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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)
Autoren: Melissa Fairchild
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nimmt man den Königsstein als Ausgangspunkt und zählt alle anderen ab, während man den Kreis abschreitet – eins, zwei, drei und so weiter.«
    Da fiel Avi etwas ein. Worte von der ersten Seite seines Erinnerungsbuchs. Er sprach sie laut aus.
    »Zweistein, Vierstein, Sechsstein, Sprung.«
    Brucie wirbelte zu ihm herum.
    »Genau!«, rief sie. »Woher hast du das?«
    »Dreistein, Fünfstein, strammer Jung!«, fuhr Avi fort. Die Elfe klatschte in die Hände. Avi schloss die Augen. »Achtstein, Neunstein, eins ist Schmu…«
    Sein Gedächtnis ließ ihn im Stich.
    »Weiter«, feuerte Brucie ihn an. »Wie geht die letzte Zeile?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Aber du musst dich erinnern«, beharrte Brucie.
    Avi schlug mit der flachen Hand auf den nächstbesten Stein. »Levi hat die Seiten herausgerissen. Mehr stand da nicht!«
    »Wir müssen uns beeilen«, drängte Hannah und stellte sich neben ihn. Sie blickte nach Osten.
    »Also gut«, meinte Avi und kehrte zum Königsstein zurück. »Nach dieser Rechnung ist der Abstand zwischen diesen Steinen Nummer eins, und der da ist Nummer zwei. Liege ich richtig?«
    »Ja«, erwiderte Brucie. »Also fangen wir an, indem wir zuerst durch Lücke zwei, vier und sechs gehen. Dann müssen wir uns für den Rest etwas überlegen.«
    Die Wolke, bestehend aus Soldaten des Weißen Turms, war inzwischen so nah, dass man einzelne Raben ausmachen konnten. Ihre Flügel bewegten sich in einem tödlichen Gleichtakt. Pechschwarz hoben sie sich vom gelblichen Morgenhimmel ab.
    »Glaubst du, dass Kellen bei ihnen ist?«, erkundigte sich Avi.
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Brucie. »Er wird eine Weile brauchen, um sich von dem Bad im Fluss zu erholen. Deshalb hat er ja seine Garde geschickt. Es sind die einzigen Untergebenen, denen er wirklich vertraut.«
    »Kümmert euch nicht um sie«, sagte Hannah. »Wie lautet die Kombination weiter?«
    Avi fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Durch wie viele Lücken müssen wir insgesamt gehen?«, fragte er.
    »Zehn«, entgegnete Brucie. »Das weiß doch jedes Kind.«
    »Gut, dann fangen wir mit denen an, die wir kennen, und schauen, was dann passiert.«
    Avi nahm Hannahs Hand und ging mit ihr zu der Lücke, die, wie sie sich geeinigt hatten, Nummer zwei darstellte. Die Steine ragten schweigend vor ihnen auf, ohne ihnen einen Hinweis zu geben. Sie holten tief Luft, sprangen durch die Lücke und liefen dann los, um durch Nummer vier und sechs zu schreiten.
    »Königsstein …«, murmelte Hannah. »Da klingelt bei mir was.«
    »Spürst du etwas?«, fragte Avi, als sie dort innehielten. »Ein Prickeln? Irgendetwas?«
    »Nein«, antwortete Hannah.
    »Ich auch nicht«, erwiderte Brucie, die die Nachhut bildete.
    Es waren noch sieben Lücken übrig.
    »Dreistein, Fünfstein, strammer Jung«, sagte Avi.
    Inzwischen landeten Kellens Truppen auf einem Feld nördlich der Steine. Sobald sie den Boden berührten, schüttelten sich die Elitesoldaten und verwandelten sich wieder in Goblins. Nachdem sie sich in Formation aufgestellt hatten, rückten sie vor.
    Auf der südlichen Seite des Feldes brodelte die Luft. Etwas tauchte aus dem Gewühl auf: die fließenden Umrisse von Arethusas Schattenbarke. Weiße Flügel flatterten. Ob es tausend gewöhnliche Schwäne oder ein einziger riesengroßer war, konnte Avi nicht feststellen. Eine lange Planke wurde ausgefahren, und Arethusa höchstpersönlich stieg aus, gefolgt von einer Abteilung mit Schwertern bewaffneter Feensoldaten.
    »Dreistein!«, rief Avi und zog Hannah und Brucie durch Lücke Nummer drei. Dann rannten sie, vorbei an Nummer vier, zu Nummer fünf. »Fünfstein!«
    Die beiden Armeen schwärmten aus und umzingelten den Steinkreis. An den beiden Punkten, wo sie sich trafen, wurde widerwillig ein Waffenstillstand geschlossen, und die Feinde blickten einander, hinter einem Wall aus Schilden verschanzt, finster an.
    Arethusa blieb am Rand des äußeren Steinkreises stehen.
    Aus den schwarzen Reihen der Garde vom Weißen Turm trat eine gebeugte Gestalt. Der Goblin hinkte, und seine gerötete Haut war von Blasen übersät. Avi brauchte eine Weile, um Kellen zu erkennen.
    »Warum kommen sie nicht herein?«, fragte Avi.
    »Sie fürchten sich vor der Brücke«, antwortete Brucie. »Denn soweit sie wissen, sind wir kurz davor, sie zu überschreiten. Und wer sich dann innerhalb des Steinkreises befindet …« Sie schnippte mit den Fingern. »Puff!«
    Avi nickte. Diese Antwort gefiel ihm sehr gut. »Zurückbleiben!«,
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