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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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etwas in ihren rötlichen Augen, etwas Kaltes, Wissendes … »Ihr habt doch gesagt, dass der Käfig sicher ist, oder?«, fragte er Ragnar und Walkwell. »Ja? Dann geht aus dem Weg und lasst mich was ausprobieren.« Colin klickte auf seinem Bildschirm auf »Open«. Ein paar Meter entfernt sprang der Motor an, dann begann das schwere Metalltor des Stalls auf seinen kleinen Rädern rasselnd zur Seite zu gleiten. Ein bisschen war es doch wie Magie, dachte Colin Needle stolz. Die Mantis hörten das Rasseln und fingen an, im Stall zu grollen und zu bellen. Colin war überaus dankbar, dass die wilden Biester hinter schweren Stahlgittern eingesperrt waren: Ihre langen gelben Zähne, krallenbewehrten Finger und eigentümlich intelligenten, aber gefühllosen Augen hatten ihm in letzter Zeit öfter Albträume bereitet.
    Ein kurzer Regenschauer besprengte den Staub und rieselte warm auf Colins Nacken. Er öffnete und schloss die Tore noch ein paarmal, um sicherzugehen, dass er alles richtig eingestellt hatte, dann beendete er das Programm, während Ragnar und Walkwell die letzten Aufräumarbeiten machten.
    Als Simos Walkwell ihn herbeipfiff, platzte ihm fast der Kragen: Er war doch kein Hund, nach dem man einfach pfeifen konnte! »Needle«, sagte Walkwell, »nimm mal das Ende von diesem Metallseil und halte es, damit ich es aufrollen kann.« Walkwell schien selbst in der schlimmsten Bullenhitze nicht zu schwitzen, aber er nahm seinen Hut ab und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, während er das kunststoffummantelte Kabel in der anderen Hand betrachtete. Er hatte seine Hörner schon mehrere Tage nicht mehr abgeschmirgelt, und sie sahen aus wie winzige Baumstümpfe, die knapp über seinen Schläfen wuchsen.
    |15| »Das ist kein Metallseil«, sagte Colin. »Das ist ein Kabel. Das Wort ist
Kabel.«
    Der alte Grieche lachte rauh und trocken. »Du weißt, was ich meine. Jetzt mach dich nützlich. Halt das Metallseil und den Mund gleich mit. Beides wäre hilfreich.«
    Colin schluckte eine patzige Erwiderung hinunter.
Du wirst schon sehen,
dachte er.
Eines Tages werde ich auf dieser Farm das Kommando haben, ganz gleich, was du und diese eingebildeten Jenkins-Gören denken. Und wenn das passiert, wird alles anders werden. Ganz anders.
    Das Sommergewitter war gerade auf die andere Talseite gezogen, doch seine letzten feuchten Spuren im Staub waren schon fast wieder weggetrocknet. Jetzt, da der Donner langsam verklang, waren die Geräusche besser zu hören, die hinter dem neuen Tor aus dem Stall drangen: das rastlose, grummelnde Geräusch großer, hungriger Tiere, die darauf warten, herausgelassen zu werden.

|16|
    1
WIE DIE BERLINER MAUER
    W ie schön, dass du uns selber abholen kommst, Onkel Gideon!« Die vierzehnjährige Lucinda Jenkins drehte sich zu ihrem jüngeren Bruder um. »Ist das nicht toll? Wir sind wieder da!«
    Nicht einmal Tyler versuchte sich hypercool zu geben. »Absolut«, sagte er und grinste. »Absolut toll ist das.« Richtig niedlich, wie aufgeregt seine Schwester war, wo sie doch sonst sogar
Planetoid,
das beste Videospiel aller Zeiten, »megalangweilig« fand. Aber auch Tyler freute sich und konnte selbst dem ungewöhnlich feuchten Wetter etwas abgewinnen.
    Ihr Großonkel Gideon schien sich ebenfalls zu freuen, dass sie da waren, und wirkte ganz anders als letzten Sommer, als er sich teilweise aufgeführt hatte, als bereute er es, sie auf |17| seine Supersonderspezialfarm eingeladen zu haben. Gideon Goldring sah auch gesünder aus als im Jahr zuvor – er hatte heute sogar auf seine normale Alltagskluft, bestehend aus Schlafanzug und Bademantel, verzichtet. Seine weißen Haare waren natürlich wie immer ungekämmt, aber frisch gewaschen, und seine Haut war gebräunt, als hätte er sich länger draußen in der Sonne aufgehalten.
    »Es ist auch schön, euch zwei wieder hier zu haben!«, sagte Gideon lachend. »Kommt, beeilt euch, Kinder! Wir haben eine lange Fahrt vor uns, und alle warten schon auf euch.«
    Simos Walkwell trat heran, Gideons Verwalter und Mann für alles – wenigstens sah er mit Hut und Stiefeln wie ein normaler Mann aus, obwohl Tyler und seine Schwester wussten, dass der Eindruck täuschte. Gefühlsausbrüche waren nicht seine Art, aber er nickte und lächelte sogar fast ein wenig, dann warf er die beiden großen Koffer hinten auf die Ladefläche, als ob sie nicht schwerer als Sofakissen wären, und sprang wieder auf den Kutschbock. Lucinda krabbelte auf die Ladefläche des Wagens, Tyler
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