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Die geheime Waffe

Die geheime Waffe

Titel: Die geheime Waffe
Autoren: Nicola Marni
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Millisekunden später das tödliche Geschoss eingeschlagen hatte.
    »Ein blauer Ziellaser! Ich wusste gar nicht, dass es die Dinger bereits auf dem freien Markt zu kaufen gibt«, rief sie verblüfft aus.
    Torsten schnaubte. »Den gibt es nicht zu kaufen! Blaue Ziellaser dieser Präzision findest du nur in den geheimsten Waffenarsenalen der USA, vielleicht auch noch in Russland – und bei uns! Es ist unmöglich, an einen solchen heranzukommen. Kannst du die entsprechende Sequenz des anderen Mordes
abspielen? Wir sollten auch dort den Augenblick vor dem Einschlag der Kugel kontrollieren.«
    Erneut flogen Petras Finger über die Tasten. Das Bild des Predigers verschwand vom Bildschirm und machte dem eines Europäers mit schwammigem Gesicht und glasig schimmernden Augen Platz. Der Mann trug Jeans und einen dicken Pullover.
    »Wer sind die Opfer eigentlich?«, fragte Petra. Sie war ein Genie am Computer und baute feinmechanisches Werkzeug von höchster Präzision, interessierte sich jedoch kaum für das Tagesgeschehen.
    »Der Kerl in dem komischen Nachthemd ist Asad al Wahid. Er war einer der muslimischen Hassprediger, die schneller aus dem Boden schießen, als wir sie abschieben können. Er hatte im Ruhrgebiet eine kleine Gemeinschaft um sich versammelt und stand in direkter Konkurrenz zu einem anderen Imam, der die hiesigen Muslime dazu aufgefordert hat, sich als Bürger in unserem Land zu integrieren und die deutschen Gesetze anzuerkennen, ohne dabei den eigenen Glauben zu verleugnen. Es gab mehrfach heftigen Streit zwischen den beiden. Schließlich hat Asad al Wahid seinen Konkurrenten als Verräter am Glauben bezeichnet, der vernichtet werden müsse.
    Wenige Tage später stand kurz nach Mitternacht das Haus des moderaten Imams in Flammen, von den Bewohnern überlebte niemand. Das Tragische ist, dass sich unter den Toten auch Gäste mit insgesamt acht Kindern befunden hatten. Al Wahid wurde verhaftet, aber es gab keine anderen Beweise als die Predigt gegen seinen Konkurrenten, von der wir nur erfahren haben, weil sie einigen liberalen Moslems übel aufgestoßen ist. Seine Verteidiger stellten den Brandanschlag als Werk von Rechtsradikalen hin, was glaubhaft wirkte, weil irgendein kahlköpfiger Idiot im Internet verkündet hatte, es sei die Tat eines ›aufrechten Patrioten‹ gewesen, nämlich die seine. Natürlich war er es nicht. Aber dem Gericht blieb nichts anderes übrig, als Al Wahid laufen zu lassen.«

    Petra war blass geworden. »Acht Kinder, sagst du? Das ist ja schrecklich.«
    »Allein dafür hätte Al Wahid hinter Gitter gehört, denn ich habe keinen Zweifel daran, dass der Kerl hinter dem Anschlag steckt. Aber es fehlten die Beweise. Es ist nicht einfach, Vertrauensleute in solche Gruppen einzuschleusen, und wenn es einer geschafft hat, lässt man ihn nicht gleich wegen der ersten Sache wieder auffliegen.«
    »Haben wir tatsächlich einen Informanten unter Al Wahids Anhängern?«, fragte Petra ungläubig.
    Torsten verzog das Gesicht. »Keine Auskunft ohne meinen Rechtsanwalt! Auf jeden Fall bin ich der Ansicht, dass der Kerl bekommen hat, was er verdiente.«
    »Und was ist mit dem?« Petra wies auf den Mann in Jeans und Pullover, dessen Bild immer noch wie eingefroren auf dem Monitor stand.
    »Der Kerl ist im letzten Jahr als Kindermörder angeklagt worden. Von der Sache hast du sicher gehört. Zwei kleine Mädchen sind aufs Widerlichste vergewaltigt und schließlich getötet worden. Der Verteidiger des Angeklagten konnte einen Verfahrensfehler geltend machen und seinen Mandanten bis zu einer Wiederholungsverhandlung freiboxen. Wie sich später herausgestellt hat, wollte sich der Kerl nach Südamerika absetzen. Freunde von ihm aus der Pädophilenszene hatten seine Flucht bereits organisiert.«
    Petra nickte bedrückt. »Davon habe ich gehört. Immerhin soll es sich um den größten Justizskandal der vergangenen Jahre gehandelt haben.«
    Während sie sprach, tippte sie weiter, bis die Gestalt des Kindermörders so vergrößert war, dass man ebenfalls den kleinen blauen Punkt eines Zielerfassungslasers erkennen konnte.
    »Der hat auch bekommen, was ihm zustand«, kommentierte Torsten trocken.
    Petra, die den Blick sonst kaum von ihrem Monitor lösen
konnte, drehte sich zu ihrem Kollegen um. »Weißt du, was du da sagst? Du klingst genauso wie einer dieser Radikalinskis, denen ein Menschenleben nichts gilt. Wenn diese Männer wirklich das getan haben, wessen man sie beschuldigt, dann gehören sie den
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