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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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er das immer getan hatte. Aber wie konnte nach diesem Tag noch irgendetwas so sein wie vorher? Er musste darüber nachdenken, begriff Colin, während er die Treppe hinaufstieg. Er musste sehr, sehr gründlich darüber nachdenken.

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HOCH WIE DER HIMMEL
    O kay, ich geb’s zu«, sagte Tyler, während das Pferd den Wagen die lange Auffahrt hinauf zu den Carrillos zog. »Mir ist echt nicht klar, wie das gestern ausgegangen ist. Haben wir jetzt gewonnen oder verloren?«
    Ragnar schnaubte. »Er ändert sein Testament zu euren Gunsten. Ihr könnt euch wirklich glücklich schätzen. «
    »Ich weiß, ich weiß. Aber ist Mrs. Needle nicht schon wieder ungestraft davongekommen? Bin ich blöd oder was? Sie ist eine Hexe! Ich dachte, die Bösen kriegen am Ende immer ihre Strafe.«
    »So einfach ist das nicht, Tyler«, warf Lucinda ein, doch auch sie machte sich Sorgen. Nach den erschreckenden Szenen gestern im Schlangenzimmer war der Abend ruhig ausgeklungen, |424| eher wie das Beisammensein nach einer Beerdigung und nicht wie die fröhliche Tinkerfarmrunde vor ihrer Abreise im letzten Jahr.
    »Aber in einer Hinsicht hat dein Bruder recht«, sagte Ragnar. Sein Gesichtsausdruck erinnerte Lucinda an die Gewitterwolken der Woche davor. »Es ist uns nicht gelungen, diese Frau von Gideons Herd zu vertreiben. In der Beziehung hat
sie
gewonnen.«
    »Weil sie Gideon vergiftet hat«, sagte Lucinda bitter. »Weil sie alle erpresst.«
    »Ja, aber sie ist wie eine Schlange, sie schlägt am liebsten aus dem Hinterhalt zu«, erwiderte Ragnar. »Jetzt muss sie ins Offene kommen, wo alle sie sehen können. Keine Bange, ihr zwei, Simos und ich werden nicht mehr schweigen. Wir werden dafür sorgen, dass diese Needle nicht noch einmal so mächtig wird auf der Farm oder so frei schalten und walten kann. Jawohl, von nun an wird der Kampf offen ausgetragen, und Gideon wird nicht mehr die Augen davor verschließen können.«
    Das erleichterte Lucinda ein wenig, aber gerade als die Haustür der Carrillos aufflog und Steve, Alma und Carmen herausgelaufen kamen, fiel ihr noch etwas anderes ein. »Aber was ist, wenn sie euch beiden etwas tun will? Tyler und ich werden nicht da sein. Wir werden euch nicht helfen können!«
    Ragnars große Hand tätschelte ihren Rücken. »Ich war einst ein König, und Simos war zu seiner Zeit der Berater mehrerer Könige.« Er grinste. »Wir riechen vielleicht wie Bauern, aber an uns beiden ist noch ein bisschen mehr dran. Keine Angst, Lucinda, wir werden uns nicht noch einmal so leicht überrumpeln lassen.«

    |425| »Zeit aufzubrechen«, sagte Ragnar nach einer Weile im Haus der Carrillos, die allen viel zu kurz vorkam.
    »Nein, noch nicht!«, sagte Carmen. »Nur noch ein kurzes Weilchen!«
    »Der Zug wird in einer Stunde am Bahnhof sein, und die Straße ist schlecht befahrbar nach dem vielen Regen«, sagte der Hüne. »Ihr wisst, dass ich recht habe.«
    »Sind Mr. und Mrs. Carrillo Onkel Gideon noch böse?«, wollte Lucinda wissen, als sie sich schließlich von ihren Freunden verabschiedet hatten und sich in Bewegung setzten.
    Ragnar zuckte die Achseln. »Gideon ist wieder er selbst und begreift, dass er sich nicht länger um diese Angelegenheit herumdrücken kann. Ich habe ihnen seine Zusage ausgerichtet, dass er in wenigen Tagen herkommen wird, wenn er wieder bei Kräften ist. Sie werden sich gemeinsam etwas überlegen. So gute Nachbarn darf Gideon nicht verlieren.« Sein Lächeln war diesmal milde. »Du hast zu viele Ängste, kleine Lucinda. Es ist nicht alles vollkommen, aber es wird besser werden.« Er schlug leicht mit den Zügeln, und Culpepper trappelte los zur Hauptstraße.

    Selbst der hünenhafte Ragnar wurde kleiner und verschwand schließlich in der Ferne, als der Zug aus dem Bahnhof von Standard Valley fuhr, aber vorher stieg Lucinda noch auf den Sitz und schrie ihm aus dem Fenster eine allerletzte Bemerkung zu.
    »Wartet nicht bis nächsten Sommer, bis wir wiederkommen dürfen! Wir haben noch andere Schulferien!«
    »Boah!«, sagte Tyler, während er sich mit seinem GameBoss verstöpselte. »Alle starren dich an, Luce. Vielleicht solltest du mal ein bisschen chillaxen.«
    |426| Zu ihrer großen Verlegenheit hatte er recht. Die Hälfte der Leute im Wagen hatte sich nach ihr umgedreht. Sie sah einen Schaffner in ihre Richtung kommen und setzte sich schnell wieder hin. Der Mann in Uniform runzelte die Stirn, ging aber weiter.
    Tyler war bereits in ein Spiel vertieft, das »HAMSTROMANCY« hieß.
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