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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2
Autoren: jemisin
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damit man die unglückseligen Leute, die dort mit blankem Hintern auftauchten, besser auslachen konnte. »Wenn Ihr zum Markt geht, werdet Ihre Eure Familie wahrscheinlich finden.«
    »Oh, der Lady sei Dank«, sagte die Frau. Dieser Satz hatte in meinen Ohren schon immer seltsam geklungen. »Ich danke Euch. Ich habe Sachen über diese Stadt gehört... Ich wollte nicht herkommen, aber mein Mann — er ist aus Hochnord — wollte den Baum der Lady sehen.« Sie stieß einen langen Atemzug aus. »Wie komme ich zu dem Markt?«
    Endlich. »Nun, er ist in Westschatten. Das hier ist Ostschatten. Wescha, Oscha.«
    »Wie bitte?«
    »Das sind die Namen, die hier gebräuchlich sind, falls Ihr nach dem Weg fragen müsst.«
    »Oh. Aber ... Schatten? Ich hörte, dass die Leute dieses Wort benutzen, aber der Name der Stadt ist...«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie gesagt, die Menschen, die hier leben, benutzen diesen Namen nicht.« Ich zeigte nach oben, wo ich undeutlich die geisterhaften grünen Wellen des ständig rauschenden Blätterdachs des Weltenbaums ausmachen konnte. Die Wurzeln und der Stamm waren dunkel für mich, und die lebendige Magie des Baums blieb verborgen unter der äußeren Rinde, die einige Fuß dick war. Seine zarten Blätter aber tanzten und glitzerten an der Grenze meiner Sehkraft. Manchmal beobachtete ich sie stundenlang.
    »Wir haben hier nicht viel von Elysium«, sagte ich. »Seht Ihr?«
    »Oh. Ich ... ich verstehe.«
    Ich nickte. »Ihr müsst die Kutsche bis zur Wurzelwand an der Sechsten Straße nehmen. Von dort nehmt entweder die Fähre oder lauft über den aufgeschütteten Pfad im Tunnel. Um diese Tageszeit dürften sie die Laternen für die Auswärtigen voll aufgedreht haben, also sollte das kein Problem sein. Es gibt nichts Schlimmeres, als in der Dunkelheit durch die Wurzel zu laufen — nicht, dass mir das etwas ausmacht.« Ich grinste sie an, damit sie sich nicht unbehaglich fühlte. »Man glaubt gar nicht, wie viele Leute sich über ein wenig Dunkelheit aufregen können. Also, wenn Ihr auf der anderen Seite angekommen seid, befindet Ihr Euch in Wescha. Ihr könnt entweder eine der Mietkutschen nehmen, die man dort überall findet, oder zum Sonnenmarkt laufen. Es ist nicht weit. Lasst den Baum zu Eurer Rechten liegen un...«
    Da war wieder dieses Entsetzen in ihrer Stimme, als sie mich unterbrach. »Diese Stadt ... Wie soll ich denn ... Ich werde mich verlaufen. O Dämonen - und mein Mann ist da noch schlimmer. Er verläuft sich ständig. Er wird versuchen, hierher zurückzufinden, und ich habe den Geldbeutel, und ...«
    »Kein Problem«, sagte ich mit vielgeübtem Mitleid. Ich beugte mich über den Tisch, achtete sorgfältig darauf, nicht die geschnitzten Holzskulpturen zu verschieben, und zeigte auf das andere Ende der Künstlerzeile. »Wenn Ihr möchtet, kann ich Euch einen guten Führer empfehlen. Er wird Euch schnell dorthin geleiten.«
    Ich nahm an, dass sie dafür zu geizig war. Ihre Familie hätte in der Gasse verprügelt, beraubt und in Felsen verwandelt werden können. War dieses Risiko wirklich das bisschen Geld wert, das sie gespart hatten? Ich hatte Pilger noch nie verstanden.
    »Wie viel?«, fragte sie und klang bereits unsicher.
    »Das müsst Ihr den Führer fragen. Soll ich ihn herbeirufen?«
    »Ich ...« Sie trat von einem Fuß auf den anderen, und man roch förmlich ihren Widerwillen.
    »Oder Ihr könntet das hier kaufen«, schlug ich vor. Ich drehte mich geschmeidig in meinem Stuhl um und hob eine kleine Schriftrolle auf. »Das ist eine Karte. Darauf sind auch alle Götterpunkte verzeichnet, also jene Orte, die von Gottkindern mit Magie versehen wurden, wie zum Beispiel jene Gasse.«
    »Mit Magie ... Ihr meint, das hat ein Gottkind getan?«
    »Wahrscheinlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schreiber sich damit abgeben, Ihr etwa?«
    Sie seufzte. »Wird diese Karte mir helfen, diesen Markt zu erreichen?«
    »Oh, natürlich.« Ich entrollte die Karte, damit sie einen Blick darauf werfen konnte. Sie starrte eine ganze Weile darauf und hoffte wahrscheinlich, dass sie sich den Weg zum Markt merken konnte, ohne die Karte kaufen zu müssen. Das konnte sie gerne versuchen. Wenn sie in der Lage war, sich die gewundenen Straßen Schattens, die auf der Karte noch zusätzlich von Baumwurzeln und gelegentlichen Notizen über diesen oder jenen Götterpunkt unterbrochen wurden, so leicht zu merken, dann verdiente sie einen kostenlosen Blick.
    »Wie viel?«, fragte sie schließlich und
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