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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut
Autoren: Brigitte Riebe
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sie überzeugen müssen .
    Susanna hob den rechten Arm und berührte kurz ihre linke Hand an der Außenkante.
    Schwierig! Wir werden uns nicht anbiedern. Nicht einmal hier.
    Katharinas Blick war diesem stummen Dialog gefolgt. Ihr Mund hatte dabei seine Härte verloren.
    »Ich kann euch nicht mehr als eine Kammer anbieten. Ja, ihr kommt aus einem Kloster, das weiß ich jetzt, sonst wären euch diese Zeichen nicht bekannt.« Ihre Stimme klang neutral. »Dazu freie Kost. Wenn die Herrn Studenten, die bei uns untergekommen sind, endlich ihre Börse zücken, möglicherweise auch ein paar Heller. Aber die Arbeit ist hart, beginnt früh und endet spät. Zeit zum Ausruhen gibt es kaum.«
    »Daran sind wir gewöhnt«, sagte Susanna. »An harte Arbeit in einem christlichen Haus.«
    Eine Antwort, die Katharinas Augen aufleuchten ließ.
    »Wir könnten es miteinander versuchen«, sagte sie. »Einen Monat zunächst. Danach sehen wir weiter.«
    Jan stellte Hansi zurück auf den Boden, der sofort zu weinen begann.
    »Dann seid ihr also einig geworden«, sagte er. »Und ich kann zurück in die Werkstatt. Der Meister erwartet mich sicherlich bereits.«
    »Fliegen! Fliegen!«, plärrte Hansi und streckte ihm trotzig die Ärmchen entgegen.
    »Ganz bald wieder«, versprach ihm Jan, sah aber dabei Susanna eindringlich an. »Ich hoffe, ich bekomme nur Gutes über euch zu hören.«
    Sie starrte zu Boden. Wenn er nur endlich weg wäre!
    Seine bloße Anwesenheit schien ihre Haut zu verbrennen. Und wenn er schließlich doch noch sein freches Mundwerk auftat und preisgab, dass sie versucht hatte …
    Jan schien dies nicht vorzuhaben, zumindest nicht heute. Er zog sich die Schaube halb über den Kopf, weil die ersten dicken Tropfen fielen, machte auf dem Absatz kehrt und ging schnell davon.
    »Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man alles verloren hat«, drang Katharinas Stimme nach einer Weile an Susannas Ohr. »Vielleicht kann euch ja das ehemalige Schwarze Kloster zur neuen Heimat werden.«
    »An uns soll es nicht liegen.« Bini machte einen unüberlegten Schritt nach vorn. Sofort wurde ihr Gesicht weiß und spitz vor Schmerz.
    »Das mit deinem Fuß muss ich mir gleich einmal näher ansehen. Hab schon gesehen, wie unbeholfen du humpelst. Was ist es? Bloß wundgelaufen oder ein Fremdkörper, der sich ins Fleisch gebohrt hat?«
    Binis Augen schienen auf einmal übergroß. Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder, ohne einen Laut von sich zu geben.
    »Keine Angst, das wird schon wieder! Komm mit mir in die Küche, wo ich nebenan in der Speisekammer meine Kräuter aufbewahre. Dort wird sich sicherlich das Richtige für dich finden.« Katharina legte Susanna die kleine Elisabeth in den Arm. »Kennst du dich mit kleinen Kindern aus?«, fragte sie, ohne eine Antwort abzuwarten. »Nun, wenn nicht, dann wirst du es hier ganz schnell lernen. Schau nur, Hansi zupft schon verstohlen an deinem Rock!«
    *
    Der Alte hatte übelste Laune, das erkannte Jan schon beim Ein treten. Den Kopf nach vorn gereckt, den massigen Hals eingezogen, starrte Lucas Cranach finster auf die Risszeichnung, die sein Geselle Ambrosius auf eine mit Kreidegrund bearbeitete Holztafel übertragen hatte.
    »Ich weiß wirklich nicht, weshalb ich dich überhaupt noch weiter durchfüttere«, brummte Cranach. »Das würde sogar mein Sohn Hans besser hinbekommen – und der ist gerade mal im zweiten Lehrjahr.«
    Der fünfzehnjährige Hans Cranach begann breit zu grin sen, während Ambrosius’ eckige Schultern noch tiefer sackten. Der hartnäckige Husten, der den Gesellen den ganzen Winter über gequält hatte, war noch nicht gänzlich verschwunden und hatte nicht nur das Fleisch von seinen Knochen gefressen, sondern ihn zudem noch anfällig für allerlei wei tere Leiden gemacht. Dabei war er einer der Besten, was Landschaften betraf, und das wusste der Alte nur zu genau. Trotzdem hatte er ausgerechnet Ambrosius damit beauftragt, das ungleiche Paar, einen betagten Mann und sein junges Weib, zu skizzieren.
    Die Pest, die Wittenberg im vergangenen Jahr gebeutelt hatte, hatte auch die Besetzung der Werkstatt stark dezimiert. Zwei Gesellen und drei Lehrlinge waren an der Seuche gestorben. Jetzt gab es außer Jan und Ambrosius nur noch die Gesellen Simon und Paul, beide ungefähr in Jans Alter, sowie die zwei Cranach-Söhne Hans und Luc, die vom Vater ausge bildet wurden. Nachschub sollte irgendwann eintreffen, denn Cranachs Kunst war im ganzen Reich bekannt.
    Die Frage war lediglich,
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