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Die gefangene Braut

Die gefangene Braut

Titel: Die gefangene Braut
Autoren: Johanna Lindsey
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immer und redete mit sich selbst und mit den Pferden. Vom alten Peter lernte Christina die Wörter, die alles andere als damenhaft waren und von denen sie die meisten gar nicht verstand. Doch eines Tages hatte Tommys Vater sie entdeckt, als sie sich am Dachboden versteckt hatten. Beide wurden übel ausgescholten, und Christina durfte lange nicht mehr in die Nähe der Ställe der Huntingtons kommen.
    Christina war nicht mehr der Lausbub, der sie gewesen war. Sie trug jetzt Kleider anstelle der Hosen, die Johnsy für sie hatte anfertigen lassen, weil sie sich immer schmutzig machte und ihre Kleider zerriß. Sie war jetzt eine Dame, und sie genoß es, das zu sein.
    Christina stieg aus der Badewanne und zog sich ein kühles Baumwollkleid mit einem Blumenmuster an. Ihr fiel auf, daß es nicht modisch war, aber sie wollte sich für ihre Einkäufe etwas anziehen, worin sie sich wohl fühlte. Sie kämmte ihr langes, goldenes Haar und steckte es dann zu Löckchen und Ringeln auf. Mit dem Hut in der Hand, den sie tragen würde, ging sie die Treppe hinunter, um zu frühstücken.
    Hinter einer der Türen, die von dem Korridor abgingen, fand sie den Frühstücksraum. John saß mit Howard und Kathren Yeats an einem riesigen Tisch. Sie roch den Duft des Schinkens und der Apfelküchlein, der Eier und der süßen Brötchen, unter denen sich der Tisch bog.
    »Christina, meine Liebe. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr wir uns freuen, Sie bei uns zu haben.« Kathren Yeats lächelte sie aus freundlichen grauen Augen an. »Wir haben John gerade von den Partys erzählt, zu denen wir eingeladen sind, und es wird auch einen großen Ball geben, den Sie unbedingt aufsuchen müssen, ehe die Zeit Ihres Aufenthalts bei uns abläuft.«
    Howard Yeats mischte sich ein. »Für den Anfang findet heute abend im Haus eines Freundes eine förmliche Essensgesellschaft statt. Aber machen Sie sich keine Sorgen – die jüngeren Leute werden ebenfalls dort vertreten sein«, sagte er lachend.
    Howard und Kathren Yeats waren Ende Vierzig, ein fröhliches und gesundes Paar, das ständig unterwegs war und jeden einzelnen Moment auskostete. Christina und John kannten die beiden schon immer, denn es waren alte Freunde der Familie.
    »Ich kann es gar nicht erwarten, rauszugehen und mir die Stadt anzuschauen!« sagte Christina, die sich von allem etwas auf den Teller tat. »Ich will heute meine Einkäufe erledigen. Kommen Sie mit, Kathren?«
    »Selbstverständlich, meine Liebe. Wir gehen in die Bond Street. Sie ist gleich um die Ecke, und dort ist ein Laden neben dem anderen.«
    »Ich wollte dich selbst schon begleiten, da ich ohnehin nicht mehr schlafen kann. Ich muß auch ein paar Dinge besorgen«, bemerkte John. Er hatte keineswegs vor, Crissy ohne seine Begleitung in die gefährliche Stadt ziehen zu lassen, selbst dann nicht, wenn Kathren Yeats mitkam.
    John wirkte immer noch müde, aber vielleicht war er genauso aufgeregt wie sie, dachte Christina. Ein Mädchen füllte ihre Tasse mit dampfend heißem Tee, während sie in großen Bissen schmackhaften Schinken mit Eiern verschlang.
    »Ich bin sofort soweit«, sagte Christina, als sie merkte, daß alle außer ihr schon gegessen hatten.
    »Laß dir Zeit, mein Kind«, sagte Howard Yeats, auf dessen rotbäckiges Gesicht ein belustigter Ausdruck getreten war. »Du hast alle Zeit auf Erden.«
    »Howard hat recht, Crissy. Iß nicht so schnell«, schalt John sie aus. »Du wirst deine Einkäufe verschieben müssen, weil du Bauchweh bekommst.«
    Alle lachten, aber Christina aß keineswegs langsamer weiter. Sie wollte sich sofort auf den Weg machen. Sie hatte nicht damit gerechnet, sich an ihrem ersten Abend in der Stadt für einen offiziellen Anlaß kleiden zu müssen. Sie hatte nur ein Abendkleid mitgenommen, das sie für Lord Huntingtons letzten Ball hatte anfertigen lassen.
    Den gesamten Morgen und einen Teil des Nachmittags verbrachten sie damit, von einem Laden in den nächsten zu gehen. Es gab ein paar Läden, in denen man Kleider von der Stange kaufen konnte, aber Christina fand nur drei Straßenkleider, die ihr zusagten, und dazu die passenden Schuhe und Hüte. Ein Abendkleid konnte sie nirgends finden, und daher verbrachten sie die übrige Zeit damit, ihre Maße nehmen zu lassen und Stoffe und Borten auszusuchen. Sie gab drei Abendkleider und zwei weitere Straßenkleider in Auftrag, jeweils mit den passenden Accessoires.
    Die Näherin sagte, es würde mindestens vier Tage dauern, bis ihre Garderobe
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