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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung
Autoren: Polly Shulman
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verwahrt, oder? Dann sollte es kein Problem sein, dir das zurückzugeben … ach, ich denke, da haben wir es ja.«
    Etwas Hartes und Verwinkeltes klapperte aus dem
Kuduo
heraus, fiel ins Gras und zerdrückte den Löwenzahn. Doc Rust nahm es auf und drehte es hin und her.
    »Was ist das?«, fragte Anjali.
    »Jemandes Willensstärke.«
    »Aber wessen?«
    »Ich bin mir nicht sicher – ich denke, es gehört demjenigen, der mich in die Kugel eingesperrt hat. Wir werden es bald herausfinden. Ich werde es einsetzen, um die Person herbeizurufen. Du musst demjenigen gehorchen, der über deine Willensstärke verfügt.« Er band sich ein Ende des seltsamen Pfands um den Finger und zog es fest. »So, er ist auf dem Weg hierher.«
    »Hierher?«, fragte ich.
    Der Doc nickte.
    »Sind Sie sicher, dass nichts passieren kann?«
    »Ich bezweifle, dass derjenige mich verletzen wollte. Wallace Stone hatte die Willensstärke dieser Person, und jetzt habe ich sie. Ich werde nicht zulassen, dass sie irgendjemandem weh tut. Wer hat den Goldenen Schlüssel? Aaron? Würdest du bitte dem Neuankömmling das Tor öffnen?«
    »Aber gern«, sagte Aaron.
    »In der Zwischenzeit könnte der Rest von euch vielleicht all dies zurück in das
Kuduo
befördern, da ich gerade alle Hände voll habe.« Er deutete auf die sich windende Willensstärke.
    »Ich mach das.« Eifrig hob Jaya Dinge auf und stopfte sie wahllos in das
Kuduo
.
    »Vorsichtig, Jaya. Einiges davon ist … empfindlich.«
    Anjali und ich halfen ihr. Es war eine unbequeme Arbeit. Jedes der Dinge sah abstoßend aus, einige so sehr, dass ich sie nicht berühren mochte. Jaya hatte keine solchen Skrupel.
    »Was ist das denn?«, fragte sie, während sie etwas Langes, Durchscheinendes, das wie ein Pullover geformt war, hochhielt. Ich konnte es kaum scharf sehen.
    »Ist das der flüchtige Tarnmantel?«, fragte ich.
    »Nein, ich glaube, das ist jemandes Sinn für Privatsphäre«, sagte Dr.Rust.
    »Wie funktioniert das wohl?« Jaya drehte es um und um und stach in die Falten.
    »Lass das, Jaya. Das geht dich nichts an«, ermahnte ich sie.
    Sie lachte. »Es ist offenbar nicht deiner. Dein Sinn für Privatsphäre funktioniert ausgezeichnet.« Sie quetschte es ins
Kuduo
.
    »Ich will auch helfen«, kündigte André an. Er packte Dinge an der Ecke und hielt sie hoch.
    »Danke, André«, sagte ich, sammelte den Rest von etwas Großem und Orangenem auf und stopfte es in das Gefäß. Es schien zuerst nicht zu passen, aber dann glitt es doch hinein.
    »Oh, da ist Aarons Erstgeborenes«, sagte Anjali.
    »Baby«, sagte André und piekste es mit einem Finger.
    »Ich mach das«, sagte ich und sammelte es rasch ein. Ehe ich es in das
Kuduo
zurückgleiten ließ, hielt ich es eine Minute vor mich. Es zitterte ein wenig – oder zitterte ich?
    »Hier ist auch dein Richtungssinn«, sagte Anjali und hielt ihn mir hin. Er floss über ihre Finger hinweg.
    »Würdest du ihn bitte wegpacken? Mir wird schon schwindlig, wenn ich ihn nur anschaue.«
    »Selbstverständlich.« Sie faltete ihn sorgfältig und verstaute ihn im
Kuduo
.
    Nach kurzer Zeit tauchte Aarons Kopf am anderen Ende der Lichtung auf. Er kam auf uns zu, wobei er sich unter zwei Wasserstrahlen hinwegducken musste. Jemand war bei ihm. Wir setzten uns alle aufrecht hin.
    »Martha«, sagte Dr.Rust und hielt ihre Willensstärke hoch. »Ist das deine?«
    »Oh, ihr seid frei. Ihr habt sie wieder! Gott sei Dank.« Ms.Callender warf sich beinahe auf Doc Rust, hielt dann inne und sah uns an, als ob ihr etwas unangenehm wäre.
    »Bitte setz dich, Martha.« Dr.Rust klang streng, aber nicht zornig.
    Sie setzte sich ungeschickt ins Gras, das runde Gesicht vor lauter Sorge ganz verwinkelt.
    »Hast du das als Pfand hinterlegt? Ich habe keinen Papierstreifen darüber gefunden«, sagte Dr.Rust, wobei er mit der Willensstärke gestikulierte.
    Sie schnitt eine Grimasse, sagte aber nichts.
    »Oh, ich verstehe. Du kannst mir nicht antworten. Wallace Stone hält deine Zunge im Zaum, nicht wahr? Das bringe ich gleich in Ordnung.« Er drehte ihren Willen in eine andere Richtung.
    Ms.Callender seufzte und entspannte sich. »Viel, viel besser. Danke, Lee!«
    »Kannst du jetzt reden? Über Wallace, meine ich.«
    »Ich glaube schon.«
    »Was ist denn nun mit dem Papierstreifen passiert?«
    »Ich habe ihn ausgefüllt und abgeheftet, aber Wallace zwang mich, ihn zu zerreißen, als er das
Kuduo
hatte und über meinen Willen verfügte«, sagte Ms.Callender. »Es tut mir so leid! Ich
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