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Die geheime Waffe

Die geheime Waffe

Titel: Die geheime Waffe
Autoren: Nicola Marni
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Umgebung sich rasch rot färbte. Der Mann wollte sich noch umdrehen, brach aber in der Bewegung zusammen und rollte die Treppe hinab.
    Da Torsten den Laserpunkt ganz kurz wahrgenommen hatte, glaubte er zu wissen, aus welcher Richtung der Schuss abgefeuert worden war. Dort aber war weit und breit nichts zu sehen. Erst als er den Feldstecher benützte, entdeckte er mehr als einen Kilometer entfernt einen dunklen Wagen, der eben Fahrt aufnahm.
    Torsten hechtete in sein Fahrzeug und legte einen Kavalierstart hin. Innerhalb kürzester Zeit erreichte er die Stelle, an der das fremde Auto gestanden hatte, und konnte es gerade noch mit dem bloßen Auge ausmachen.
    Er stürzte sich in die zweite Verfolgungsjagd an diesem Tag. Das Gaspedal trat er bis zum Anschlag durch und schnitt die Kurven so, als gäbe es auf der Welt keine Autos, die ihm entgegenkommen konnten. Das Dorf, das er auf der Hinfahrt durchquert hatte, kam in Sicht, doch Torsten war so konzentriert darauf, den Mörder zu verfolgen, dass ihm nicht bewusst war, wie schnell er durch den Ort fuhr. Eine Frau, die gerade aus einem Haus trat, wurde vom Fahrtwind gegen die Tür gedrückt und schimpfte empört hinter ihm her. Da bog er bereits um die nächste Kurve und sah den verfolgten Wagen nur noch gut zweihundert Meter vor sich. Doch von diesem Augenblick an ging alles schief.
    Vor dem Kirchhof stand ein Mann in grüner Schützenjacke und schwarzem Hut und starrte dem heranschießenden Wagen entsetzt entgegen. Er winkte verzweifelt, um Torsten aufzuhalten. Doch der fuhr mit zusammengebissenen Zähnen weiter und bemerkte erst im letzten Augenblick den mit Blumengirlanden geschmückten Wagen, der eben den Parkplatz verließ und auf die Straße einbog.
    Torsten riss das Steuer herum, aber es war zu spät. Er rammte
den Wagen mit voller Wucht und schleuderte ihn gegen zwei parkende Fahrzeuge. Zu seiner Erleichterung war sein Wagen noch fahrtüchtig, und so wollte er trotz des Unfalls den Mörder weiter verfolgen.
    Da versperrten ihm die Fahrer einiger Autos, die weiter vorne gewartet hatten, den Weg. Voller Wut trat Torsten auf die Bremse und ließ das Seitenfenster herab. »Verschwindet, ihr Idioten. Ich habe es eilig!«
    Es war nicht gerade der Tonfall, der den anderen angemessen erschien. Sie stiegen aus und kamen auf Torstens Wagen zu. Es waren große Kerle, jeder mindestens ein Meter fünfundachtzig groß und um die neunzig Kilo schwer. Andere Männer gleichen Kalibers keilten Torstens Wagen jetzt von hinten mit ihren Autos ein. In den Gesichtern stand Wut, und sie ballten trotz ihrer festlichen Kleidung die Fäuste.
    »Du bist wohl von allen guten Geistern verlassen, was? Rast wie ein Irrer durch den Ort. So etwas wie du gehört ungespitzt in den Boden geschlagen«, schrie einer der Männer. Weiter hinten stieg eine blutende Frau im Brautkleid aus dem beschädigten Auto und heulte Rotz und Wasser, während ihr Bräutigam daneben stand, als hätte ihn der Blitz gestreift.
    »Verdammt, Leute, ich muss weiter! Diese Sache hier können wir später regeln«, rief Torsten. Doch die handfesten Niedersachsen um ihn herum schüttelten schweigend den Kopf. Einer packte Torsten bei der Brust.
    »Das haben wir gern. Einen Unfall verursachen und dann abhauen wollen. Aber nicht mit uns, Bürschchen. Du bleibst schön hier, bis die Polizei kommt. Du kannst froh sein, wenn ich dir nicht vorher noch eins überziehe. Das ist nämlich meine Schwester, und ich mag es gar nicht, wenn ihr so ein Kerl wie du die Fahrt zum Standesamt versaut.«
    Er hielt Torsten kurz seine Pranke vor die Nase. Torsten trat einen Schritt zurück und hob beschwichtigend die Hände. »Lass den Scheiß, sondern organisiere lieber einen Arzt!
Ich habe den Wagen nicht mit Absicht gerammt, sondern bin hinter einem Mörder her.« Er wollte noch mehr sagen, doch jetzt drängten weitere Hochzeitsgäste hinzu, und die sahen ganz so aus, als wollten sie handgreiflich werden.
    Mit einem ärgerlichen Laut wich Torsten zu seinem Auto zurück und zog seine Waffe. »Halt, stehen bleiben. Sonst schieße ich!« Die Drohung wirkte auf die Festgäste ebenso, wie sie auf einen angreifenden Bullen gewirkt hätte, nämlich gar nicht.
    Wütend senkte Torsten den Lauf und jagte zwei Kugeln in den Asphalt der Straße. Jetzt erst hielten sie an und stierten ihn verdattert an.
    »Und nun schafft die Autos vor meinem Wagen weg!«, befahl Torsten. Er hatte zwar nicht mehr viel Hoffnung, das Mörderfahrzeug noch zu finden, wollte es
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