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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel
Autoren: G. M. Ford
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bleibt mir jetzt nichts anderes übrig, als meine Drohung wahr zu machen.« Driver streckte den Arm aus und nahm etwas von der Motorhaube. »Dies hier ist Robert Hayes Temple aus …« Driver las die Adresse und Postleitzahl vor. »Mr. Temple hatte das große Pech, den natürlichen Lauf der Dinge zu stören. Diese Unfähigkeit, im Rhythmus der Ordnung zu bleiben …« Er schaute auf, sah in die Kamera. »Wie immer verzeiht die Natur nicht den kleinsten Fehler.«
    Driver schaltete das Mikrofon aus und ging zur Ladefläche. Marty filmte weiter, als Driver die Heckklappe herunterklappte, nach etwas herumtastete und dann zurückkam. In der einen Hand hielt er das Mikrofon, in der anderen einen Benzinkanister.
    »Oh Gott«, schluchzte Melanie. »Wag es ja nicht. Du Dreckskerl …« Wutentbrannt rannte sie auf ihn zu, kam mit voller Geschwindigkeit den Berg herunter, die Finger wie Krallen vorgestreckt. Driver stellte den Benzinkanister auf der Motorhaube ab, steckte das Mikro wieder in die Tasche und versetzte ihr mit ausgestrecktem Arm einen Schlag in den Solarplexus. Sie ging sofort zu Boden und japste nach Luft, was sich wie Schluckauf anhörte. Sie wälzte sich vor und zurück wie das Opfer eines Schlaganfalls, während sie nach Atem rang.
    Driver nahm den Benzinkanister wieder auf. Er ging zur Fahrerseite und zog die Tür auf. Marty begann zu schluchzen und zu zittern. Bob Temple sah es kommen. Wortlos begann Driver, das Benzin über Temple und im Innenraum des Pick-ups auszugießen. Zufrieden mit seiner Arbeit, warf er den Kanister auf den Beifahrersitz. Ein leises, wehklagendes Heulen rollte aus Temples Mund, als Driver in seine Tasche griff und eine Leuchtrakete herauszog.
    Driver hielt sich abermals das Mikro vors Gesicht. »Sie haben noch mal dreißig Minuten Zeit, um mir Sendezeit zu geben, andernfalls werden Melanie Harris und …« Er sah Marty an.
    »Martin Wells«, sagte Marty.
    »Sollten Sie beschließen, mich weiter zu ignorieren, werden Martin Wells und Melanie Harris die Nächsten sein, die unter Ihrer Dummheit zu leiden haben.« Er zeigte auf Marty. »Lass unser Publikum die attraktive Ms. Harris sehen.« Marty war den Tränen nahe, als er die Kameralinse fünfzehn Sekunden nach unten richtete.
    In der Fahrerkabine des Pick-ups warf sich Temple hin und her. Driver ging lächelnd zu ihm hinüber. Ohne ein Wort brach er die Leuchtrakete auseinander und sah zu, wie die rote Flamme aus den zerbrochenen Enden herauszüngelte. Dann warf er sie in den Pick-up und trat die Tür zu.
    Das Innere des Wagens verwandelte sich im Handumdrehen in eine orangefarbene Feuerhölle, die Flammen schlugen zu beiden Seiten aus den Fenstern und brachten den Wagen zum Schaukeln. Marty weinte. Driver riss Melanie an den Haaren hoch.
    In der Fahrerkabine hatten die Flammen etwas von dem Klebeband geschmolzen; Temple hatte eine Hand freibekommen und schwenkte sie wie eine Fahne zum vierten Juli.
    Corso musste sich mit aller Kraft beherrschen. Er brauchte seine ganze Willenskraft, um in seinem Versteck hinter den Felsen zu bleiben, als Temples Todesschreie von den Felswänden widerhallten. Und dann … setzte der Pick-up sich in Bewegung. Temples wildes Gefuchtel musste etwas verschoben haben. Vielleicht die Handbremse oder den Schaltknüppel. Der Wagen begann rückwärtszurollen, gewann an Fahrt, bis er gegen die Böschung krachte, nach rechts abprallte und mit einem Reifen nach dem anderen über den Rand rutschte.
    Zuerst rollte der Pick-up noch auf den Rädern den beinahe senkrechten Abhang hinunter. Beim ersten Felsbrocken überschlug sich der Wagen und polterte Heck über Kühler den Berg hinunter. Beim zweiten Aufschlagen erreichten die Flammen in der Fahrerkabine den Benzintank, und das ganze Ding flog in die Luft wie eine Granate. Überall auf dem Abhang gingen brennende Fahrzeugteile nieder.
    Das rauchende Wrack blieb etwa zwanzig Meter tiefer liegen, wieder auf den Rädern, die Front nach Westen gerichtet. Was noch von Bob Temple übrig war, saß reglos und schweigend auf dem Fahrersitz. Die Luft roch nach geschmolzenem Plastik.

51
    »Woher haben Sie diese Nummer?«, fragte Rosen.
    Er hörte zu und wurde zusehends ärgerlicher.
    »Von wem?«, fragte er barsch. »Corso? Frank Corso?« Er schüttelte angewidert den Kopf. »Ich verstehe. Sie kennen seinen Vornamen nicht.« Er rollte mit den Augen. »Und Ihr Name war?« Wieder hörte er zu. »Kenneth Grabowski. Eine Nachricht von Mr. Corso, sagen Sie … Nun ja … Angels
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