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Die geheime Waffe

Die geheime Waffe

Titel: Die geheime Waffe
Autoren: Nicola Marni
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hinausging.
Sie warteten auf die Kriminalpolizisten aus Lingen, die den Mord an dem Müllkönig übernehmen würden, und freuten sich, ihren Kollegen auch gleich einen Verdächtigen präsentieren zu können.
    Der zornige Sven gab am Telefon Torstens Daten nach Lingen durch und legte auch dessen Ausweis auf den Fotokopierer, um die Kopie als Fax an seine vorgesetzte Stelle zu schicken.
    »Ein gefährlicher Bursche«, sprach er aufgeregt ins Telefon. »Er hatte eine Spezialpistole bei sich und hätte sich wahrscheinlich den Weg freigeschossen und eines der unversehrten Autos gekapert, wenn wir nicht rechtzeitig eingeschritten wären. Wir können von Glück sagen, dass nicht mehr passiert ist. Meine Nichte, die in dem gerammten Auto gesessen ist, hat Gott sei Dank nur ein paar Prellungen und eine Platzwunde davongetragen, und ihr Bräutigam ist auch in Ordnung. Es ist schon eine Sauerei, ausgerechnet bei der eigenen Hochzeit auf so einen Schweinehund zu treffen. Wenn ich nur an die Angst denke, die das arme Mädchen ausgestanden hat.«
    Sein Kollege verdrehte ein wenig die Augen. Auch der Mann am anderen Hörer schien Svens Bericht nicht ganz ernst zu nehmen, denn er unterbrach dessen Redeschwall: »Wir werden uns um den Fall kümmern.« Ohne ein weiteres Wort legte er auf.
    »Arrogantes Arschloch!«, knurrte Sven und drehte sich zu seinem Kollegen um. » Wir werden uns darum kümmern ! Als hätten wir nicht schon die ganze Drecksarbeit erledigt. Ein Mord ist geschehen, und wir haben den Mörder. Punkt!«
    »Wenn du das sagst, wird es schon stimmen.« Sein Kollege kannte ihn gut genug, um zu wissen, wann es sinnlos war, ihm zu widersprechen. Er war sich nicht so sicher, dass Renk der Mörder des Müllkönigs war. In dem Fall hätte dieser sich gewiss nicht von den Hochzeitsgästen aufhalten lassen, sondern die Leute mit seiner Pistole bedroht und sich den schnellsten Wagen und mindestens eine Geisel geschnappt.

ZEHN
    T orsten schlief noch, als die Tür seiner Zelle geöffnet wurde. Zwei Männer blieben noch einen Moment davor stehen und betrachteten den Schlafenden. Einer davon war Major Wagner. Der andere Mann trug Zivil und sah Torstens Vorgesetzten scharf an. »Ist das Ihr Mann?«
    Wagner nickte. »Das ist Renk. Er hatte eine verdammt gute Nase, aber leider auch verdammtes Pech.«
    »Ich weiß nicht, ob es Pech ist, wenn einer mit über hundert Sachen durch eine geschlossene Ortschaft rast und dabei einen Unfall verursacht.«
    »Auf jeden Fall ist er nicht der Mörder dieses ominösen Müllkönigs. Sie haben selbst gehört, was der Gerichtsmediziner gesagt hat. Den Mann hat keine Pistolenkugel getötet.«
    »… sondern dieses komische Ding, das Sie sofort an sich genommen haben, obwohl es für die Aufklärung des Mordes wichtig gewesen wäre«, fiel ihm der Zivilbeamte erbost ins Wort.
    Wagner griff mit der Rechten unwillkürlich in die Seitentasche seiner Uniformjacke, in die er das Geschoss gesteckt hatte. »Das ist geheime Verschlusssache! Aus diesem Grund übernimmt das Bundeskriminalamt den Fall.«
    Für Wagner war die Angelegenheit damit erledigt. Dem Lingener Kriminalpolizisten war jedoch anzusehen, wie wenig es ihm behagte, dass ihm die Ermittlung einfach aus den Händen genommen wurde.
    Er trat neben das Bett, doch Wagner kam ihm zuvor. »Aufstehen, Renk! Schlafen können Sie später noch.«
    Erschrocken fuhr Torsten hoch und griff im Reflex unter seine Jacke. Erst als er dort keine Waffe fand, erinnerte er sich an das Geschehene und stieß einen Fluch aus.
    »Verdammt noch mal, Renk, was haben Sie sich dabei gedacht, andere Autos über den Haufen zu fahren und dann auch
noch eine ganze Hochzeitsgesellschaft mit Ihrer Knarre zu bedrohen?«
    »Ich hatte keine Lust, von diesen niedersächsischen Bauernbüffeln zu Hackfleisch verarbeitet zu werden«, antwortete Torsten.
    Der Kriminalbeamte räusperte sich missbilligend. Da er selbst Niedersachse war, mochte er keine Bayern, die in seinem Bundesland das Maul aufrissen und über die Leute herzogen. Auf einen Wink Wagners verließ er aber dann doch wortlos die Zelle.
    Unterdessen stand Renk auf und strich sich über die Stirn. Im Traum hatte er diesen Unfall immer und immer wieder erlebt, nur schlimmer. Die Braut war dabei ums Leben gekommen und hatte dabei stets entweder wie Andrea oder wie Graziella ausgesehen.
    »Im Vertrauen, Renk, Sie sehen aus wie ein Landstreicher. Schauen Sie, dass Sie unter eine heiße Dusche kommen und sich rasieren. Es wird in diesem
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