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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby
Autoren: Vern Sneider
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Hokkaido Yamaguchi, der
Landwirtschaftsbeauftragte, die Ernte dann etwa nicht rechtzeitig einbrachte,
konnte Fisby einfach sagen: „Gut, dann buddeln Sie von morgen an Kartoffeln,
Hokkaido. Ab sofort übernimmt Herr Motomura Ihre Stellung.“ Oder wenn der
Bauleiter... Fisby schüttelte den Kopf und lächelte wieder. Mit einem einzigen
Manne, der jeden Platz ausfüllen könnte, würde er das Dorf schon auf den Trab
bringen. Die Leute waren viel zu stolz auf ihre Stellungen, um sie sich
leichtsinnig zu verscherzen, wenn sie wußten, daß ein Ersatz für sie vorhanden
war.
    „Chef“, sagte Sakini leise, „glauben
Sie, daß Herr Motomura hierbleiben könnte?“
    Fisby blickte in die Runde. „Ich
glaube, Sakini, daß Herr Motomura hier für vieles zu gebrauchen ist.“
    Drüben in der anderen Ecke der
Kommandantur richtete sich Korporal Barton von neuem auf seinem Lager auf und
stützte den Kopf in die Hand. „Seien Sie lieber vorsichtig mit dem Burschen! Da
steckt bestimmt irgend etwas dahinter!“
    Fisby lächelte. „Ich glaube, daß
Leutnant Fay nur ein bißchen die Nerven verloren hat.“
    Barton zuckte die Schultern. „Sie sind
ja schließlich der Kommandant hier.“ Und er ließ sich wieder auf sein Feldbett
zurückfallen. „Aber denken Sie daran, daß ich Sie gewarnt habe.“
    „Dann kann Herr Motomura also
hierbleiben?“ fragte Sakini hastig.
    „Ja, ich sehe keinen Grund...“
    Sakini pfiff leise vor sich hin und
lachte übers ganze Gesicht. „Gut, Chef, gut.“ Und als er es den anderen erklärt
hatte, schienen auch sie sehr erleichtert zu sein.
    Herr Motomura wischte sich die Stirne
ab, und ein feierliches Verbeugen begann. Fisby nickte ein paarmal dankend.
    Dann beriet sich Herr Motomura mit
Sakini, und Fisby sah, wie die Augen der anderen dabei immer größer wurden. Der
Gemeindesekretär flüsterte dem Bürgermeister etwas zu. Sie blickten abwechselnd
auf Motomura und auf Fisby und flüsterten dann weiter miteinander.
    „Was hat er zu dir gesagt, Sakini?“
fragte Fisby. Sakini machte ein leicht verlegenes Gesicht. „Ach, er möchte
Ihnen gern ein Geschenk dafür machen, daß er hierbleiben darf.“
    Nun war es an Fisby, die Augen weit
aufzureißen. Noch niemals hatte ein Eingeborener ihm ein Geschenk angeboten. Er
empfand das deshalb als höchst schmeichelhaft. „Sage ihm, ich lasse ihm
danken.“
    „Gut, Chef. Sie nehmen also das
Geschenk an?“ Fisby überlegte einen Augenblick. Herrn Motomura mit seinem so
offen zur Schau getragenen Reichtum konnte es sicherlich nicht auf ein paar
Geschenke ankommen. Außerdem wäre es ganz hübsch, ein paar Andenken aus dem
Fernen Osten nach Hause, nach Ohio, mitzunehmen. Wenn die Freunde nach dem
Abendessen in seinen Drugstore kämen, wie sie es gewöhnlich taten, würde er die
Sachen hervorholen und sie herumzeigen. Das wäre ein Mordsspaß. Vielleicht
ließen sie sich auch zur Schaufensterdekoration verwenden. „Nun, ich habe
nichts gegen ein paar kleine Erinnerungsgaben einzuwenden, Sakini“, sagte er
lächelnd.
    Sakini nickte stürmisch. „Gut, Chef,
gut. Herr Motomura bittet Sie jetzt, ihn zu entschuldigen. Er will die
Geschenke holen.“
    Während die Leute den Raum verließen, lehnte
sich Fisby in seinen Drehstuhl zurück. Es war bestimmt gut, diesen Herrn
Motomura hier im Dorf zu haben — so ging es ihm durch den Kopf. Man konnte ihn
sicherlich für vieles gebrauchen.
    Das Telefon läutete, und Fisby nahm
wie abwesend den Hörer in die Hand: „Tobiki, Captain...“
    Das Gebrüll am anderen Ende der
Leitung riß ihn aus seinen Gedanken. Wieder ganz zu sich selbst gekommen, hörte
er, wie der Oberst schrie: „Fisby, ich habe Sie da ‘rausgeschickt, damit Sie
das Dorf aufbauen. Was haben Sie mir da für einen Bericht geschrieben — im
letzten Monat sechs Geburten...!“
    Fisby rieb sich den Kopf. In seinem
Drugstore, zu Hause in Ohio, war ihm so etwas bisher niemals vorgekommen. „Aber
Herr Oberst, ich dachte...“
    „Es ist mir ganz gleich, was Sie
dachten!“ tobte Oberst Purdy. „Und außerdem sollten Sie wissen, daß Geburten in
die Spalte ,Bevölkerungszuwachs1 gehören und nicht in die Spalte
,Fortschritt’.“
    Fisby wurde wieder etwas wohler
zumute. „Damit sind nicht Geburten von Kindern, sondern von Ziegen gemeint,
Herr Oberst. Ich wollte damit sagen, daß wir unsere Viehherden vergrößern
und...“
    „Ziegen! Stellen Sie sich vor, ein
Kongreßmitglied käme zur Inspektion hierher und fragte mich: ,Nun, Herr Oberst,
was
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