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Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf

Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf

Titel: Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf
Autoren: Susanne Mittag
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Mara bemerkte, dass er seine rechte Hand leicht verkrümmt hielt.
    Â»Was ist passiert?«, fragte sie betroffen. Sie mochte den jungen Lehrer mit den blonden Locken, gerade weil er manchmal etwas hilflos wirkte. Aber so hilflos wie heute hatte sie ihn noch nie erlebt. Er zuckte zusammen, als hätte sich ein wildes Tier an ihn angeschlichen.
    Â»Hier gibt es nichts zu sehen«, sagte er mit kalkweißem Gesicht.
    Â»Ich hab meine Blockflöte dadrin vergessen und wollte zu Hause noch ein bisschen üben  … «, behauptete Mara.
    Â»Du kannst da jetzt nicht rein«, wehrte er ab. »Ich muss dringend zum Arzt und darf den Raum nicht unverschlossen lassen.« Er blickte auf seine zitternden Hände. Dann reichte er Mara spontan seinen Schlüsselbund, während er sich mit dem Rücken gegen die Tür lehnte, als könnte irgendetwas sie von innen aufdrücken. »Wärst du so nett? Es ist der Schlüssel mit dem roten Rand. Meine rechte Hand ist verletzt.«
    Mara nickte freundlich, obwohl Emilia ihr so laut ins Ohr brüllte, dass ihr fast das Trommelfell platzte: »Schließ! Nicht! Ab!«
    Der Tag war schon mies genug gelaufen, sodass Mara nicht noch einen Lehrer gegen sich aufbringen wollte. Also steckte sie den Schlüssel ins Schloss. Doch eine weiße Hand legte sich über ihre, und die ungewohnte Berührung – die Emilia und Adrian sonst immer vermieden – ließ ihre Haut kribbeln, als hätte sie in den Tiefkühlschrank gefasst. Fast automatisch drehte sie den Schlüssel wieder zurück.
    Â»Und nun geh hinein«, flüsterte Emilia in Maras Ohr, als Herr Winkelmann gegangen war. »Du musst mit Robert reden.«
    Wenn sie ihr so nah war, übertrug sich Emilias Stimmung oft auf Mara, wie ein Flattern auf ihrer Seele. Manchmal machte das freundliche Mädchen sie durch ihre Nähe froh und glücklich. Aber heute legte sich ein schwerer Stein auf Maras Herz. Emilia machte sich ernsthaft Sorgen. Um diesen Jungen dadrin? Was mochte dahinterstecken?
    Der Anblick des Raumes erschreckte Mara zutiefst. Noch heute Morgen hatte sie Musik gehabt und wie immer hatten die Noten säuberlich gestapelt im Schrank gelegen. Jetzt flatterte ein Teil davon durch die Luft, der Rest bedeckte den Boden. Wie notgelandete Vögel sahen die Hefte dabei aus, mit ausgebreiteten, schwarz-weißen Flügeln. Hinter dem Lehrerpult türmte sich ein Kunstwerk aus Metall bis zur Decke, das entfernte Ähnlichkeit mit dem Eiffelturm aufwies. Erst bei näherem Hinsehen erkannte Mara, dass es Notenständer waren, die jemand ineinandergesteckt hatte.
    Inmitten des ganzen Chaos saß ein Geisterjunge mit zerzausten Haaren am Klavier. Seine Finger flogen über die Tasten und spielten eine ewige Wiederholung des Rondo alla Turca von Mozart. Zu schnell, aber fehlerfrei, soweit Mara das beurteilen konnte. » So spielt man das!«, murmelte er dabei wie besessen vor sich hin. » So! So spielt man das! So! «
    Emilia schwebte mit besorgter Miene zu dem Jungen hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Die Melodie endete abrupt mit einem schiefen Akkord, der noch lange im Raum nachhallte. Und der Junge starrte Mara mit unbändiger Wut an.
    Â»Bist du hier, um mich zu holen?«, fauchte er sie an.
    Mara hatte in den letzten Jahren einige Geister gesehen. Die meisten von ihnen waren dankbar, dass sie einen Lebenden gefunden hatten, mit dem sie sich unterhalten konnten. Dieser hier war anders.
    Â»Alles gut. Ganz ruhig!«, sagte sie besänftigend, als wäre er ein großer Hund, der ohne Leine auf sie zulief.
    Â»Dieser Klaviermörder hat gesagt, dass eine Frau kommen würde, um mich zu beseitigen «, bemerkte der Junge tonlos. Plötzlich hüpfte er vom Hocker, sprang in die Luft und landete auf der Lampe genau über den Tasten. Das Leuchtelement schwankte an den dünnen Streben bedenklich hin und her.
    Emilia schwebte neben ihn und legte ihre weißen Hände auf seine. Dabei verfärbte sich ihr rotes Kleid zu einem tiefen Grün.
    Â»Sie wird dir nichts tun, im Gegenteil. Das ist Mara. Ich hab dir von ihr erzählt, ich wohne bei ihr. Und wenn du zu uns ziehen willst, solltest du wirklich netter zu ihr sein.«
    Maras Augen weiteten sich. » Zu uns ziehen? Bei dir piept’s wohl!«
    Emilia wandte ihren Kopf, während ihr Kleid wieder einen roten Schimmer annahm. »Sprich nicht so gewöhnlich , so redet eine
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