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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel
Autoren: G. M. Ford
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Rauchfahne zog vor der zerklüfteten Silhouette des Cañons vorbei.
    »Ein paar öffentlich zugängliche Fernsehkanäle in L.A. haben es live übertragen«, erklärte Rosen. »Seit ungefähr zwanzig Minuten steht's im Internet.«
    »Was für ein Abgang«, meinte Corso. »Live und in Farbe.«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Ich würde ja seine Leiche gern aus dem Truck holen«, sagte Rosen, »aber wir müssen wohl erst etwas wegen Driver unternehmen, bevor wir eine Crew hier raufschicken können.«
    »Wo ist das Wohnmobil jetzt?«, fragte Westerman.
    Corso zeigte bergauf. »Direkt hinter dieser Kurve da. Er rührt sich nicht und wartet, dass sein Ultimatum abläuft.«
    Rosen machte ein grimmiges Gesicht. »Es heißt, der Sender will ihm keine Sendezeit bewilligen.«
    Die Nachricht verschlug Corso beinahe die Sprache. »Sie wollen mich wohl verarschen.«
    »Sie machen sich Sorgen wegen der juristischen Folgen.«
    »Ironisch, was?«, setzte Westerman mit bitterem Lächeln hinzu. »Die Paparazzi machen sich Sorgen um ihr Image.«
    Corso winkte ihnen mit dem Finger. Rosen und Westerman folgten ihm den Berg hinauf bis zur letzten Kurve. Einer nach dem anderen lugten sie um die Felsnase herum.
    »Da ist er«, sagte Corso. »Der einzige Weg da raus führt über diese Straße hier zurück. Er ist im Vorteil. Unmöglich, an die Türen zu kommen, ohne in seine Schusslinie zu geraten.«
    »Wir werden es versuchen müssen«, sagte Rosen.
    Corso und Westerman sahen Rosen nach, als er den Berg hinunter zu den wartenden Agents zurückging. Nach einem kurzen Briefing halfen alle vier Männer einander die steile, moosige Böschung hinauf. Sie bewegten sich in die entgegengesetzte Richtung, weg von der Lichtung auf dem Hügel, und waren schnell außer Sicht.
    Rosen versuchte zu telefonieren, nur um herauszufinden, was Corso bereits wusste. Das komplette Fehlen jeglichen Empfangs machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er probierte es mit dem Funkgerät. Mit demselben Ergebnis. Dann stieg er den Hang wieder hinauf.
    »Glauben Sie, er wird verhandeln?«, fragte Rosen Corso.
    »Niemals. Das würde bedeuten, das Steuer aus der Hand zu geben.«
    »Glauben Sie, er hat einen Plan, wie er hier rauskommt?«, wollte Westerman wissen.
    »Ich glaube nicht, dass er hier rauskommen will«, sagte Corso. »Er will seine Botschaft in die Welt hinausschicken und dann glorreich untergehen.«
    Das Krachen zerbrechenden Glases, gefolgt von dreimaligem scharfem Krachen, ertönte, dann eine Pause, dann knallte es noch dreimal. Noch mehr berstendes Glas. Näher diesmal. Ein Blick um die Ecke bestätigte, dass Driver sowohl die Seiten- als auch die Rückfenster des Wohnmobils herausgetreten hatte. Zerfetzte Fliegengitter und zerrissene Vorhänge hingen an der Außenseite des Fahrzeugs herunter. Ein Teil des Karabinerlaufs erschien im Seitenfenster. Drei weitere Schüsse zerrissen die Luft.
    Unten bei den Autos kam der Latino-Agent hangabwärts auf die Straße geschlittert. Sein Anzug war mit Dreck und Moosflecken beschmutzt; seine Dienstwaffe hing in seiner rechten Hand, als er die Straße heraufgerannt kam.
    »Buttros hat's schlimm erwischt«, meldete er.
    »Wo?«
    »Am Kopf.« Er machte eine glättende Handbewegung. »Er lag flach auf dem Boden. Der Typ hat ihn oben am Kopf getroffen.« Das Stocken in seiner Stimme zeigte, dass er drauf und dran war durchzudrehen.
    Rosen legte dem jüngeren Mann die Hand auf die Schulter. »Hören Sie zu, Santos. Ich weiß, er ist Ihr Partner. Ich weiß, wie schwer das ist, aber wir müssen hier oben die Nerven behalten. Sobald ich kann, lasse ich Hilfe kommen. Wie stehen inzwischen die Chancen, dass wir Buttros von da wegschaffen können, wo er jetzt ist, ohne dass noch jemand verletzt wird?«
    »Schon passiert«, sagte Santos. »Wir haben ihn außer Schussweite geschleppt. Timmons und Lange bringen ihn …«
    Wie aufs Stichwort erschienen die beiden, Buttros hing zwischen ihnen wie ein Sack Getreide. Santos rannte die Straße hinab, um ihnen zu helfen, als sie Buttros über die Böschung auf die vom Sonnenlicht gesprenkelte Straße gleiten ließen. Santos fühlte seinen Puls und schaute auf. Seine Augen waren weit aufgerissen und nass.
    »Seine Vitalzeichen sind ziemlich gut. Wir müssen Hilfe für ihn holen.«
    Rosen war ganz seiner Meinung. »Sie und Lange. Nehmen Sie den letzten Wagen. Schnell.«
    »Sollen wir Unterstützung raufschicken?«
    »Noch nicht«, sagte Rosen.
    Die beiden FBI-Agenten trugen ihren verletzten
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