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Die geraubte Braut

Die geraubte Braut

Titel: Die geraubte Braut
Autoren: Jane Feather
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sein letzter Wunsch, dass Portia in meinem Haus Aufnahme findet.«
    »Mylord, es fällt nicht in Eure Verantwortung, für einen Bastard zu sorgen«, gab Diana mit sanftem Lächeln zu bedenken.
    »Das wusste mein Bruder. Doch mein Gewissen verbietet mir, das Mädchen im Stich zu lassen. Es ist immerhin meine Nichte.«
    Diana würde diese wunderbare Chance zunichtemachen, wenn man nichts unternahm. Verzweiflung und Erregung drängten Olivia zum Sprechen. »Ich möchte, dass sie k-kommt«, stieß sie hervor. Ihre sonst so bleichen Wangen hatten sich gerötet.
    Dianas Brauen verschwanden fast unter dem kunstvollen Lockengekräusel auf ihrer weißen Stirn. »Meine liebe Olivia, sie kann dir keine passende Gefährtin sein. Bedenke doch, was für ein grässlicher Mensch ihr Vater war.« Sie schauderte vor Abscheu. »Verzeiht, Mylord, dass ich so über Euren Halbbruder spreche, aber Ihr wisst, was ich meine.«
    Cato nickte grimmig. »Nur zu gut.«
    »Ich möchte so sehr, dass P-Portia k-kommt!« wiederholte Olivia, die in ihrer Erregung noch stärker stotterte als sonst.
    Diana klappte ihren Fächer auf. »Meine Liebe, das steht dir nicht zu«, schalt sie, während ihre Blicke hinter dem Fächer hervor Feuerpfeile auf Olivia abschossen.
    Cato schien die Bemerkung seiner Frau zu überhören. »Ich vergaß ganz, dass du ihr einmal begegnet bist … bei der Hochzeit. Hast du so große Zuneigung zu ihr gefasst, Olivia?«
    Olivia, die kein Wort mehr zu äußern wagte, beschränkte sich auf ein Nicken.
    »Du könntest ihr vielleicht Manieren beibringen«, meinte Cato nachdenklich. Er erwog schon seit einiger Zeit, für seine Tochter eine Gefährtin zu suchen und hatte etliche Male vorgeschlagen, Dianas jüngere Schwester Phoebe solle länger auf Besuch kommen. Diana aber hatte immer Einwände vorgebracht, und Cato, der wusste, dass sie Phoebe nicht mochte, da sie sie für linkisch und unbeholfen hielt, hatte das Thema nicht weiter verfolgt.
    »Wie alt ist das Kind?« Diana merkte, dass sie wieder ihre Stirn runzelte und änderte rasch ihre Miene, nicht ohne mit dem Zeigefinger nachzuhelfen, ihre Stirn zu glätten.
    Cato schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, älter jedenfalls als Olivia.«
    »Ja, das ist sie«, sagte Olivia trotzig. Wenn sie jetzt Diana den Gefallen tat, sich an dem Gespräch nicht mehr zu beteiligen, würde Portia nicht kommen. Dianas Gemahl würde mit seinem üblichen wegwerfenden Achselzucken nachgeben, weil er mit wichtigeren Dingen befasst war. Olivia hatte das Gefühl, für ihren Vater sei alles wichtiger als sie.
    Verstohlen griff Olivia nach dem kleinen Silbermedaillon an ihrem Hals, das die zu einem Ring geflochtenen Haarsträhnen barg. Die Erinnerung an die wundervollen Minuten der Freundschaft, die sie an jenem Maitag im verfallenen Bootshaus erlebt hatte, verlieh ihr Mut.
    »Sicher ist sie zu alt, um noch Manieren zu erlernen?« sagte Diana nun mit tückischem Lächeln.
    Nun war es an Cato, die Stirn zu runzeln. »Madam, seid Ihr wirklich dagegen? Meine Ehre gebietet, den letzten Wunsch meines Bruders zu erfüllen.«
    »Natürlich«, beeilte sich Diana zuzugeben. »Ich würde Euch nie davon abraten. Nur frage ich mich, ob das Mädchen nicht bei einer passenden Familie besser aufgehoben wäre. In einem bürgerlichen Haus könnte sie ein Handwerk lernen oder einen standesgemäßen Ehemann finden, wenn Ihr dem Mädchen eine Mitgift aussetzt.« Sie öffnete die Hände in einer vielsagenden Geste.
    Olivia sah, dass ihr Vater Dianas Standpunkt zuneigte und im Begriff war nachzugeben. »B-bitte, Sir«, sagte sie so leise und flehentlich, dass sie selbst überrascht war.
    Ihr Ton verblüffte Cato ebenso. Er blickte seine Tochter forschend an und sah plötzlich das zutrauliche, muntere kleine Mädchen von einst vor sich. Dann war der Winter gekommen, als sie zu stottern anfing und sich zurückgezogen hatte. Er wusste gar nicht mehr, wann sie zum letzten Mal einen Wunsch geäußert hatte.
    »Also gut«, entschied er.
    Dianas Fächer klappte zu, so heftig, dass die zarten Elfenbeinstangen in der momentan eintretenden Stille laut aneinanderschlugen.
    Olivias Antlitz erglühte, die Schatten in ihren Augen schwanden, und ihr Lächeln milderte den Ernst ihrer Miene.
    Cato wandte sich an seine Gemahlin. »Sicher wird Portia sich an uns anpassen, Diana. Mit deiner Hilfe.«
    »Wie Ihr befehlt, Sir.« Diana neigte pflichtbewusst den Kopf. »Vielleicht wird sie sich nützlich machen. Sie könnte in der Kinderstube
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