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Die Gefährtin des Vaganten

Die Gefährtin des Vaganten

Titel: Die Gefährtin des Vaganten
Autoren: Andrea Schacht
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es sein könnte, wäre ich in Konstanz geblieben.«
    »Wie sollen wir Euch nennen?«, fragte Piet.
    »Magister Hagan, wenn’s beliebt. Als einer der Euren, doch bewandert in der Schrift. Mag sein, dass ich ein paar Groschen damit verdienen kann.«
    »Wird gehen«, nickte der Löffelschnitzer.
    »Gut denn. Was brachte dich zu Tode, Magister?«, wollte die Zwergin wissen.
    »Die Trauer. Man wird die Leiche meiner Geliebten finden und eine Bischofsmütze am Ufer. Wen mein Schicksal kümmert, der wird sich zusammenreimen, was geschah.«
    »Dünne Geschichte.«
    »Mir fiel auf die Schnelle nichts Besseres ein.«
    »Was tatest du dem Weib an?«
    »Ich? Nichts. Zwei Mordbuben überfielen sie, just als ich mich mit ihr treffen wollte. Einem brach ich das Genick, der andere entkam zunächst.«
    »Also nicht nur Wabbelbauch.«
    Der Magister grinste schief. Dann aber wurde er wieder ernst. »Die Gesellen waren mir nicht fremd, und der, der entkam, erkannte mich. Besser, ich bin jetzt tot.«
    »Wer war’s?«
    »Gobel und Coen. Vor fünf Jahren wollten sie mich schon einmal vom Leben zum Tode befördern.«
    »Erfolglos, wie man sieht.«
    »Und nicht ohne Schrammen für sie.«
    »Was suchten sie in Konstanz?«
    »Was sucht das Gesindel in Konstanz, Piet?«
    »Geld, Macht, Intrige, wie alle. Warum brachten sie deine Geliebte um?«
    »Ich werde es herausfinden.« Magister Hagan trank seinen Wein aus und starrte einen Augenblick trübe in die Flammen. »Ich begegnete ihr zufällig, schon vor einigen Tagen. Meine Geliebte war sie nicht mehr; ich habe sie vor zwölf Jahren aus den Augen verloren. Doch wollte ich ihr helfen. Sie hat einen harten Weg eingeschlagen. Sie gehörte zu den Huren, die mit einer Gruppe aus Köln angereist waren. Coen und sein Kumpan waren die Zuhälter, die sie begleiteten.«
    »Das Gewissen zwickte dich, Magister?«, fragte Inocenta.
    »Das tat es und tut es noch. Nicht nur dass ich Hanna gerne aus den Fängen der Zuhälter befreit hätte, um ihr ein anständiges Leben zu ermög­lichen. Ich erfuhr von ihr auch, dass sie ein Kind von mir hat.«
    »Scheiße.«
    »Weiß ich nicht, Piet. Eine Tochter, Melle. Sie lebt bei ihrer Tante in Limburg. Hanna hat Geld bei einem Kölner Juden deponiert, das sie als Mitgift erhalten soll.« Wieder starrte er ins Feuer. »Hätte ich früher davon gewusst, hätte ich mich um sie gekümmert.«
    »Manche Huren halten ihr Geld ganz ordentlich zusammen«, meinte die Dicke.
    »Ja, und manche verkaufen sich ordentlich teuer. Wenn sie ein hübsches Weib war …«
    »War sie, und flink im Geist. Aber sie hat sich vermutlich mit einigen Leuten gemein gemacht, die diesen flinken Witz für ihre Zwecke ausnutzten.«
    »Spitzeldienste?«
    »Scheint so. Und zwar übelster Art. Sie hat ihre Freier für einen Priester ausgeholt.« Magister Hagan gab einen verächt­lichen Laut von sich. »Sie hatte sich eine passende Meinung vom Klerus gebildet, und mich lachte sie herzhaft aus, als sie von meinem Stand erfuhr. Ich kann sie verstehen, Piet. Schaut euch doch die Posse an, die dort drüben bei dem Konzil aufgeführt wird.«
    »Drei Päpste, einer ein uralter Tattergreis, der andere ein Ehrgeizling und der dritte ein wüster Söldner ohne Gottesfurcht – eine hübsche Besetzung für eine Posse, da hast du recht.«
    »Und mich hielt sie für einen Teil dieses würdelosen Schauspiels.«
    »Ja nun, Magister – warum sonst bist du hier?«
    Magister Hagan seufzte.
    »Aus freien Stücken nicht, aber das ist eine andere Geschichte. Und nun hat sie eine neue Wendung genommen, und sei versichert, dass ich euch dankbar bin, dass ihr meinen Leichnam aus dem Rhein gefischt habt.«
    » Do ut des .«
    »Ein guter Grundsatz – zu geben, damit man gibt.«
    »Er spricht schon wieder so geschwollen«, murrte der Löffelschnitzer. »Und der andere fängt auch schon so an.«
    »Außerdem hat er schon gegeben, dieser Magister Ha­­gan«, kicherte Inocenta. »Damals, in Speyer. Was hast du jetzt vor, Magister?«
    »Für ein paar Wochen unsichtbar zu werden. Das dürfte meiner Gesundheit zuträglich sein.«
    »Sicher bekömm­licher als ein Messer zwischen den Rippen.«
    »Ich muss nach Speyer, um Geld zu beschaffen, und dann will ich nach Limburg, um meiner Tochter die Nachricht über den Tod ihrer Mutter zu überbringen. Und die dritte Station wird Köln sein.«
    »Was willst du dort?«
    »Mit dem Erzbischof Dietrich ein Huhn rupfen.«
    »Wegen der Häscher?«
    »Die in seinen Diensten stehen und mir nach
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