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Die geheime Waffe

Die geheime Waffe

Titel: Die geheime Waffe
Autoren: Nicola Marni
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in Afghanistan verlängerte. Wäre er so zurückgekehrt, wie es ursprünglich geplant gewesen war, hätte die junge Ärztin wohl nie das Apartment in jenem Hochhaus in München-Neuperlach bezogen, in dem sie kurz darauf umgebracht wurde.
    Petra seufzte. Wenn Torsten nicht bald über Andrea Kirschbaums Tod hinwegkam, würde sie mit ihrem gemeinsamen Vorgesetzten Major Wagner darüber sprechen müssen. So konnte es nicht weitergehen.
    Torsten stieß sich von der Wand ab. »Kannst du feststellen, ob der dritte Tote auch mal mit der Justiz aneinandergeraten ist?«

    Petra tippte rasch ein paar Befehle ein, und auf dem Bildschirm erschienen mehrere Seiten aus dem Archiv der Ebersberger Zeitung. Während sie die Seiten langsam vorwärtsscrollte, lasen beide die Texte durch und sahen sich schließlich konsterniert an.
    Torsten schlug sich mit der rechten Faust in die linke Hand. »Das ist doch nicht zu fassen! Da fährt dieser Kerl im besoffenen Zustand mit seinem Protzauto zu schnell in eine Kurve, streift einen Kleinbus, der dadurch von der Straße abkommt und einen Abhang hinabstürzt, und dem Fahrer des anderen Fahrzeugs wird die Hauptschuld zuerkannt.«
    »Sag jetzt bloß nicht, der Mann hätte ebenfalls nur das bekommen, was er verdient hat«, warf Petra bissig ein. Auch sie war schockiert über den Verlauf des Prozesses, bei dem die Verteidiger alle Register gezogen hatten, um ihren Mandanten als unschuldig hinzustellen.
    »Ich sage es nicht, auch wenn es mir schwerfällt. Der Fahrer des Kleinbusses, eine Begleitperson und sechs behinderte Kinder sind dabei ums Leben gekommen – und der Unfallverursacher wurde gerade mal zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt. Irgendwie ist unser Justizsystem aus dem Gleichgewicht geraten.«
    »Du kannst nicht wegen eines Urteils, das dir nicht passt, gleich das ganze System verdammen«, wies Petra ihn zurecht.
    Torsten zuckte mit den Schultern. »Da der Mörder die geheime Munition verwendet hat, muss er auch das dazugehörige Gewehr besitzen. Das verrät schon der Laserpunkt. Lass mich mal bitte von deinem Apparat aus telefonieren.«
    Torsten wählte die Nummer seines Vorgesetzten. »Herr Major, Petra und ich haben die Aufnahmen, die die Überwachungskameras während der Morde aufgezeichnet haben, noch einmal analysiert. Wir sind davon überzeugt, dass der Täter ein Gewehr mit einem blauen Zielerfassungslaser benutzt hat. Sie wissen, was das heißt!«

    Wagners Antwort bestand aus einem Fäkalausdruck, der es in sich hatte. Dann fasste er sich wieder. »Ich hatte es befürchtet. Man kann die Patrone 21 nur mit einem Spezialgewehr wie dem unseren abschießen. Renk, da ist eine Teufelei im Gange!«
    »Der Kerl verfügt über einen Nachbau unseres angeblich supergeheimen SG21 und macht damit Zielschießen auf Leute, die aus dem Gefängnis entlassen wurden. Es ist nicht zu fassen«, antwortete Torsten mit einem bitteren Auflachen.
    »Mir ist nicht nach Lachen zumute!«, fuhr Wagner ihn an. »Verdammt, Renk! Wir haben unsere Entwicklungsabteilung und die Firma, in der die Waffe gefertigt wurde, von oben bis unten durchleuchtet. Alle schwören Stein und Bein, dass sie die Pläne nicht weitergereicht haben. Und ich glaube diesen Leuten! Der Plan der Waffe wurde aus Sicherheitsgründen nie im Ganzen außer Haus gegeben. Selbst die Arbeiter in der Fabrik haben nur die Detailpläne für das jeweilige Werkstück zu Gesicht bekommen.«
    »Trotzdem läuft ein Kerl frei herum, der diese Waffe benutzt und die gleiche weit tragende Munition verwendet«, konterte Renk. »Da ist etwas oberfaul!«
    »Schön, dass Sie es endlich kapiert haben, Renk. Oder glauben Sie, ich habe Sie aus Spaß auf diese Sache angesetzt? Verschaffen Sie mir mehr Informationen, und zwar so schnell wie irgend möglich. Wenn bekannt wird, dass wir nicht in der Lage sind, unsere geheimsten Pläne sicher zu verwahren, bekommen wir von unseren NATO-Partnern nicht einmal mehr die Blaupause eines Karabiners aus dem Ersten Weltkrieg zu sehen. Was das für unsere Waffenindustrie bedeutet, können Sie sich vorstellen.«
    »Mir kommen gleich die Tränen!« Torsten ärgerte sich über Wagners harsche Art, obwohl er begriff, dass sein Vorgesetzter tief in der Bredouille steckte. Wagner gab nur den Druck weiter, der von höheren Rängen auf ihn ausgeübt wurde.

    »Weinen Sie aber nicht zu lange, sondern tun Sie was!« Mit diesen Worten warf Wagner das Telefon auf die Gabel.
    Torsten legte ebenfalls auf und blickte Petra auffordernd
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