Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Führer der Jakobiten, hieß in Wirklichkeit Donald Cameron von Lochiel, wodurch er sich säuberlich von den Hunderten anderer Camerons mit Vornamen Donald unterschied.
    Und wenn ein Mann nicht Donald oder Alec hieß, dann war er
auf den Namen John getauft. Die drei Männer von Claires Liste, die er in der Aufstellung der Gefallenen von Culloden gefunden hatte, hießen Donald Murray, Alexander MacKenzie Fraser und John Graham Fraser. Alle ohne Herkunftsort, lediglich mit ihrer Regimentsnummer verzeichnet. Lord Lovats Regiment.
    Doch ohne den Herkunftsort konnte er nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich bei diesen Männern um jene von Claires Liste handelte. Unter den Gefallenen befanden sich mindestens sechs John Frasers, und das in einer Aufstellung, die unvollständig war. Die Engländer hatten sich weder um Genauigkeit noch um Vollständigkeit gekümmert - die meisten Aufstellungen stammten von den Clanoberhäuptern, die nach der Schlacht ihre Männer zählten, um festzustellen, wer nicht zurückgekommen war. Das machte es natürlich nur noch komplizierter.
    Roger rieb sich so fest durchs Haar, als wollte er mit einer Kopfmassage sein Gehirn anregen. Wenn es sich bei den drei Männern nicht um die von Claire Gesuchten handelte, wurde das Rätsel nur noch größer. Gut die Hälfte von Charles Stuarts Heer war in Culloden hingemetzelt worden. Und Lovats Männer waren mittendrin gewesen. Es schien unvorstellbar, daß alle dreißig dabei unversehrt geblieben waren. Lovats Getreue hatten sich dem Aufstand erst spät angeschlossen, zu einem Zeitpunkt, als sich in anderen Regimentern die Erkenntnis breitmachte, auf welch aussichtsloses Unterfangen sie sich da eingelassen hatten, so daß Fahnenflucht keine Seltenheit war. Die Frasers hingegen hielten Charles die Treue - und mußten entsprechend leiden.
    Ein lautes Hupen schreckte Roger aus seinen Gedanken, und er schwenkte zur Seite, um einen riesigen Laster passieren zu lassen. Nachdenken und Autofahren sind zwei Tätigkeiten, die sich nicht vertragen, merkte er.
    Er hielt den Wagen an und überlegte. In einem ersten Impuls wäre er am liebsten zu Mrs. Thomas’ Pension gefahren, um Claire von seinem Ergebnis zu berichten. Daß er auf diese Weise auch in den Genuß von Brianna Randalls Gesellschaft kommen würde, ließ die Idee noch reizvoller erscheinen.
    Auf der anderen Seite schrie jede Faser seiner Historikerseele nach weiteren Fakten, und es schien unwahrscheinlich, daß Claire sie ihm liefern würde. Er konnte sich nicht vorstellen, daß Claire ihn erst zu dieser Aufgabe heranzog und dann deren Ausführung verhinderte,
indem sie ihn mit falschen Informationen fütterte. Das wäre unvernünftig, und Claire war ihm von Anfang an als ausgesprochen vernünftige Person erschienen.
    Trotzdem, da blieb die Sache mit dem Whisky. Bei dem Gedanken wurde sein Gesicht heiß. Er war ganz sicher, daß sie es mit Absicht getan hatte - und da sie für derartige Späße nicht der richtige Typ zu sein schien, mußte er annehmen, daß sie ihn auf diese Weise daran hindern wollte, Brianna zu einem Ausflug nach Broch Tuarach einzuladen. Wollte sie ihn von dem einstigen Gut fernhalten, oder wollte sie verhindern, daß er mit Brianna fuhr? Je länger er über den Vorfall nachdachte, desto stärker wurde seine Gewißheit, daß Claire Randall etwas vor ihrer Tochter verbarg. Er hatte allerdings keine Ahnung, was das sein mochte. Noch weniger wußte er, was es mit ihm oder seinem Projekt zu tun hatte.
    Nur zwei Dinge hielten ihn davon ab aufzugeben: Brianna und die blanke Neugier. Er wollte wissen, was es damit auf sich hatte, und das würde er, verdammt noch mal, auch herausfinden.
    Ohne auf den vorbeirauschenden Verkehr zu achten, schlug er mit der Faust gegen das Lenkrad. Als er seine Entscheidung getroffen hatte, startete er den Motor und fuhr weiter. Am nächsten Kreisverkehr bog er in die Straße, die nach Inverness und zum Bahnhof führte.
    Der Flying Scotsman würde ihn in drei Stunden nach Edinburgh bringen. Der Kurator, der die Stuart-Dokumente betreute, war ein alter Freund des Reverend gewesen. Und Roger hatte einen, wenn auch verwirrenden Punkt, bei dem er ansetzen konnte. Lord Lovats Regimentsliste hatte er entnommen, daß jene dreißig Männer unter dem Kommando eines gewissen James Fraser standen - des Herrn von Broch Tuarach. Dieser Mann war offensichtlich das Verbindungsglied zwischen Broch Tuarach und den Frasers von Lovat. Und Roger fragte sich, weshalb James Fraser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher