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Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman

Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman

Titel: Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut - Roman
Autoren: Manesse-Verlag
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Straße von Senlis nach St. Firmin einem Schlaganfall erlegen), gilt in der französischen und europäischen Literaturgeschichte als singuläre Erscheinung. Er hinterließ ein Œuvre von enormen Ausmaßen, unter anderem sechzehn mehrbändige Romane, neunzehn Jahrgänge einer überwiegend von ihm selbst gefüllten Zeitschrift, ferner Übersetzungen und Reisewerke in ähnlichem Umfang. Berühmt und kanonisiert wurde er jedoch mit jenem Kurzroman, der als Abschluss, eigentlich eher Anhängsel eines siebenteiligen Romanwerks konzipiert war: Die Geschichte des Chevalier des Grieux und der Manon Lescaut findet sich im letzten Band der Mémoires et Aventures d’un homme de qualité qui s’est retiré du monde .
    Für diese Memoiren und Abenteuer eines Mannes von hohem Stand, der sich von der Welt zurückgezogen hat , soll es ein reales Vorbild gegeben haben, und das war nicht etwa der Autor selbst, obwohl dessen persönliche Erfahrungen gewiss mit einflossen. Es handelt sich um Louis de Villars, den Herzog von Brancas, dem Prévost in den frühen Zwanzigerjahren des 18. Jahrhunderts in der Abtei Notre-Dame-du-Bec begegnet war, wo er, ehemals Jesuitenschüler, nach militärischen Episoden und mancherlei Irrungen und Wirrungen nunmehr Benediktinermönch, seine theologischen Studien komplettierte. Gewissen Quellen zufolge soll der junge Prévost, ebenso begabt wie unstet, so anfällig für irdische Verlockungen wie für die Utopien geistlich-moralischer Läuterung, an den turbulenten Lebenserinnerungen des Herzogs, der großen Eindruck auf ihn machte, sein Schreibtalent geschult und entwickelt haben. Auch jener hatte den Zwiespalt zwischen weltlichen Ausschweifungen und spirituellen Bedürfnissen erfahren; er hatte sein Heil im mönchischen Rückzug gesucht und gefunden und starb am Ende, wie der Herzog von Saint-Simon in seinen Mémoires bemerkte, «wie ein Heiliger».
    Nach allem, was man weiß, war Prévost selbst dieses kontemplative Glück nicht beschieden, und wenn, dann höchstens für eine kurze Weile. Denn trotz beträchtlichen Forschungsaufwands liegen zu seiner Biografie nur wenige gesicherte Daten und Fakten vor. Immerhin sind ein paar haarsträubende Legenden und Gerüchte, die über ihn in Umlauf gebracht wurden, inzwischen widerlegt: Er hat wohl weder seinen Vater umgebracht noch in Bigamie gelebt, weder als Kaffeehauskellner noch als Falschspieler seinen Lebensunterhalt verdient, noch lag er scheintot unter dem Seziermesser, um mit einem herzzerreißenden Schrei ein letztes Mal zu erwachen. Verbürgt scheint indes, dass er wegen eines gefälschten Wechsels kurz im Gefängnis saß und mehr amouröse Affären hatte, als man es von einem Geistlichen erwartet.
    Abenteuerlich, unruhig und unangepasst war sein Lebensweg allemal. Er führte den jungen, gut aussehenden und wortmächtigen Benediktiner, nachdem er vom Bischof von Amiens die Priesterweihe erhalten hatte, durch verschiedene Abteien seines Ordens, zuletzt in die von Saint-Germain-des-Prés, wo er an der Gallia Christiana mitarbeiten sollte, einem monumentalen Geschichtswerk über französische Klöster und Bistümer. Er widmete sich dieser Aufgabe eher lustlos, hatte er doch unterdessen zwei Bände seines Mannes von hohem Stand vollendet, die trotz riskanter klosterkritischer Passagen die Zensur passiert hatten. Die Regelstrenge des Ordenshauses machte ihm zunehmend zu schaffen; er provozierte und eckte an, floh heimlich aus Saint-Germain, arbeitete in einem Versteck weiter an seinen Romanprojekten, nahm Kontakt zu protestantischen Kreisen auf und gelangte über England, wo er vorübergehend zum Anglikanismus konvertierte und als Hauslehrer arbeitete, nach Holland. Dort und gleichzeitig in Paris (vermutlich als Schweizer Raubdruck) erschien 1731 unter dem P seudonym Marquis de Renoncourt jener siebente, mit dem restlichen Werk nur locker verknüpfte Band des Mannes von hohem Stand . Er erregte zunächst kaum Aufsehen; erst zwei Jahre später, als eine separate Ausgabe unter dem Titel Histoire du chevalier des Grieux et de Manon Lescaut erschien, kam es zu dem Skandalerfolg, der über Nacht Prévosts Ruhm begründete.
    Der abtrünnige Ordensmann lebte nun ausschließlich vom Schreiben und war insofern vielleicht der erste Schriftsteller im modernen Sinne; er wurde von den Benediktinern steckbrieflich gesucht und hatte ständig mit Geldnöten zu kämpfen, bis er, mit päpstlicher Vergebung für seinen Abfall vom Glauben, doch von seinem Mönchsgelübde
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