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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel
Autoren: G. M. Ford
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Mountain … Nein, nein, nein. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, ich habe heute schon so viel Idiotie erlebt, wie ich an einem Tag gerade so ertragen kann. Wir haben hier Wichtigeres zu erledigen, Mr. Grabowski; hier sind Menschenleben in Gefahr. Ich hoffe, Sie nehmen mir das nicht übel.« Er brach die Verbindung ab.
    Rosen klang ruhig. In Wirklichkeit hatte er Spannungskopfschmerzen, die ein Nashorn hätten umhauen können. Die Kelly-Sache war ein Desaster. Ein Public-Relations-Albtraum. Der Anwalt der Kellys würde das ganze FBI mit Klagen überziehen. Eine hässliche Geschichte. Nicht hässlich genug, um ihm eine Versetzung nach Albuquerque einzutragen, aber hässlich.
    Seit Ruby Ridge reagierte das FBI übersensibel auf Fehleinschätzungen. Das falsche Wohnmobil zu erwischen, damit hatte er sich schlimmstenfalls lächerlich gemacht. Die Reifen zu zerschießen war … war … vielleicht nicht die beste Idee gewesen, die ihm je gekommen war. Dafür würde er am Ende einen Brief in seiner Personalakte haben.
    Und noch schlimmer, er hatte nicht die geringste Ahnung, wo Timothy Driver im Moment war. Er schauderte bei dem Gedanken.
    Rosen war noch immer tief in Gedanken versunken, als der Ford Taurus aus dem Fuhrpark des FBI etwa einen Meter vor seinen Hosenbeinen schleudernd zum Halten kam. Rosen wollte den Fahrer gerade wegen seiner Fahrweise anschnauzen, als Special Agent Santos aus dem Wagen sprang. Seine Arme waren voll elektronischer Geräte. »Das müssen Sie sich anschauen, Boss«, rief er, als er seine Last mit lautem Knall auf der Motorhaube des Wagens abgestellt hatte und anfing, Knöpfe zu drücken. Anscheinend hatte er ein Satellitentelefon mit seinem Laptop verbunden. »Das hier ist vor sechs oder sieben Minuten im Internet aufgetaucht.«
    Rosen ging zu ihm hinüber. Wegen dem Sonnenlicht konnte man auf dem Monitor kaum etwas erkennen. Rosen legte die Hand über die Augen, doch das half nichts. Santos zog seine Jacke aus und hielt sie über den Monitor. »Da«, sagte er. »Schauen Sie sich's jetzt an.« Rosen beugte sich vor und steckte seinen Kopf unter die Anzugjacke wie ein Fotograf aus früheren Zeiten.
    Angewidert sah Rosen, wie Driver ein weiteres Ultimatum stellte. Sein Abscheu verwandelte sich in nacktes Entsetzen, als Driver den Benzinkanister von der Ladefläche des Trucks holte und damit zurückkam. »Oh Gott«, entschlüpfte es ihm, als Driver die Leuchtrakete zerbrach. Den Rest schaute er sich schweigend an. Am Ende zog er den Kopf weg, als wolle er einem Schlag ausweichen.
    Santos ließ das Video noch einmal ablaufen. Westerman steckte ihren Kopf unter den Mantel. Rosen sah, wie ihr Körper sich versteifte; als ihre Knie nachgaben, packte er sie am Ellbogen. Dann stützte sie sich schwer atmend mit beiden Händen auf der Motorhaube ab. Sie sah aus, als würde sie sich gleich übergeben.
    Ein grüner Regierungs-Pick-up kam angerast und bremste hinter dem Ford. Ein kleiner, übergewichtiger Mann mit rundem, rotem Gesicht stieg aus. »Wir haben eine Meldung von einer Rauchfahne in der Nähe des Angels Mountain Lookout«, sagte er.
    »Wo?«, fragte Rosen.
    »Angels Mountain.«
    Rosen zog sein Handy aus der Tasche, tippte Stern, Sechs, Neun und bekam die Nummer des letzten eingegangenen Anrufs.
    »Mr. Grabowski«, sagte er. »Gut … Ja … Erwarten Sie uns draußen auf dem Highway. Wir sind in knapp fünf Minuten da. Ja«, sagte er. »Ja, das machen wir.«
    Er steckte das Handy ein und rannte auf den Lincoln zu. »Santos, kommen Sie mit. Rufen Sie noch eine Einheit – die, die am nächsten dran ist. Fordern Sie ein paar Krankenwagen an.«
    Westerman war immer noch aschfahl, als sie sich hinters Lenkrad warf.
    »Das war …«, setzte sie an.
    »Los jetzt«, sagte Rosen. »Vollgas.«

52
    Corso sah sie kommen. Sah, wie sich die große Lincoln-Limousine die schmale Straße hinaufwand. Dann eine Lücke, und dann folgten ein paar beigefarbene Fords im Gänsemarsch. Corso hastete über die Hügelflanke, bis er an eine Stelle kam, von der aus er sich zur Straße hochziehen konnte.
    Zwei Minuten später bedeutete er dem Lincoln, gleich unterhalb der letzten Kurve zu halten, ungefähr hundert Meter von dem rauchenden Wrack von Bob Temples Forest-Service-Truck entfernt. Rosen stieg auf der einen Seite aus. Westerman auf der anderen. Zusammen gingen sie zum Straßenrand und starrten auf die Trümmer hinab. Als die Fords ankamen, gab Rosen den Insassen ein Zeichen, sitzen zu bleiben.
    Eine dicke schwarze
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