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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby
Autoren: Vern Sneider
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macht Ihre Gruppe hier auf Okinawa?’ Glauben Sie, ich antworte dann: ,Wir
lassen die Ziegen decken’? Also — hören Sie mal jetzt gut zu.“ Fisby wurde von
neuem himmelangst. Er sah Oberst Purdy, wie er mit gesträubtem Barte
kerzengerade vor dem Telefon saß, so leibhaftig vor sich, daß er völlig in sich
zusammensank.
    Auf der anderen Seite des Tisches
versuchte der erregte Sakini durch allerlei Zeichen, ihn auf sich aufmerksam zu
machen.
    „Chef“, sagte er, „sagen Sie doch dem
Mann, er soll sich etwas beeilen. Herr Motomura hat die Geschenke gebracht.“
    Aber Fisby hörte kaum auf ihn.
    „Nun“, vernahm er wieder des Obersten
Stimme, „denken Sie doch einmal ganz scharf nach, Fisby. Sie müssen doch noch
irgendwelche anderen Fortschritte erzielt haben außer denen mit den Ziegen!“
    Fisby dachte sehr scharf nach. „Wir haben
mit dem Bau der neuen Schule im Rahmen des Erziehungsprogramms begonnen, wie im
Plan B vorgesehen.“
    „Damit haben Sie doch bereits vor
sechs Wochen begonnen, Fisby.“
    „Ja, Herr Oberst. Dann haben wir ein
Heim gegründet für die alten Leute.“
    „Das haben Sie vor zwei Monaten auch
schon gemacht.“
    „Ja, Herr Oberst. Warten Sie mal...
ach ja, wir haben ein Rationierungssystem eingeführt.“
    „Das haben Sie schon am ersten Tage
getan.“ Oberst Purdys Stimme wurde noch schneidender. „Fisby, ich möchte eine
Frage an Sie richten. Was machen Sie eigentlich in diesem Augenblick?“
    „In diesem Augenblick, Herr Oberst?
Ich sitze an meinem Schreibtisch.“
    „Das habe ich mir gedacht. Und was
haben Sie heute morgen getan?“
    Fisby überlegte. „Ja, einer der
Japaner hat mir ein paar Geschenke gebracht, Herr Oberst, und...“
    „Das ist also alles, was Sie getan
haben: Geschenke angenommen. Nun fehlt bloß noch, daß Sie mir sagen, Sie hätten
in der letzten Zeit vor der Frauenliga für demokratische Betätigung keinen
Vortrag gehalten!“
    Fisby antwortete nicht sofort. Er
mußte an jenen Abend im Offiziersklub von San Franzisko denken, als die
schreckliche Mrs. Purdy ihn beiseite genommen und ihm eine lange Rede über die
große Bedeutung der Liga gehalten hatte. „Sie müssen bei der Besetzung des fremden
Landes auch den Standpunkt der Frauen berücksichtigen, Captain“, hatte sie
gesagt. Fisby hatte versucht, darauf hinzuweisen, daß er als Junggeselle kaum
eine Ahnung von diesem Standpunkt der Frauen habe. Aber Mrs. Purdy hatte davon
kaum Notiz genommen, sondern unaufhörlich weitergesprochen. Und als sie mit
ihrer Suada endlich fertig gewesen war, wurde gerade der Klub geschlossen, und
Fisby hatte an diesem Abend nicht mehr kegeln gehen können.
    „Antworten Sie, Fisby!“ donnerte der
Oberst voller Ungeduld.
    „Verzeihung! Wir hätten vor ein paar
Wochen beinahe eine Versammlung der Liga abgehalten.“
    „Was soll das heißen — ,beinahe’?“
    „Wir wollten gerade damit anfangen,
als ein Kind gelaufen kam und sagte, daß Fräulein Higa-Jigas „Fräulein wie?“
    Fisby wiederholte den Namen langsam
und deutlich. „Fräulein Higa-Jiga. Sie ist die Präsidentin. Ja, und das Kind
sagte, daß das beste Schwein von Fräulein Higa-Jiga ausgebrochen sei. Nun, da
stellte Fräulein Susano, die Schriftführerin, den Antrag, die Liga solle beim Einfangen
helfen. Die Geschäftsführerin stimmte dem Antrag zu, und so...“
    Fisby hörte ein Keuchen. Der Oberst
mußte erst einmal Luft schöpfen. „Sie wollen wohl gar behaupten, daß das
Einfangen eines Schweins wichtiger als der Vortrag war?“
    „O nein, Herr Oberst! Aber Fräulein
Higa-Jiga sagte, es sei ihr bestes Schwein, und sie wollte es auf keinen Fall
verlieren.“ Da Fisby ahnte, daß nun gleich ein Ungewitter losbrechen würde,
fuhr er schnell fort: „Ich habe sowieso nicht viel Zeit für Versammlungen, Herr
Oberst. Ich hatte in den letzten Wochen sehr viel zu tun.“
    „Zu tun, natürlich, Sie hatten viel zu
tun.“ Man hörte nur allzu deutlich die Ironie aus den Worten des Obersten
heraus.
    „Ja, Herr Oberst. Ich hatte in letzter
Zeit viele Schwierigkeiten wegen der sanitären Vorschriften hier im Dorf.
Irgend jemand sperrt dauernd die Entwässerungsgräben ab, um sich darin die Füße
zu waschen. Und ich muß nun immerzu herumlaufen und die Dämme einreißen.“
    „Was müssen Sie?“ Oberst Purdy konnte
sich vor Wut kaum noch fassen. „Sie sollten doch längst schon dabei sein, eine
Station für Säuglingspflege einzurichten, wie im Plan B vorgeschrieben. Statt
dessen laufen Sie herum
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