Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel
Autoren: G. M. Ford
Vom Netzwerk:
Kameraden zum letzten Auto in der Schlange, legten ihn vorsichtig auf den Rücksitz und begannen, rückwärts den Berg hinunterzufahren.
    Rosen ging zu Timmons hinunter. »Holen Sie Martini. Bringen Sie ihn hierher zurück. Seien Sie vorsichtig. Nicht dass noch jemand verletzt wird.«
    Corso und Westerman sahen, wie Timmons die Böschung erklomm und verschwand. Rosen ging zum Kofferraum des Lincoln und holte ein Megafon heraus.
    Corso und Westerman traten beiseite, als Rosen zurückkam. Er setzte das Megafon an und hielt es um die Felsnase herum: »Hier spricht das FBI …«, fing er an.
    Ein einzelner Schuss fiel. Mehr ein Klatschen als ein Knall. Das Megafon zerbarst und ließ einen Regen aus Plastik- und Metallteilen niedergehen. Rosen lehnte sich an die Bergwand. Seine Unterlippe war aufgerissen, Blut tropfte auf seinen Anzug. Ein Stückchen weißes Plastik steckte in seiner rechten Wange, gefährlich nahe an seinem Auge.
    Er betastete die Wunde, warf den Rest des Megafons weg und zog ein weißes Taschentuch aus der Jackentasche. Ohne viel auszurichten, tupfte er sich die Unterlippe ab. Westerman trat vor, nahm ihm das Tuch aus der Hand und zog damit das kleine Plastikteilchen aus seiner Wange. Als sie ein paar Sekunden lang das Taschentuch auf die Wunde drückte, zuckte Rosen zusammen. Dann wandte sie sich seiner Lippe zu. Sie bedeckte die Platzwunde mit dem größten Teil des Taschentuchs und befahl ihm: »Draufdrücken.«
    Rosen tat wie geheißen. »Fester«, verlangte sie, und wieder gehorchte er. Der Blutstrom versiegte.
    Timmons und Martini kamen auf die Straße heruntergerutscht. Rosen winkte sie heran. Er tippte Timmons auf die Brust: »Timmons. Sie nehmen den Wagen. Fahren Sie den Berg runter, bis Sie irgendwo Empfang haben. Rufen Sie ein SWAT-Team. Lassen Sie sie einfliegen. Wir brauchen sie sofort. Verstehen Sie mich?«
    Timmons nickte.
    »Nehmen Sie Corso mit«, lautete Rosens letzter Befehl.
    »Ich gehe nicht«, sagte Corso ruhig.
    »Ich frage Sie nicht nach Ihrer Meinung, Corso.«
    »Ich an Ihrer Stelle … Ich würde jede Hilfe annehmen, die ich kriegen kann«, sagte Corso.
    Bevor noch jemand etwas sagen konnte, setzte das Schreien ein. Erst ein einzelner Schrei, dann wurde der Ton höher und höher, bis er opernhafte Oktaven erreichte. Danach Schweigen.
    »Los«, wies Rosen Timmons an.
    Timmons war schon fast am Wagen angelangt, als Martin Wells' Oberkörper durch das Rückfenster des Wohnmobils gestoßen wurde. Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Sein Gesicht war schweißgebadet. Er schnappte keuchend nach Luft. »Bitte … bitte … bitte«, flehte er.
    Timmons saß im Wagen, raste wie verrückt den längst aufgegebenen Highway zurück. Das Aufheulen des Getriebes verlor sich hinter der zweiten Kurve. Nur noch das Rauschen des Windes und Martys gequältes Flehen drangen an ihre Ohren.
    »Vierzig Minuten«, sagte Rosen. »Das Team wird in vierzig Minuten hier sein.« In seiner Stimme lagen gleichermaßen Autorität und Überzeugung.
    »Ich glaube nicht, dass Marty noch vierzig Minuten durchhält«, wandte Corso ein.
    Rosen drückte seine Lippe weiter mit Daumen und Zeigefinger zusammen. »Ich bin für alle Vorschläge offen«, nuschelte er mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme.
    »Wir können doch nicht einfach hier sitzen und abwarten, was er diesen Menschen da antut. Wir müssen doch irgendwas tun.«
    »Und was zum Beispiel?«, wollte Rosen wissen.
    Corso zuckte die Achseln. »Vielleicht könnten wir …«
    Wieder gellten Martin Wells' Schreie auf. Seine Zuckungen und Verrenkungen brachten das Wohnmobil zum Schaukeln. Als alles danach aussah, als könne er nicht mehr ertragen, stieg sein Protestgeheul noch um eine weitere Oktave an.
    Die Laute waren mehr, als Corso aushalten konnte. Er stieß Rosen beiseite und trat um die Ecke. »Hören Sie auf, verdammt noch mal!«, brüllte er den Hügel hinauf.

53
    Westerman warf sich nach vorn in dem Versuch, Corso aufzuhalten; das war der Augenblick, in dem Rosen seine Lippe lang genug losließ, um sie am Kragen zu packen und zurück hinter den schützenden Begrenzungswall zu reißen. Sie konnten Corsos Stiefel auf das Straßenpflaster klatschen hören. Seine Flüche hallten durch den Wald. Mit gefurchten Stirnen warteten sie darauf, dass eine Gewehrsalve ihn niederstreckte. Wundersamerweise wurden keine Schüsse abgegeben.
    »Hören Sie auf, verdammt noch mal«, brüllte Corso abermals, während er weiterging. »Scheiße, was ist eigentlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher