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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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bitte?«
    Sie räusperte sich. »Wir sind dir wirklich dankbar, Onkel Gideon. Die Sache ist nur die, dass einige hier … der Meinung sind, dass nicht alle auf der Ordinary Farm … dein Bestes … das Beste für die Farm …« Sie wandte sich Ragnar, Sarah und den Küchenfrauen zu. »Will denn sonst niemand was sagen? Hat ihm denn niemand irgendwas erzählt?«
    Aber bevor jemand antworten konnte, flog die Tür auf und |409| Tyler kam mit seiner Überraschung herein. Sie trug ein schlichtes Kleid, das bestimmt zwanzig Jahre alt war, und ihre Haare waren tipptopp frisiert.
    »Schau her, Onkel Gideon«, sagte Tyler und zerrte die Frau an das Bett des alten Mannes. »Schau mal, wen wir gefunden haben, während du krank warst! Schau, wer hier ist! Es ist Grace!«
    Gideon sah sie mit schlaffem Gesicht an, in dem Verwirrung und zunehmende Ratlosigkeit standen. »Was soll das? Wer ist das?«
    »Das ist Grace, Onkel Gideon!« Tyler platzte fast vor Erregung. »Deine Frau!«
    Gideon starrte die Frau lange an, dann richtete er den Blick auf Tyler. »Was redest du da? Das ist nicht Grace.«
    Tyler war jetzt sichtlich verunsichert. »Guck sie dir noch mal genau an, Onkel Gideon! Es ist zwanzig Jahre her, und sie war an einem echt üblen Ort gefangen. Aber sie ist es!«
    Gideon betrachtete abermals die weißhaarige Frau, die so nervös war, dass sie seinen Blick kaum erwidern konnte und blinzelnd vor ihm zurückwich. Er schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist nicht meine Grace.«
    Tyler wandte sich an Ragnar und die anderen. »Vielleicht erkennt er sie nicht, weil er krank war.«
    »Nein, Gideon sagt die Wahrheit«, ließ sich Walkwell von der Couch vernehmen. »Ich bin außer ihm der Einzige hier, der sie gekannt hat.« Auch er schüttelte müde den Kopf. »Das ist nicht Grace Goldring.«

|410|
    44
DER PREIS DES FRIEDENS
    W enn Colin Needle nicht so elend zumute gewesen wäre, hätte er es wesentlich mehr genossen, wie sich Tyler Jenkins’ Gesichtsausdruck veränderte, als klar wurde, dass es ihm auch mit hartnäckigstem Drängen nicht gelingen würde, diese verwirrte Alte als Gideons langverschollene Frau Grace zu verkaufen.
    Noch besser war, dass der kleine Jenkins alle völlig vom Thema abgebracht hatte, gerade als Lucinda im Begriff gewesen war, Gideon über Patience Needles Taten aufzuklären. So sehr Colin seinerseits an seiner Mutter zu zweifeln begonnen hatte, wollte er doch um keinen Preis, dass sie vor aller Welt bloßgestellt wurde. Dennoch war die Gefahr nicht ausgeräumt, nur aufgeschoben, und hinter der gefassten Miene seiner |411| Mutter spürte Colin etwas, das er bei ihr kaum je bemerkte hatte, einen Anflug von Unsicherheit, ja Furcht.
    Diese neue Erkenntnis traf Colin wie ein Hammerschlag: Seine Mutter wusste nicht, was als nächstes geschehen würde! Sie hatte diese Situation tatsächlich nicht unter Kontrolle. Er hätte nie gedacht, dass er das einmal erleben würde, und er wusste nicht, ob er sich freuen oder fürchten sollte.
    »Aber wenn diese Frau hier nicht Grace ist«, warf Lucinda plötzlich ein und brachte mit der Frage ein wenig Ruhe in die allgemeine Aufregung, »wer ist sie dann?«
    Während alle aufgeregt durcheinandergeredet hatten, hatte Gideon die Neue in der Runde nachdenklich angestarrt. Auf einmal kniff er die Augen zusammen und richtete sich im Bett auf. »Du meine Güte«, sagte er. »Gerade wird mir klar … das ist, glaube ich, Dorothea! Sie hat hier bei uns gewohnt. Dorothea, bist du das?«
    »Dorothea?«, fragte Tyler so kleinlaut, wie Colin Needle ihn am liebsten immer gehabt hätte. »Wer um Himmels willen ist Dorothea?«
    »Grace’ Cousine, Dorothea Pence – aber sie ist doch schon vor Jahren zurück an die Ostküste gezogen! Was macht sie hier?« Gideon beugte sich zu der Frau vor. »Dorothea, bist du’s wirklich?«
    Zuerst guckte sie nur verwirrt, doch schließlich nickte sie. »Dorothea. Ja, so heiße ich. Ich … ich hatte es vergessen …«
    »Aber wo kommt sie auf einmal her?«, wollte Gideon wissen. »Sie kann doch nicht einfach hier hereingeschneit sein. Dorothea, wann bist du wiedergekommen?« Er wandte sich an Walkwell. »Simos, weißt du irgendwas darüber? Ach, nein, du bist ja auch krank. Ragnar?«
    Der Nordmann breitete die Hände aus. »Tyler hat sie gefunden. Er hat sie, sagt er, zurückgebracht.«
    |412| »Tyler?« Gideons Stimme bekam einen unangenehmen Ton. »Und Grace’ Halsband hattest du mir doch auch gebracht, nicht wahr? Das hattest du angeblich in der
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