs Fenster. Unter seinem dunklen, stechenden Blick konnte ich mich nicht bewegen. Meine Arme kribbelten. Ich schluckte und ließ langsam die Hand sinken, als er die Tür öffnete und scheinbar lautlos hereinglitt.
    Das Knallen der Autotür ließ mich auffahren, da streckte Will die Hand aus und strich mir den Pony aus dem Gesicht.
    »Wie kommt es, dass du ihn so lang trägst? Über die Augen?«
    Die Luft war zu dick, zu schwer, als dass sich meine Zunge hätte bewegen können. Ich fühle mich sicher dahinter, wollte ich ihm sagen. Jetzt, mit meiner entblößten Stirn, fühle ich mich der Welt zu ausgesetzt, ihm zu ausgesetzt. Der Ärmel seines T-Shirts rutschte hoch und offenbarte ein Tattoo, das sich um seinen Bizeps wand.
    Ich berührte es mit der Fingerspitze, dann riss ich die Hand weg, als hätte ich mich verbrannt. Ich blickte zum Armaturenbrett, zum Radio, überallhin, nur nicht zu ihm.
    »Das hab ich mir im Sommer stechen lassen«, murmelte er. »Hab auf einer Ranch gearbeitet. Sie haben Zäune mit Stacheldraht benutzt, um die Tiere vom Ausbüxen abzuhalten. Deshalb hab ich’s mir ausgesucht. Dachte, es könnte helfen, mein Tier davon abzuhalten, auszubüxen.«
    Ich war mir nicht sicher, was er meinte. Er wollte etwas einsperren, während ich nichts lieber getan hätte, als auszubrechen.
    »Wenn du mich so ansiehst«, sagte er ein wenig atemlos, »kommt es mir vor, als würdest du Dinge über mich wissen, die ich selbst nicht verstehe. Und du sagst nicht mal was. Du bist der ruhigste Mensch, den ich je getroffen habe. Und ich weiß, dass du klug bist, also kann es nicht sein, dass du nichts zu sagen hast.«
    »Ich habe nichts zu sagen, was wirklich von Bedeutung ist«, flüsterte ich.
    »Ich glaube, dass du sehr viel zu sagen hast.« Er beugte sich zu mir, bis ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte. »Auch wenn du es nicht genau jetzt sagen solltest.«
    Mein Puls beschleunigte sich, aber ich rührte mich nicht, gefangen in einem Moment der Unentschlossenheit. Lasse ich es zu oder nicht?
    Er zögerte, und Nervosität fegte über uns hinweg. »Ich habe bisher noch nie um Erlaubnis gefragt«, sagte er. »Aber ist das … okay?«
    Seine Augen huschten von meinem Mund zu meinen Augen. Unwillkürlich öffneten sich meine Lippen einen Spalt, aber ich wusste, ich wäre unfähig, Wörter zu formen. Ich nickte.
    Ich spürte, wie sich seine Lippen auf meine pressten. Ich senkte die Lider, während ich von einer Welle der Wärme
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