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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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Bibliothek gefunden. Wie wär’s, du erzählst mir die ganze Geschichte? Und diesmal, hörst du, will ich die volle Wahrheit erfahren.«
    »Ich … aber ich kann doch …« Tyler zögerte und sah dann seinen Großonkel flehend an. »Muss ich?«
    Colin lief der Schweiß über den Nacken. Er hatte Magendrücken, und er musste sich zusammenreißen, um nicht zu seiner Mutter hinüberzuschauen. Wenn Tyler Jenkins erst mal zu reden anfing, wo würde er dann aufhören? Wollte irgendjemand in diesem Zimmer wirklich, dass Gideon Goldring die volle Wahrheit erfuhr?

    »Der Spiegel auf der Waschkommode?« Gideon staunte. »Die antike Waschkommode, die in der Bibliothek stand, in Octavios Ruhezimmer?
Der
Spiegel?« Er blickte Walkwell an. »Was hältst du davon, Simos? Merkwürdig, nicht?«
    Walkwell saß in seinem behelfsmäßigen Krankenlager und gab genau auf alles acht, was gesagt wurde, äußerte sich aber nicht.
    »Und jetzt ist er oben?«, fragte Gideon mit strenger Stimme und wandte sich an Mrs. Needle. »In deinem Zimmer, Patience? Stimmt das? Was macht er da?«
    Die Haushälterin sprach langsam und wohlformuliert, als hätte sie sich die Antwort schon lange vor Gideons Frage zurechtgelegt. »Ich fand, dass es ein ungewöhnliches, bemerkenswertes Möbelstück ist, das nicht im hintersten Winkel versteckt sein sollte. Ich habe es mir aufs Zimmer bringen lassen, weil … nun ja, weil es mir gefällt.« Sie nickte. »Ist es nicht so, Colin?«
    |413| Auch Colin nickte. Ihm war, als stünde alles auf Messers Schneide: als könnte sich alles wieder einigermaßen einrenken, aber als könnte es genauso gut kippen und sich in eine völlig unvorhersehbare Richtung entwickeln.
    »Und von dort ist also auch das Medaillon gekommen.« Gideon hatte es abgenommen und hielt es in der Hand. »Jetzt erinnere ich mich. Grace schenkte es Dorothea, als sie nach Providence abreiste.« Dorothea saß auf einem Stuhl neben seinem Bett. »Wann bist du von der Ostküste zurückgekommen?«, fragte er sie.
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich bin überhaupt nie gefahren. Ich fuhr nach Los Angeles, aber ich brachte es nicht über mich, Grace zu verlassen. Sie war so niedergeschlagen. Deshalb rief ich die Leute an, bei denen ich in Providence wohnen wollte, und sagte ihnen, ich hätte mich anders entschieden. Dann nahm ich den Zug zurück nach Standard Valley. Von meiner Rückkehr sagte ich niemandem etwas, erst als ich ankam, weil ich … ach, weil ich dachte, es wäre dir nicht recht, Gideon. Onkel Octavio kam mich abholen. Ich machte mir Sorgen, weil er schon nicht mehr der Jüngste war, aber er brachte mich ohne Probleme zur Farm zurück …« Sie verstummte und starrte auf ihr Wasserglas. »Aber ich weiß nicht mehr, was danach geschah.« Sie blickte auf, und Colin und alle anderen erkannten an ihren rotgeränderten Augen und ihrem gequälten Gesichtsausdruck, wie sehr sie das innerlich aufwühlte. »Ich kann mich sonst an gar nichts erinnern … nur an Albträume!« Tränen liefen ihr über die Wangen. »Ach, was ist bloß mit mir geschehen? Warum bin ich so alt?«
    Gideon machte beschwichtigende Handbewegungen; ihm war sichtlich nicht wohl. »Schon gut, meine Liebe, schon gut. Du bist jetzt in Sicherheit. Wir werden alles bald aufgeklärt haben.« Er sah sich ein wenig ratlos um. »Dorothea ist bestimmt |414| noch müde, ihr fällt vielleicht mehr ein, wenn sie wieder bei Kräften ist. Sarah, bist du so gut und bringst sie zurück auf ihr Zimmer?«
    »Ich mache das«, sagte Oola, sprang auf und geleitete Dorothea aus dem Schlangenzimmer. In der eintretenden Stille nahm Gideon wieder Tyler Jenkins ins Visier.
    »Warum hast du mich belogen, Tyler? Und ausgerechnet, als es um meine Frau ging?« Er verschränkte die Arme über der Brust, und seine Augen funkelten. »Um meine Frau!«
    Einerseits freute es Colin, dass sein Feind zur Schnecke gemacht wurde, andererseits graute ihm bei der Vorstellung, was Tyler sagen konnte. Und seine Befürchtungen bestätigten sich.
    »Warum? Weil ich musste, Onkel Gideon. Alle belügen dich.« Die meisten Leute im Raum schnappten wie auf Kommando nach Luft. »Voriges Jahr, dieses Jahr, alle!« Tyler klatschte hilflos in die Hände. »Und wenn jemand dir zu sagen versucht, was hier läuft, willst du es nicht hören!«
    »Das ist doch Unsinn!« Gideon lief dunkelrot an. »Willst du behaupten, du hättest mir sagen wollen, dass der Spiegel in der Bibliothek so etwas wie eine Verwerfungsspalte im Kleinen ist, aber
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