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Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Die Gefährtin Des Lichts erbin2

Titel: Die Gefährtin Des Lichts erbin2
Autoren: jemisin
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vorstellen kannst. Jeder von uns hätte es gespürt. Wir wären gekommen, um nachzusehen. Aber Rolie hatte keine Feinde, warum sollte jemand ihr etwas antun wollen? Es sei denn ...« Er runzelte die Stirn. Seine Konzentration ließ nach, und gleichzeitig verblasste sein Bild. Seine menschliche Form verschwamm zu etwas Schimmerndem, das flüssig-grün war und wie die frischen Blätter eines Baumes roch. »Nein, warum sollte einer der beiden das getan haben? Das ergibt keinen Sinn.«
    Ich ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf die schimmernde Schulter. Nach einer Weile berührte er in schweigender Dankbarkeit meine Hand, aber mir war klar, dass die Geste ihn nicht getröstet hatte.
    »Es tut mir leid, Mad. Es tut mir so leid.«
    Er nickte langsam. Dann bekam er sich in den Griff und wurde wieder zum Menschen. »Ich muss los. Unsere Eltern ... jemand muss es ihnen sagen. Wenn sie es nicht bereits wissen.« Er seufzte, schüttelte den Kopf und stand auf.
    »Brauchst du etwas?«
    Er zögerte, und das war erfreulich. Es gibt gewisse Reaktionen, die ein Mädchen gern bei ihrem Geliebten sieht — und sei es auch nur ein verflossener Geliebter. Dieser Verflossene strich mit einem Finger über meine Wange, und meine Haut prickelte. »Nein. Aber danke.«
    Ich hatte nicht darauf geachtet, während wir uns unterhielten, aber inzwischen hatte sich eine Menge am Eingang der Gasse versammelt. Jemand hatte uns und die Leiche gesehen, und — wie in jeder Stadt — so hatte auch hier ein Gaffer weitere angezogen. Als Madding die Leiche aufhob, schnappten die Sterblichen, die zusahen, vernehmlich nach Luft, und ein entsetzter Aufschrei ertönte, als jemand seine Last erkannte. Rolie war also bekannt. Möglicherweise war sie eins der Gottkinder, die eine kleine Anhängerschar um sich versammelt hatten. Das bedeutete, dass die Nachricht sich bis zum Abend in der ganzen Stadt verbreitet haben würde.
    Madding nickte mir zu und verschwand. Zwei Schatten in der Gasse näherten sich und verweilten nahe der Stelle, an der Rolie gelegen hatte, aber ich sah nicht zu ihnen hin. Ich konnte Gottkinder immer sehen, es sei denn, sie gaben sich viel Mühe, unerkannt zu bleiben. Nicht alle mochten das. Es handelte sich wahrscheinlich um Maddings Leute. Er hatte einige Geschwister, die für ihn als Wachen und Helfer arbeiteten. Es würden bestimmt noch andere kommen, um ihren Respekt zu erweisen. Auch unter ihnen würde sich die Nachricht schnell verbreiten.
    Seufzend verließ ich die Gasse und drängte mich durch die Menge. Ich beantwortete ihre Fragen nur mit einem knappen: »Ja, das war Rolie«, und »Ja, sie ist tot«, bis ich endlich wieder meinen Tisch erreichte. Ru hatte sich zu Vuroy und Ohn gesellt. Sie nahm meine Hand, sorgte dafür, dass ich mich hinsetzte und fragte, ob ich ein Glas Wasser wollte — oder lieber einen kräftigen Drink. Fürsorglich wischte sie meine Hand mit einem Stofftuch ab. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass sich auf meinen Fingern Gottesblut befunden haben musste.
    »Mir geht es gut«, sagte ich, obwohl ich davon nicht unbedingt überzeugt war. »Aber ich könnte ein wenig Hilfe beim Einpacken gebrauchen. Werde wohl früher nach Hause gehen.« Ich hörte, dass andere Künstler entlang der Zeile dasselbe taten. Ein totes Gotteskind machte den Weltenbaum zur zweitinteressantesten Attraktion der Stadt. Für den Rest der Woche konnte ich mich schon auf schlechte Verkäufe einstellen.
    Also ging ich heim.
    Ich bin, müsst Ihr wissen, eine Frau, die von Göttern geplagt wird.
    Früher einmal war es schlimmer. Manchmal schien es, als ob sie überall seien: unter den Füßen, über dem Kopf, um Ecken herumspähend und unter Büschen lauernd. Sie hinterließen leuchtende Fußabdrücke auf den Gehsteigen. Ich konnte sehen, dass sie ihre eigenen Lieblingswege für Erkundungen hatten. Sie urinierten gegen die weißen Wände. Sie mussten das nicht tun, also urinieren meine ich, sie fanden es nur lustig, uns nachzuahmen. Ich fand ihre in Lichtspritzern geschriebenen Namen normalerweise an heiligen Orten. Auf diese Weise lernte ich lesen.
    Manchmal folgten sie mir nach Hause und machten mir Frühstück. Manchmal versuchten sie, mich zu töten. Gelegentlich kauften sie mir Kleinigkeiten und Statuen — zu welchem Zweck, konnte ich nie ergründen. Und ja, manchmal liebte ich sie.
    Ich habe sogar einmal einen in einem Abfalleimer gefunden. Das hört sich verrückt an, nicht wahr? Aber es ist wahr. Wenn ich, als ich mein Zuhause für
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